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BAD STAFFELSTEIN: Sommeroperette auf der Seebühne: „Salzburg nie wieder – Staffelstein ja“

BAD STAFFELSTEIN

Sommeroperette auf der Seebühne: „Salzburg nie wieder – Staffelstein ja“

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    Noch wird gefeilt: Kostümprobe mit Alice Waginger als Stubenmädchen Adele, Eugene Amesmann als Gabriel von Eisenstein und Ute Ziemer als seine Frau Rosalinde (v. li.).
    Noch wird gefeilt: Kostümprobe mit Alice Waginger als Stubenmädchen Adele, Eugene Amesmann als Gabriel von Eisenstein und Ute Ziemer als seine Frau Rosalinde (v. li.). Foto: Fotos: Annette Körber

    Dunkle Wolken drohen über der Adam-Riese-Stadt. Von Westen her kämpft sich darunter die Sonne hervor und taucht die Seebühne im Kurpark in ein warmes Licht. Große, barock verschnörkelte, silber- und goldfarbene Rahmen stehen darauf und deuten Zimmerwände an, mit blau-rosa gemusterten Tapeten darin oder, wenn der Schauplatz wechselt, mit Spiegeln. Auf denen klebt noch Schutzfolie. Die kommt erst zur Premiere weg, sagt Bühnenbildner Frieder Klein: „Man weiß ja nie, ob's nicht noch stürmt und hagelt.“

    Das Wetter, ja. Der größte Risikofaktor bei Open-Air-Veranstaltungen macht sich schon bei den Proben zur „Fledermaus“ bemerkbar, die die „Coburger Sommeroperette“ in Bad Staffelstein auf der Seebühne zeigt. Am Samstag, 21. Juli, ist Premiere. „Wir haben noch eine Woche harte Arbeit vor uns“, meint Regisseur Gernot Kranner bei der Kostümprobe am Donnerstag. Aber er ist zuversichtlich. „Wir sind schon gut dabei.“

    Auf der Bühne werfen sich Eugene Amesmann als Gabriel von Eisenstein alias Marquis Renard und John Sweeney als Gefängnisdirektor Frank alias Chevalier Chagrin französische Begriffe an den Kopf: „Paris“ – „Toulouse“ – „Lautrec“ – „Moulin Rouge“. Bis Kranner sie stoppt: „Dös is a bisserl fad“, sagt er in schönstem Wiener Dialekt und verlangt „mehr Speed“. Mit dem zweiten Versuch ist er zufrieden. Für den Laien schaut das alles schon ganz gut aus, was die Darsteller da auf die Bühne zaubern. Das finden offensichtlich auch die Zaungäste in den Zuschauerreihen. Nach so mancher Arie gibt es Applaus.

    „Ich habe versucht, den alten Dampfer flott zu kriegen.“

    Regisseur Gernot Kranner über „Die Fledermaus“

    Für die Künstler ist diese Öffentlichkeit bei den Proben etwas ganz Besonderes. Natürlich, sagt Kranner, ist es angenehm, wenn man einen abgeschirmten Raum hat, um auch mal etwas auszuprobieren, um Fehler machen zu können. Die Zuschauer sollen, das ist eigentlich das Ziel, am Ende eine perfekte Illusion geboten bekommen. Auf der anderen Seite sind die Proben auf der Seebühne die beste Werbung für die „Sommeroperette“. „Wir sprechen halt mit den Leuten, um ihnen bewusst zu machen, dass das eine Probe ist. Und wir bekommen tolles Feedback“, sagt der Regisseur. „Viele Kurgäste bedauern, dass sie zu den Vorstellungen nicht mehr da sind“, ergänzt Siggi Möricke, seine Frau und Assistentin. Sie lächelt. „Aber man kann ja wiederkommen. Bad Staffelstein ist ja super angebunden.“

