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LICHTENFELS: Hexen tanzen in der Walpurgisnacht

LICHTENFELS

Hexen tanzen in der Walpurgisnacht

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    Den schwarzen Ziegenbock bringt man heute nicht mehr mit Hexen in Verbindung, sondern die Kinder freuen sich über diese Geschöpfe im Tierpark.
    Den schwarzen Ziegenbock bringt man heute nicht mehr mit Hexen in Verbindung, sondern die Kinder freuen sich über diese Geschöpfe im Tierpark. Foto: Fotos: Andreas Motschmann

    Weit und breit ist der Abend vom 30. April auf den 1. Mai als Walpurgisnacht bekannt. Die Hexen flogen auf ihren Besen zum jeweiligen Hexentanzplatz. Vor dem Hexenritt bestrichen sie sich mit einer Hexensalbe. Die Zusammensetzung bestand aus verschiedenen Kräutern. Darunter war auch der „Donnerbart“, das ist nichts anderes als der uns bekannte Hauswurz. Jeder kennt wohl den Blocksberg in der Geschichte von der Kleinen Hexe, und immer noch aktuell sind die Geschichten von Bibi Blocksberg. Insgesamt sind im deutschsprachigen Raum um die 1100 Hexentanzplätze bekannt. Deshalb ranken sich viele Volkssagen um die Hexen.

    In Oberfranken gab es früher auch einige Hexentanzplätze. Der bekannteste ist das „Walberla“ bei Forchheim. Im Landkreis Lichtenfels sind in alten Quellen gleich drei Berge bekannt. Es ist der Staffelberg, der Kordigast und der weniger bekannte 438 Meter hohe Külmitz bei Altenkunstadt. In einer überlieferten Sage soll ein Bauer das Hexentreiben auf den Jurahöhen am Lahmer „Kreuzschlaafer“ bei Köttel in der Walpurgisnacht beobachtet haben. Diese Geschichte erzählte vor langer Zeit Andreas Spörlein aus dem nahe gelegenen Juradorf Bojendorf. Im heimischen Dialekt wurde früher die Walpurgisnacht als Walbeschnochd bezeichnet. Deshalb habe ich dieser Volksage den Titel: „Die Walbeschnochd om Kreuzschlaafer“ gegeben.

    Vor langer Zeit lebte in Köttel ein Mann, der für seine großen Sprüche bekannt war. Als sich in der Walpurgisnacht die Männer aus dem Dorf zum Kartenspiel im Wirtshaus trafen, kamen sie auch auf die Hexen zu sprechen. Es wurde behauptet, dass sich die Hexen jedes Jahr in dieser Nacht am Lahmer „Kreuzschlaafer“ treffen. Gerne wüsste man, ob welche aus dem Ort oder aus den Nachbardörfern dabei wären. Doch keiner hatte den Mut, sich um Mitternacht an dem schaurigen Ort umzusehen. Der Bauer mit seinen großen Sprüchen behauptete, dass er keine Angst vor den Hexen habe. Trotz der Warnungen seiner Kartbrüder machte er sich vor Mitternacht alleine auf den Weg. Beim Kreuzträger versteckte er sich in der sternenklaren Nacht in einer Haselstaude und harrte der Dinge, die bald kommen würden. Mit dem letzten Zwölf-Uhr-Schlag aus den umliegenden Dörfern hörte er plötzlich ein Rauschen in den Lüften. Von allen Seiten kamen die Hexen auf Besen, Rechen und Mistgabeln angeflogen. Danach tanzten sie wild und voller Freude im Kreis herum. Der Bauer wollte zu gerne wissen, ob er eine Hexe erkennen würde und wagte sich etwas aus seinem Versteck. Tatsächlich, seine Nachbarin war unter den Tanzenden. Doch auf ein Zeichen wurde der Tanz plötzlich unterbrochen, und eine Hexe schritt zur Haselstaude. Sie zerrte den Mann heraus und fragte ihn mit kreischender Stimme, was er hier wolle. Der zitternde Bauer war aber nicht auf den Mund gefallen und antwortete, er wolle hier nur die vielen Sterne betrachten. Da sagte die Hexe mit einem Grinsen, dass er ruhig die ganze Nacht die Sterne weiter ansehen könne. Dann flogen die Hexen auf der Stelle in alle vier Himmelsrichtungen wieder davon.

