„Das hört die Frau von heute“ lautete der Titel eines Konzerts von „Sibylle Friz & Herrhusband“ in der ehemaligen Synagoge. Die Cellistin, Sängerin und Schauspielerin aus Bamberg, begeisterte am Sonntag mit Liedern und Gedichten voller Esprit und Witz das überwiegend ältere Publikum. Es war Kultur pur, umrahmt von netten Gesten, zum Beispiel die liebevoll von Stadtarchivarin Christine Wittenbauer gedeckten Tische, die leckeren Getränken und die kleinen Naschereien. „Wir haben uns etwas Besonderes für den Mutter- und Omatag ausgedacht“, so Christine Wittenbauer. Sie gaben dem Abend eine heitere Atmosphäre zwischen intim und öffentlich. Ein gelungener Impuls für Lichtenfels.
Wort, Klang und Poesie
Sibylle Friz am Cello und Ehemann Wolfgang Rieß am Elektrobass spielten Altbekanntes und Neukomponiertes. Auf fantastische Art und Weise untermalte und pointierte Sibylle Friz ihre Beiträge vortrefflich. Wort, Klang und Poesie, nebst hoher Schauspielkunst fügten sich zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.
Mal liebevoll nachdenklich, mal bizarr witzig präsentiert Sibylle Friz Literarisches, Musikalisches und Poetisches vom Lieben und Schuhen, von Moritaten und Alltäglichem. Eigene Texte und Vertonungen wechseln sich ab mit altbekannten Schlagern, Geschichten aus 1001 Nacht und Szenen einer Ehe ganz ohne Musik.
Köstlich anzuhören und anzusehen war die Geschichte von der Waschmaschine, in die sich Frau verliebt. „Sie ist schön und hilft im Haushalt. Nur im Schleudergang rumpelt sie der Freiheit entgegen“. Die erdachten Briefe der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth an ihren Bruder Friedrich den Grossen von Preussen bewegte das Gemüt. Lustig demonstrierte Sibylle Friz die Schuhmode der damaligen Zeit. Die Damen trugen hohe Stiefel, um ihren Freiern größer zu erscheinen. Sie schlüpfte in ein 50 Zentimeter hohes Paar, Georg und Thomas aus dem Publikum assistierten.
Viel Seemannsgarn wurde auf der Kleinkunstbühne gesponnen. Er sang den Chanty von den Piraten: „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren“ und sie stellte fest, dass Piratinnen mutiger sein als männliche Freibeuter. „Männer grölen, während hochschwangere Frauen kämpfen“. Beim Refrain „My Bonnie is over the Ocean“ sangen alle mit. Ein schlimmes Ende nahm der Papagei, der als Spion im Schlafzimmer des Ehemanns eingesetzt wurde, während sie außer Haus war. Der Vogel musste sterben, weil er angeblich Lügen erzählte. Dabei begeisterte die Schauspielerin mit wunderbarer Gestik.
Verschiedene Frauentypen
Die Vorstellung der verschiedenen Frauentypen machte auch vor dem Dschungelcamp nicht halt. Bei der Erzählung von den herrlichsten Geschöpfen des Dschungels hatten Leopard, Löwe oder Elefant keine Chancen bis der Mann kam. Doch schließlich siegte die Frau bei diesem Wettbewerb. Als Zugabe gab?s die „Fossilien“ von Mascha Kaléko aus Galizien, die 1975 in Zürich starb. Sie war eine deutschsprachige, der Neuen Sachlichkeit zugerechnete Dichterin.
Neben eigenen Kompositionen präsentierte das Duo Passagen aus der Scheherazade, die persischen Geschichten von „Tausendundeiner Nacht“. Die Gedichte von der bedeutenden deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler vertonten sie überschwänglich, reif und süß.