Wenn in jüngster Zeit Amseln oder andere Vögel in den Rasen pickten und nach mehrmaligen Versuchen etwas rundes Weißliches herausgezogen haben, könnte es sich um einen Maikäfer-Engerling gehandelt haben. Das ist umso wahrscheinlicher, als bei den Frühlingsboten heuer Hauptflugjahr ist. Dies sagt zumindest Ullrich Benker von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
Ob deshalb die dicken „Brummer“ am Obermain im Mai 2018 verstärkt durch die Luft fliegen werden, ist zu bezweifeln. „Es gibt aktuell keine Hinweise auf ein verstärktes Auftreten des Maikäfers“, sagt zum Beispiel Forstbetriebsleiter Peter Hagemann aus Rothenkirchen, der auch für die heimischen Staatswälder zuständig ist.
„Ich wage keine Prognose über die langfristige Entwicklung bei den Maikäfern. Dafür ist das Gleichgewicht in der Natur und das Wechselspiel von Fressen und Gefressen werden schon zu stark durcheinandergebracht.“
Michael Stromer, Kreisfachberater
Eigentlich haben Maikäfer angesichts des jüngsten warmen und trockenen Klimas bei uns beste Voraussetzungen. Trockenes Wetter sei für sie „angenehmer zum Ausfliegen, Vermehren und Fressen“, sagt Kreisfachberater Michael Stromer. Nach einem kalten Winter wie in diesem Jahr brauche der Boden allerdings länger, um wieder auf Temperatur zu kommen. Es bleibe immer eine kleine Überraschung, wann die Maikäfer auftauchen, meint Ullrich Benker.
Der Lebenszyklus eines Maikäfers dauert vom Ei über den Engerling und die Puppe bis zum fertigen Tier vier Jahre, sagt Michael Stromer. Die meiste Zeit verbringt das Tierchen in verschiedenen Reifestadien unter der Erde. Nur die letzten sechs Wochen, so Stromer weiter, kommt es an die Oberfläche, wo es nach relativ kurzer Zeit – vier bis sechs Wochen – stirbt. Das Männchen überlebt die Begattung nicht, das Weibchen stirbt nach der Eiablage. Nach vier bis sechs Wochen schlüpfen die Engerlinge.
Die Maikäfer-Engerlinge fressen gerne Wurzeln von Bäumen und Gras oder auch Gemüsepflanzen. Die fertigen Maikäfer machen sich über Blätter verschiedenster Pflanzen und Laubbäume her. Sie sind nachtaktiv. Eichen bevorzugen sie.
Wichtig für die Nahrungskette
Stromer und Hagemann raten zu Gelassenheit, falls Maikäfer vermehrt in Gärten und Wäldern auftauchen. „Wir Menschen sehen eher die Schäden an den Pflanzen“, sagt Michael Stromer. Aber die Engerlinge trügen auch zur Bodenlockerung und zur Humusbildung bei. Die Käfer seien zudem wichtig in der Nahrungskette vieler Kleinsäuger und Vögel.
Wenn Blätter weggefressen werden, wachsen sie wieder nach, so der Kreisfachberater weiter und verweist – wie Hagemann – auf den „Johannistrieb“ im Juni, bei dem der Blattverlust wieder ausgeglichen werde, weil die Blätter noch einmal nachwachsen.
„Der Maikäfer ist ein wichtiges Glied der Lebensgemeinschaft Wald,“ sagt auch der Forstbetriebsleiter. Sowohl sein Engerlingsfraß an Baumwurzeln als auch sein Käferfraß an Blättern stelle in einem gesunden Wald „keinerlei Probleme“ dar.
Hobbygärtner sollten nicht in Panik verfallen: „Viele Engerlinge ergeben viele schöne Maikäfer im Frühling,“ sagt Peter Hagemann, der selbst Hobbygärtner ist. Einzelne Pflanzen ließen sich ersetzen. „Auf den ersten Maikäfer sollten unsere Kinder nicht verzichten müssen.“ Wenn Maikäfer vermehrt auftreten, kommt Bayern in der Regel ohnehin glimpflicher davon als andere Bundesländer.
Dies liege zum einen an der hier hauptsächlich heimischen Sorte der Käfer, dem Melolontha melolontha, dem Feldmaikäfer, berichtet Benker. «In Hessen ist es vor allem der Waldmaikäfer Melolontha hippocastani, der Probleme macht.»
Michael Stromer wagt indessen „keine Prognose über die langfristige Entwicklung bei den Maikäfern. Dafür ist das Gleichgewicht in der Natur und das Wechselspiel von Fressen und Gefressen werden schon zu stark durcheinandergebracht,“ sagt er.
Die Ausräumung unserer Landschaft, der Verlust an Lebensräumen, der Einsatz von Bekämpfungsmitteln gegen einzelne Arten und so weiter habe „global und auch bei uns zu einem großen Artenrückgang geführt, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.“