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LICHTENFELS: Partnersuche mit kleinen Hindernissen

LICHTENFELS

Partnersuche mit kleinen Hindernissen

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    Mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen bei der Sache: Sozialpädagogin Tina Müller hilft bei der „Schatzkiste Franken“ Menschen mit Behinderung bei der Partnersuche.
    Mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen bei der Sache: Sozialpädagogin Tina Müller hilft bei der „Schatzkiste Franken“ Menschen mit Behinderung bei der Partnersuche. Foto: Alicia Vetter

    „Ich musste ihr schon ganz schön hinterher laufen“, sagt Benedikt schmunzelnd, als er sich daran erinnert, wie damals, vor zwölf Jahren, alles anfing mit Melanie. „Ich war erst einmal geschockt“, entgegnet Melanie verschmitzt lächelnd. Schüchtern seien sie beide gewesen, gestehen die beiden ein. Doch ihre Kollegen in den Werkstätten St. Joseph hätten schon ein bisschen nachgeholfen, dass aus ihnen ein Paar wurde. Denn gemocht haben sie sich schon immer, doch bloß hat sich keiner so recht getraut.

    Seit zwei Jahren verheiratet

    Inzwischen sind sie seit zwei Jahren verheiratet. Dabei ist es für Menschen mit Behinderung gar nicht so einfach, einen Partner zu finden, und erst recht nicht, eine Beziehung einzugehen, weiß Tina Müller von der „Schatzkiste Franken e.V.“. Die Sozialpädagogin unterstützt als Betreuerin Menschen mit Behinderung bei der Partnersuche. Und weil es eben für Menschen mit Behinderung so schwer ist, jemanden Neuen kennenzulernen, organisiert sie in Zusammenarbeit mit der Offenen Behindertenarbeit am Europäischen Protesttag, am Samstag, 5. Mai, in der Lichtenfelser AC-Halle die „Schatzkisten-Party“ - für Tina Müller ist es das dritte Mal, insgesamt ist es inzwischen die siebte Veranstaltung dieser Art für Menschen mit und ohne Behinderung.

    Besonderes Programm

    Aus diesem Anlass ist das Programm auch ein besonderes: Vorgesehen sind eine Fotoausstellung und Interviews zum Thema Liebe und Partnerschaft, Stellwände, auf denen Steckbriefe Partner-Suchender zu sehen sind. Und es gibt auch ein Speed-Dating. Für die richtige Musik sorgt DJ Wichwahn. Damit die Gäste rechtzeitig und sicher zur Veranstaltung kommen können, wird zwischen der Halle und dem Bahnhof auch ein Fahrdienst angeboten. Ehrenamtliche Helfer werden noch gesucht.

    Einzigartig in Bayern

    Die „Schatzkiste Franken“ ist eine Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung unter der Trägerschaft des Heilpädagogische Zentrums der Caritas in Lichtenfels. Sie ist einzigartig in Bayern: „Wir haben deswegen auch ein riesiges Einzugsgebiet“, schildert Tina Müller. „Wir haben Interessenten aus Nürnberg und auch aus Thüringen.“ Zwei Stunden wöchentlich – immer dienstagnachmittags von 14 bis 16 Uhr ist die Sozialpädagogin in der Lichtenfelser Schillerstraße vor Ort. Mehr als 100 Personen sind in ihrer Kartei – von 18 bis ins hohe Alter, lässt Tina Müller wissen.

    Mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen und zugleich professionell, vermittelt sie Partnerschaften. Das Angebot richtet sich ausschließlich an Menschen mit Behinderung. Freundschafts- und Partnerschaftsangebote kommen gezielt aus der näheren Umgebung, um realistische regelmäßige Treffen zu ermöglichen. Im Einzelfall jedoch kann in Zusammenarbeit mit anderen Schatzkisten-Büros in Deutschland auch bundesweit vermittelt werden.

    Nach telefonischer Kontaktaufnahme treffen sich die Interessenten persönlich mit Tina Müller. Dabei kann sich die Sozialpädagogin ein erstes Bild von den Partnersuchenden machen und gegebenenfalls auch Missverständnisse oder falsche Erwartungen ausräumen. Bei der Aufnahme in die Kartei fällt ein einmaliger Betrag von zehn Euro an. Die persönlichen Daten werden vertraulich behandelt und nur nach vorheriger Zustimmung weitergegeben. Ein erstes Treffen mit möglichen Partnern findet immer in Begleitung der Sozialpädagogin statt. Erst wenn sich die Partnersuchenden sicher sind, können persönliche Daten weitergegeben und unbegleitete Treffen arrangiert werden. Kosten fallen dafür nicht an.

