Knapp sechs Jahre ist es her, dass das Fachmarktzentrum LIFE in der Mainau eröffnet worden ist. Nun hat es einen neuen Eigentümer, einen Schweizer Immobilienfonds.
Die beiden Bauherren, die Gebrüder Michael Regus aus Memmelsdorf und Fritz Regus aus Hallstadt, waren seit der Eröffnung 2012 Geschäftsführer der LIF-E GmbH, jenes Unternehmens, das bis vor kurzem hinter dem FMZ stand. Die Gebrüder Regus haben das FMZ an die „Swiss Life Living + Working“ verkauft, eine Tochter des größten Schweizer Lebensversicherers, Swiss Life. Der milliardenschwere Investor hat das Objekt in Lichtenfels in seinen Bestand übernommen. Das FMZ ist mit der Übernahme Teil eines so genannten „Offenen Immobilienpublikumsfonds“ und damit ein Objekt für Kapitalanleger geworden.
„Der neue Eigentümer ist keine Heuschrecke.“
Michael Regus, ehemaliger Geschäftsführer FMZ
Michael Regus bestätigte auf Nachfrage dieser Redaktion den Eigentümerwechsel beim FMZ. Mit der Zeit seiner Tätigkeit als Geschäftsführer in Lichtenfels sei er „hochzufrieden.“ Der Verkauf an den Investor aus der Schweiz sei aus „wirtschaftlichen Gründen erfolgt“, so Regus weiter. Eine nähere Begründung wollte der Unternehmer nicht abgeben. Regus beurteilt die Entwicklung des FMZ auch für die dortigen Geschäfte als positiv.
Es habe in der Zeit seit der Eröffnung kaum einen Mieterwechsel und niemals einen Leerstand gegeben. Das im Oktober 2012 eröffnete FMZ mit seinen 20 vermieteten Einzelhandelsflächen war in Lichtenfels zunächst heftig umstritten. Vor allem die Ladeninhaber in der Innenstadt hatten von Anfang an große Sorgen geäußert, weil sie einen Verlust an Kaufkraft für ihre Geschäfte befürchteten. Es gab sogar einen Bürgerentscheid, bei dem sich jedoch eine große Mehrheit für den Bau des Einkaufszentrums jenseits der Bahnlinie entschied.
FMZ als Kapitalanlage
„Der neue Eigentümer ist keine Heuschrecke“, betont der ehemalige FMZ-Geschäftsführer Michael Regus im Gespräch. Recherchen dieser Redaktion haben ergeben, dass der neue Eigentümer in Form des Schweizer Immobilienfonds erst vor kurzer Zeit aufgelegt worden ist, Ende 2016. Heike Schwerdtfeger vom Wirtschaftsmagazin „Wirtschaftswoche“ hat den Fonds der neuesten Generation kürzlich bewertet.
Der Fonds sei nach deutschem Recht aufgelegt, schreibt sie, und werde von der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kontrolliert sowie von heimischen Sachverständigen viermal im Jahr bewertet. Er sei eine indirekte Kapitalanlage in Immobilien. Diese neue Art Fonds sei offenbar insgesamt für Anleger eine „geeignete Alternative zu den bisherigen großen Fonds am Markt“, nicht zuletzt, weil sie „schwankungs- und risikoarm“ sei und im Bereich Immobilien vergleichsweise „stabile Mieterträge und Wertentwicklungen“ in Aussicht stelle.
Anleger könnten sich bereits mit 50 Euro beteiligen. Die Miet- und Zinserträge würden abzüglich der Kosten an die Anleger ausgeschüttet und bildeten letztlich die Rendite des Anlegers.
„Immun gegen Onlineshops“
In einer Pressemitteilung äußerte sich „Swiss Life“ vor kurzem zum Erwerb in Lichtenfels. Fondsmanager Walter Seul sagt hier: „Das Fachmarktzentrum Lichtenfels ist die attraktivste Einkaufsmöglichkeit mit der größten Kundenfrequenz zwischen Bamberg und Coburg.“ Das gelte insbesondere für Kunden, die nicht 30 bis 50 Kilometer zum Shoppen fahren möchten.
Hinzu komme die Angebotsvielfalt im FMZ, die ebenfalls große Anziehungskraft ausübe. Seul weiter: Mit Neuinvestitionen wie dieser in Lichtenfels „setzen wir auf den langfristigen Trend hin zu Nahversorgungs- und Fachmarktzentren, die sich weitgehend immun gegenüber dem Wettbewerb der Onlineshops zeigen.“
Blickpunkt Robert-Koch-Straße
Während in der Mainau die Umsätze florieren, sucht der Eigentümer des ehemaligen Kaufland-Geländes an der Robert-Koch-Straße nach wie vor einen neuen Investor für verschiedene leer stehende Immobilien, darunter den zweistöckigen ehemaligen Einkaufsmarkt.
„Das Fachmarktzentrum Lichtenfels ist die attraktivste Einkaufsmöglichkeit mit der größten Kundenfrequenz zwischen Bamberg und Coburg.“
Walter Seul, Fondsmanager Swiss Life
Es hätten sich verschiedene Kauf- und Mietinteressenten für den Standort nahe an der B 173 interessiert, so Volker Koch von der KochInvest Unternehmensgruppe in Nürnberg auf Nachfrage dieser Redaktion. Weitere Verhandlungen mit potenziellen Mietern und Investoren würden geführt.
KochInvest wolle für das ehemalige Kaufland-Gelände sowie die Immobilien darauf „bis Ende dieses Jahres“ entscheiden, wie weiter mit dem Objekt verfahren wird. Die Unternehmensgruppe wolle das Objekt „neu beleben“ und die „richtige Nutzung“ für die Stadt Lichtenfels finden.
Der Mietvertrag des bisherigen Nutzers „Kaufland“ war Ende Juni 2018 ausgelaufen. Aufgrund der Verkehrssicherungspflicht habe der Eigentümer das gesamte Areal inklusive der Parkplätze eingezäunt und gesichert.