    Beide sind begeistert von der Gegend und der Bühne, schwärmen von ihrem Ausflug nach Vierzehnheiligen, von ihrem Besuch in der Obermain Therme und vom Schwimmen im Ostsee. „Ich bin so ein neugieriger Mensch, ich muss alles ausprobieren“, lacht der Regisseur. Auch die fränkischen Spezialitäten, schon berufsbedingt. Denn Gabriel von Eisenstein genießt in der „Fledermaus“ noch ein Menü, bevor er ins Gefängnis geht – in Kranners Inszenierung mit hiesigen Gerichten. Beim Dessert schaut er der Kellnerin in den Ausschnitt, bevor er bestellt. In Wien würde er sagen: „Topfennockerln, zwei.“ Die fränkische Alternative: „aus'zog'ne Krapfen“. Ausgezogen! Geht's besser? Kranner lacht. „Oh, jetzt habe ich die Pointe verraten!“

    Es ist ja nicht der einzige Gag. „Die Fledermaus“ in der Originalversion ist unspielbar, erklärt der Regisseur: „viel zu langatmig.“ Er habe das Stück gekürzt und eine Inszenierung mit viel Humor geschaffen. „Ich habe versucht, den alten Dampfer flott zu kriegen.“

    Zu viel Sonne

    Die Bad Staffelsteiner Version der Operette von Johann Strauss hat er vor Ort entwickelt und dabei auch den See eingebaut. Es wird ein Boot darüber fahren, es wird Wasser daraus geschöpft, ein Chormitglied wird sogar hineingeworfen und muss schwimmen ... „Und der Frosch bekommt eine Taucherbrille.“

    Für Kranner ist es das zweite Mal, dass er unter freiem Himmel inszeniert. Das erste Mal war in Salzburg, furchtbar, erinnert er sich, nur verregnet. Und fasst zusammen: „Salzburg nie wieder – Bad Staffelstein ja.“ Denn mit dem Wetter hatte er bisher großes Glück, so großes, dass er vormittags und abends proben lässt: Am Nachmittag scheint den Künstlern die Sonne zu sehr ins Gesicht.

    Die Bühne empfindet der Regisseur als Herausforderung, nicht nur, weil er ohne Hinter- und Seitenbühnen auskommen muss. Er muss auch 28 Orchestermusiker, 18 Chorsänger und elf Solisten darauf unterbringen. Aber Kranner sieht die Spielstätte auch als Kleinod mit großem Potenzial. „Das ist einzigartig. Das muss mit erstklassigem Theaterpersonal bespielt werden“, findet er. Auf der Bühne geht Alice Waginger als Adele in den Handstand – während sie singt. Völlig mühelos wirkt das, sowohl die Turnübung als auch der gleichzeitige Gesang. „Ich hab' gedacht, ich schlag's mal vor. Ich hab' gedacht, sie sagt, du hast einen Vogel. Aber sie macht's. Und danach geht sie in den Spagat.“ Der Regisseur schmunzelt.

    Er verspricht wohl nicht zu viel, wenn er sagt: „Die Leute kriegen was geboten für ihr Geld. Es sind tolle Leute dabei, tolle Stimmen.“ Darunter „Wiederholungstäter“, die schon bei der „Coburger Sommeroperette“ in Heldritt auf der Waldbühne standen, aber auch Leute, die Kranner aus Wien mitgebracht hat, und zwei Eigengewächse des Coburger Landestheaters. Dazu der Chor, 18 Männer und Frauen zwischen 16 und 81 Jahren, die aus der Region zwischen Erlangen und Bad Staffelstein kommen und sowohl singen als auch tanzen. Kranner selbst arbeitet erstmals für die „Sommeroperette“. Aber er sagt, er habe schon viel „Legendäres“ gehört, viele Bekannte von ihm hätten schon da gespielt. Der Name habe einen guten Klang in der Szene.

    Pause. Die Künstler verlassen die Bühne, holen sich ihre Wasserflaschen, zerstreuen sich. „Gernot, kannst du mal kurz kommen?“, wird der Regisseur nach hinten gerufen. Als er zurück ist, schnappt er sich sein Mikro, mit dem er sonst seine Regieanweisungen kommuniziert. „Es sieht so aus, als würd' gleich ein kräftiger Schauer kommen. Bitte sichert alle eure Sachen!“ Das Wetter wieder, der Risikofaktor. Proben unter realen Bedingungen.

    Aufführungen der „Fledermaus“ gibt es ab 21. Juli bis 12. August. Kartenverkauf: Servicepoint Buch und Papier Geis, Bamberger Straße 10, Bad Staffelstein, Tel. (09573) 330882, oder online ober www.coburger-sommeroperette.de

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