    Viele Menschen mit Behinderung suchen oft schon seit Jahren einen Partner: „Sie sehnen sich genauso wie alle anderen auch nach einer Partnerschaft, wie auch immer diese aussehen mag. Da können für die einen schon der Austausch von E-Mails oder regelmäßige Telefongespräche reichen, für die anderen ist aber auch eine ganz normale Beziehung denkbar.“ Doch ist es für Menschen mit Behinderung sehr schwierig jemanden außerhalb ihrer Wohngruppe kennenzulernen, weil sie in den meisten Fällen nicht mobil seien oder einer Begleitung bedürften. „Dabei möchten sie auch auf Veranstaltungen gehen wie andere oder abends einmal ausgehen.“

    Party am 5. Mai

    Deswegen habe man speziell für sie eine Abendveranstaltung ins Leben gerufen und für die „Schatzkisten-Party“ ganz bewusst den Europäischen Protesttag als Termin gewählt, um auf die Problematik aufmerksam zu machen und anzuregen, dass sich eine breite Öffentlichkeit mit der Thematik auseinandersetzt. „Wir haben Paare eingeladen, damit sie über ihren Alltag berichten und darüber, was Partnerschaft für sie bedeutet“, erläutert Tina Müller. Im vergangenen Jahr sei die Veranstaltung ein großer Erfolg gewesen: Die Teilnehmer seien sehr aufgeschlossen, herzlich, unkompliziert und kontaktfreudig gewesen. Und so seien viele Pärchen entstanden, freut sich die Sozialpädagogin.

    Romantischer Antrag

    Viele Hürden gebe es für Menschen mit Behinderung, manche könnten nicht gemeinsam alleine leben. Melanie und Benedikt, die beide in den Werkstätten St. Joseph tätig sind, sind da schon ein wenig die Ausnahme. Sie wohnen inzwischen seit neun Jahren zusammen in einer eigenen Wohnung. Von ihren Familien werden sie sehr unterstützt.

    „Sie sehnen sich genauso wie alle anderen auch nach einer Partnerschaft, wie auch immer diese aussehen mag.“

    Tina Müller, Sozialpädagogin

    So beispielsweise als Benedikt Melanie den Heiratsantrag machte – da hat er sich nämlich wirklich sehr viel Mühe gemacht. Weil Melanie großer Kelly-Family-Fan ist sang Benedikts Bruder ihr Lieblingslied, bevor Benedikt dann vor der ganzen Familie um ihre Hand anhielt.

    „Richtig romantisch“ sei es gewesen, sagt Melanie, die ihren Benedikt so mag, weil er so freundlich und lustig ist, weil sie alles mit ihm besprechen und so viel mit ihm unternehmen kann. „Wir haben am 11. Juni geheiratet. Und jeden Montag am 11. zünden wir eine Kerze an“, lässt Benedikt wissen. „Ich bin glücklich, dass ich jeden Tag mit meiner Traumpartnerin einschlafen und aufwachen kann. Es ist einfach schön, dass es sie gibt“, sagt er weiter. Seine Frau nickt und schenkt ihm ein vielsagendes Lächeln. Die beiden haben noch viel vor - zu zweit alleine, ohne Kinder. Reisen wollen sie, und genießen und einfach Zeit für- und miteinander haben.

    Info und Kontakt Die 7. Schatzkisten-Party findet am Europäischen Protesttag, Samstag, 5. Mai, von 18.30 bis 22.30 Uhr statt. Sie wird veranstaltet von der „Schatzkiste Franken e.V“, dem Heilpädagogischen Zentrum Lichtenfels sowie der Offenen Behindertenarbeit Lichtenfels. Gefördert wir die Veranstaltung von der „Aktion Mensch“. Ansprechpartner bei der Schatzkiste Franken ist Tina Müller, Schillerstraße 5, 96215 Lichtenfels, Tel. 0160-2510499, schatzkiste-franken@caritas-bamberg.de, dienstags von 14 bis 16 Uhr. Wer für die Veranstaltung einen Fahrdienst zwischen Halle und Bahnhof benötigt, wird gebeten, sich unter Tel. (09571) 949384 zu melden.

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