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LICHTENFELS: Holunderblüten und Siebenschläfer-Tag

LICHTENFELS

Holunderblüten und Siebenschläfer-Tag

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    Im Juni sind bei passendem Wetter auch wieder Ballonfahrten zu beobachten, wie hier bei Schney am Abendhimmel.
    Im Juni sind bei passendem Wetter auch wieder Ballonfahrten zu beobachten, wie hier bei Schney am Abendhimmel. Foto: Andreas Motschamnn

    Gegen Regen im Juni hatten die Altvorderen grundsätzlich nichts einzuwenden: „Gibt?s im Juni Donnerwetter, wird auch das Getreide fetter.“ Doch vor Johanni (24. Juni) und Peter und Paul (29. Juni) sollte er sich über die Felder ergießen, danach könnte man ihn bis in den späten August hinein womöglich nicht mehr loswerden: „Vor Johanni bet? um Regen, nachher kommt er ungelegen.“

    Vom Blitz erschlagen

    Wunsch und Realität passen nicht immer zusammen. Nach dem Hundertjährigen Kalender sind die ersten zwölf Tage im Juni schön und warm. Ab dem 13. Juni geht es leider wechselhaft weiter, und Gewitter kommen hinzu. Ab den 22. Juni soll es sogar ein tägliches Donnerwetter mit Regen geben.

    Und es bleibt bis zum Ende des Monats unlustig. So können wir nur hoffen, dass die Spiele der deutschen Fußballmannschaft bei der WM an den Großleinwänden im Freien nicht ins Wasser fallen und von starken Gewitter verschont bleiben.

    Eine bekannte Bauernregel

    Dass es im Juni immer wieder Gewitter geben kann, ist bekannt. Darüber berichtete schon vor genau 160 Jahren das Obermain-Tagblatt. Mit der Überschrift: „Vom Blitz erschlagen” wurde von einem tragischen Vorfall am 2. Juni 1858 geschrieben: „Ein Bauersmann aus Buch am Forst wurde, als er aus dem Forste herausgetreten war, von dem Blitze eines heute Morgens hier vorübergehenden unbedeutenden Gewitters so getroffen, daß er augenblicklich todt blieb. Der Strahl fuhr ihm zum Schädel ein und zur Fußsohle hinaus und verbrannte alle Kleidungsstücke desselben, bis auf einen kleinen Rest seiner Unterjacke.“

    „Das Wetter am Siebenschläfer-Tag noch sieben Wochen bleiben mag.“ Die sehr eingängige Siebenschläfer-Regel (27. Juni) ist auch heute noch eine der bekanntesten Bauernregeln. Tatsächlich fällt das Wetter der folgenden sieben Wochen in fast zwei von drei Fällen (63 Prozent) ähnlich aus wie Ende Juni. Erfahrungsgemäß stabilisiert sich in diesem Zeitraum die Wetterlage über Europa. Dann entscheidet sich, ob unser Sommerwetter vorwiegend durch warme südliche oder kalte nördliche Luftströmungen beeinflusst wird.

    Wenn es nach den Prognosen des Hundertjährigen Kalender geht, dürften dann auch die Johannisfeuer in den vielen Dörfern des Lichtenfelser Landes bei feuchtem Wetter nicht so recht brennen wollen. In einigen Dörfer sammeln noch heute die Kinder das Holz für das Johannisfeuer am 24. Juni ein. So ist uns noch ein Kinderspruch beim Einsammeln mit folgenden Zeilen überliefert, welcher der eine oder andere Leser vielleicht aus seiner Kindheit kennt: „Hannes, Hannes, Feue, is ja goa niä deue! Sidzd a reiche Moo im Haus, schmeißd a Bündela Reisich raus.“

    Johannisfeuer – einst und heute

    Leider wurde früher das Johannisfeuer auch für politische Zwecke benutzt. Schon vor 95 Jahren berichtete das OT am 30. Juni 1923 von der Sonn-Wend-Feier der NSDAP-Gruppen Lichtenfels und Staffelstein auf dem Staffelberg.

    Neben den Düften der verschiedenen Rosensorten und anderen Blumen dominiert im sechsten Monat der Geruch der Holunderblüten. Mitten im Juni lässt sie es schneien, die Frau Holle, wenn sie ihre Kissen ausschüttelt, nämlich die Doldenrispen am Hollerbusch, in dem sie wohnt.

    Sie, die germanische Holla, strenge und gleichzeitig hilfreiche Schutzgeistin für Haus und Hof gab dem Holunder möglicherweise den Namen, vielleicht aber auch umgekehrt. Holunder leitet sich vom althochdeutschen „holuntar“ ab. Wie der Wacholder enthält es die Nachsilbe „der“, manchmal auch „dra“ oder „dre“, was bei den Germanen „Baum“ bedeutete. Im Englischen „tree“ für Baum klingt es ebenfalls nach.

    Holunder ein „heiliges Gehölz“

    „Vor dem Holler muss man den Hut ziehen“, sagt eine alte Weisheit. Das „heilige Gehölz“, wie es in alten Quellen tituliert wird, verwendeten die Vorfahren als vielseitige Nutzpflanze: Blüten und Beeren als Grundlagen für die Medizin sowie für Speis und Trank, das Holz für Musikinstrumente und die Früchte zum Färben. Außerdem hatte man großen Respekt vor dem „zähen Holler“, denn er galt als unverwüstlich und wuchs überall. Auch für den Naturschutz ist der Holunder ein „heiliges Gehölz“. Seine Früchte und die Holunderblattlaus bilden ein Nahrungsnetz für 62 Vogelarten.

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