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LICHTENFELS: Rathaussanierung: Ab jetzt reicht ein Eimer Farbe

LICHTENFELS

Rathaussanierung: Ab jetzt reicht ein Eimer Farbe

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    Ein Stück der alten Balken verdeutlicht, in welchem Zustand sich das Gebälk im Dachstuhl teilweise befand.
    Ein Stück der alten Balken verdeutlicht, in welchem Zustand sich das Gebälk im Dachstuhl teilweise befand.

    „Wenn ich mal im Ruhestand bin, dann muss mein Nachfolger, außer ein paar Eimer Farbe zu besorgen, hier nichts weiter machen“, sagt Ulrich Sünkel und lacht. Seit 2015 managt der Leiter des Hochbauamts die Sanierung des Rathauses, wenn alles nach Plan läuft, soll diese im kommenden Frühjahr abgeschlossen sein. Dass sich sein Einsatz gelohnt hat, zeigt nicht nur ein erster Gang durch die bereits fertiggestellten Räumlichkeiten: Am Mittwoch, 6. Juni, um 14 Uhr wird der Ortskurator Oberfranken der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Uwe Franke, eine Bronzeplakette überreichen, die an die jüngste Sanierung des 1740 errichteten Gebäudes erinnern soll. Die Stiftung hat die Instandsetzung von Dach und Decken mit 70 000 Euro unterstützt. Rund 2,3 Millionen sind insgesamt investiert worden.

    Ursprünglich war von Kosten in Höhe von rund 700 000 Euro ausgegangen worden, doch wie es bei der Sanierung von alten Gebäuden halt so ist: Überraschungen gibt es an allen Ecken und Enden. So war der Zustand des Gebälks des dreigeschossigen Walmdachs bei weitem nicht so gut, wie angenommen. Holzpilze und Gewürm hatten sich viel weiter ausgebreitet, als Voruntersuchungen vermuten ließen. „Allein im Dach haben wir so viel neues Holz verbauen müssen, dass es für sechs bis sieben Einfamilienhäuser gereicht hätte“, sagt Sünkel.

    Schiefe Ebenen

    Die Böden in den einzelnen Etagen hätten teilweise aus sieben Lagen Brettern bestanden. „Wenn eine Lage kaputt war, wurde eben einfach eine neue aufgelegt“, fasst Sünkel den Pragmatismus vergangener Jahre zusammen. Bis zu 20 Zentimeter hätten so die Höhenunterschiede in den Gängen betragen. Blöd, wenn die neuen Brandschutztüren maximal ein Spiel von einem halben Zentimeter haben dürfen. Auch die Decken bargen so einige Überraschungen. „Teilweise hatten wir es jeden Quadratmeter mit anderen Materialien zu tun, ebenso verhielt es sich an vielen Stellen mit der Unterkonstruktion.“ Eine weitere Überraschung boten die Heizungsleitungen, viele waren nicht mehr dicht. Also musste auch das Heizungssystem größtenteils neu installiert werden.

    „Allein im Dach haben wir so viel neues Holz verbauen müssen, dass es für sechs bis sieben Einfamilienhäuser gereicht hätte.“

    Ulrich Sünkel, Leiter des Hochbauamts

    Doch nicht nur die bautechnischen Herausforderungen waren enorm. „Das Schwierigste war es, das Ganze bei laufendem Betrieb zu meistern“, verdeutlicht Sünkel. Es habe zwar Überlegungen gegeben, den Rathausbetrieb während der Zeit der Sanierung in Container auf Markt- oder Schützenplatz auszulagern. Nicht zuletzt angesichts der Kosten von rund zwei Millionen Euro allein dafür sei dieser Gedanke aber schnell verworfen worden.

    Improvisationstalent bewiesen

    Und so wurde auch den Mitarbeitern einiges abverlangt: Provisorische Büros wurden eingerichtet, die Räumlichkeiten mussten immer wieder gewechselt werden, um den Arbeitern Platz zu machen. „Wir konnten die Geschosse nicht an einem Stück fertig machen, sondern mussten das Raum für Raum machen. Allein die Handwerker zu koordinieren war eine Riesen-Aufgabe“, sagt Sünkel, der sich über die gute Zusammenarbeit mit den meist heimischen Firmen freut.

    Ihnen spricht Sünkel denn auch ein dickes Lob aus, eben weil sich nicht alles bis ins Detail vorausplanen ließ, oft spontan entschieden und gehandelt werden musste und es dennoch bestens geklappt hat. Als Beispiel nennt er den Dachstuhl, wo einzelne Balkenabschnitte mittels neuer Holzverbindungen ausgetauscht werden mussten. „Die haben das mit der Motorsäge Freihand und auf den Millimeter genau eingepasst. Da kann ich vorher am Computer so viele Pläne machen, wie ich will, ohne Handwerkskunst geht es nicht.“

    Dass ihm die viele Arbeit Spaß gemacht hat, merkt man Sünkel bei jedem Schritt durch die Räumlichkeiten an. Nahezu zu jedem Balken und jeder Wand kann er eine kleine Geschichte erzählen. Und obwohl allein schon aufgrund der Brandschutzauflagen, der barrierefreien Umgestaltung und der Installation neuer Technik viel Moderne Einzug gehalten hat, ist es gelungen, den Charakter des alten Gemäuers zu erhalten. So erfüllt eine dezente Beleuchtung in den Gängen ihren Zweck, wirkt aber nicht aufdringlich. Heizelemente hängen nun an der Decke, die Nischen im Foyer wurden umgestaltet und in gemütliche Wartebereiche umgestaltet. Ähnlich verhält es sich mit den Arbeitszimmern. „Wir haben versucht, mit wenig Farbe viel zu erreichen“, bringt es Sünkel auf den Punkt. Ganz „nebenher“ wurden bei dem Umbau auch diverse Arbeitsbereiche im Gebäude verlegt, um sie besser zu vernetzen und den Besuchern die Wege zu erleichtern. Besonders freut sich der Ingenieur, dass der Einbau des Aufzugs relativ problemlos vonstatten ging. „In so einem alten Gebäude ist das meist ein großes Problem, allein schon aus Platzgründen.“

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