    Der Bauer war erleichtert und glaubte, er sei glimpflich und ungestraft davon gekommen. Sofort wollte er wieder zurück zum Wirtshaus laufen und von seinen Erlebnissen den Kartbrüdern stolz erzählen. Doch als er aufstehen wollte, bemerkte er, dass er wie angewurzelt war und er sich nicht von der Stelle bewegen konnte. Stundenlang musste er bei der Kälte auf dem harten Boden ausharren. Nun wusste er, was die Hexe mit ihrem Grinsen im Gesicht von den Sternen meinte.

    Doch beim ersten Sonnenstrahl wurde er von der Strafe erlöst. Nun konnte er mit wackeligen Beinen den Heimweg antreten. Aus Angst vor seiner Nachbarin erzählte er kein Wörtchen seinen Kartbrüdern. Erst als alter Mann lüftete er das Geheimnis von der „Walbeschnochd“ seinen Enkelkindern.

    Hintergründe und Brauchtum

    Welche Hintergründe gibt es zur Walpurgisnacht? Das Volk rechnete früher den Frühlingsanfang nicht um den 21. März, sondern mit dem Walpurgistag. Man glaubte, dass um diese Wechselzeit vom Winter auf den Frühling, also in den letzten Aprilnächten, noch einmal die Wintergeister, wie etwa die „Wilde Jagd“ und auch die Hexen sich austoben durften. So sahen die Menschen auch in den Aprilstürmen die Handschrift der Geister und Hexen. Bei der Zusammenkunft auf dem Hexentanzplatz besprachen die Hexen allerlei Unglück. Für die Menschen beschlossen sie Krankheiten, für das Vieh Unglück und gegen die Flur, insbesondere die junge Saat, sandten sie Hagelschlag, welcher durch den Ritt der Hexen verursacht wurde. Auch würden sie dafür sorgen, dass starke Maifröste die Obst- und Weinernte sehr mager ausfallen lassen.

    Kein Relikt aus uralten Zeiten

    Wer glaubt, dass die Geschichten von der Walpurgisnacht ein Relikt aus uralten Zeiten sind, dem muss widersprochen werden. Der Autor dieser Zeilen besuchte vor 50 Jahren mit seinem Vater und den Geschwistern Jahr für Jahr am Sonntag nach Walpurgi die eigenen Äcker. Dort steckten sie an drei Ecken jeweils einen geweihten Palmzweig in die Erde. An der vierten Ecke sollte die Hexe das Feld verlassen. Auch konnte er sich noch an Erzählungen der Nachbarin in seinem Geburtsort erinnern, dass es vor dem Zweiten Weltkrieg drei Hexen in Altenkunstadt gab. Eine davon war eine andere Nachbarin, die ihr die Läuse angehext haben soll. Zudem soll diese um Mitternacht heimlich im Stall auf dem Ziegenbock geritten sein.

    Ebenso gab man den Bauern Ratschläge, wie sie ihre Kühe vor blutiger Milch schützen könnten. Abends vor dem Zubettgehen solle man vor die Stalltüre eine Gabel und einen Rechen überkreuz legen. Darüber könne die Hexe nicht steigen.

    Die Fraa midn schwazn Gaaßbock

    Im Zusammenhang mit der Hexe muss unbedingt der Ziegenbock erwähnt werden. Im Kleinen Lexikon des Aberglaubens steht dazu: Der Ziegenbock ist, besonders, wenn er schwarz ist, nach altem Glauben ein dämonisches Tier, das mit den Geistern und namentlich dem Teufel in engster Verbindung steht. Vor allem er, manchmal aber auch die weibliche Ziege, soll den Hexen als Reittier dienen. Es werden Gewitter und Unwetter als „Gewittergeiß“ oder „brüllende Ziege“ bezeichnet. Gespenstische Ziegenböcke, die Menschen verfolgen, sind aus vielen Volkssagen bekannt. Und oft wird von ihnen berichtet, dass sie in Wirklichkeit böse Geister seien, die diese Tiergestalt gewählt hätten.

    Gerade in den vergangenen Jahren werden neue Feste in der „Walbeschnochd“ gefeiert. Sie haben zum Teil Volksfestcharakter. „Moderne Hexen“ führen ihre Tänze auf dem bekannten Brocken im Harz oder anderen Tanzplätzen vor. Wer will, kann das Treiben sogar bequem im Sessel am Bildschirm verfolgen und muss sich nicht vor Mitternacht auf dem Staffelberg, Kordigast, Külmitz oder am Lahmer „Kreuzschlaafer“ verstecken.

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