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LICHTENFELS: Albert Rudolph: Helfen, wo die Not am größten ist

LICHTENFELS

Albert Rudolph: Helfen, wo die Not am größten ist

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    Der Germain Doctors Freundekreis Lichtenfels unterstützt seit längerem Dr. Fe "Pinky" Nocete (re.) auf der Insel Mindoro vor Manila. Sie behandelt sehr arme Menschen und bekämpft bei ihren Patienten sehr erfolgreich Tuberkulose. Auf unserem Foto aus dem Jahr 2013 überreicht Dr. Albert Rudolph (li.) einige Sachspenden.
    Der Germain Doctors Freundekreis Lichtenfels unterstützt seit längerem Dr. Fe "Pinky" Nocete (re.) auf der Insel Mindoro vor Manila. Sie behandelt sehr arme Menschen und bekämpft bei ihren Patienten sehr erfolgreich Tuberkulose. Auf unserem Foto aus dem Jahr 2013 überreicht Dr. Albert Rudolph (li.) einige Sachspenden. Foto: red

    Bei Temperaturen bis zu 30 Grad könne er noch einigermaßen schlafen, sagt Dr. Albert Rudolph. Der frühere Kinderarzt in Lichtenfels ist schlank geblieben und verträgt offenbar von Haus aus Sommerhitze besser als manch anderer. Er kennt außergewöhnliche klimatische Verhältnisse aber auch aus jenen Ländern, in denen er im Auftrag der „German Doctors“ kranke Menschen behandelte und Leid linderte. Bis vor vier Jahren reiste der Lichtenfelser regelmäßig in Orte in Afrika und Südostasien, die als medizinische Notstandsgebiete gelten.

    Mit 74 Jahren musste Rudolph seine ehrenamtlichen Einsätze in fernen Ländern beenden. Die Statuten der Ärzteorganisation schreiben dies vor, weil schwierige Auslandsaufenthalte ab einem gewissen Alter schon aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zu verantworten sind. „Das ist zwar nachvollziehbar, aber ich bedauere das, denn ich würde gerne nochmals für die German Doctors auf Reisen gehen“, sagt der 78-Jährige bei einem Gespräch mit dieser Redaktion. Fit genug dafür wirkt er in der Tat.

    Das „Reiseverbot“ hat den Lichtenfelser nicht davon abgehalten, jener weithin bekannten Organisation weiter zu dienen, der er seit über zehn Jahren angehört und der er unter anderem lebensprägende Begegnungen und Erinnerungen verdankt. „Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dieses Engagement zu beenden,“ sagt er. Zwei bis drei Stunden in der Woche seien mit dieser Aufgabe ausgefüllt.

    „Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dieses Engagement zu beenden.“

    Dr. Albert Rudolph, Lichtenfels

    Nachdem er aufgehört hatte, als Kinderarzt zu praktizieren, habe „noch etwas Gutes tun“ wollen. „Und ein wenig Abenteuerlust habe ich damals auch verspürt,“ sagt Rudolph. Aus dem Vorsatz und dem Abenteuerdrang sind zahlreiche Auslandseinsätze entstanden. Am häufigsten – sechs Mal – führte es den Lichtenfelser auf die Philippinen. Dorthin würde er am liebsten nochmals hin und Gutes tun. „Die Menschen dort sind freundlich und genügsam“, sagt er, „sehr angenehme Mitarbeiter“.

    Noch heute pflegt Albert Rudolph Kontakte mit Menschen, die er bei seinen Einsätzen kennengelernt hat. Der Austausch geschieht meistens per e-mail, ab und zu per Telefon. „Mich interessiert es nach wie vor, was dort passiert, wo die German Doctors ihre Arbeit tun“, sagt er.

    Der Austausch ist längst nicht alles: Mit seiner Erfahrung und dank seiner Erlebnisse kann der 78-Jährige heute Werbung aus erster Hand für die 1984 gegründete Organisation machen, die ihren Sitz in Bonn hat und deren Kuratoriumsvorsitzende die Ärztin und Schauspielern Maria Furtwängler ist. Rudolph hält Vorträge bei heimischen Vereinen, stellt die Projekte der German Doctors vor und wirbt um Spenden.

    Die German Doctors sind ein eingetragener Verein, der sich aus Spenden, Bundesmitteln der Entwicklungshilfe sowie der Zuweisung von Bußgeldeinnahmen finanziert. Pro Jahr würden 500 bis 600 Ärzte zwischen Afrika und den Philippinen eingesetzt, sagt Rudolph. In der Regel dauern die Einsätze jeweils sechs Wochen. 30 Mediziner der German Doctors seien ständig im Ausland tätig. Die Ärzte arbeiten unentgeltlich und tragen zudem mindestens die Hälfte der Flugkosten selbst. Spesen und Aufwandsentschädigungen gibt es nicht.

    2017 konnte der Verein laut eigenen Angaben gut neun Millionen Euro an Einnahmen auf sein Konto verbuchen, 6,7 Millionen Euro davon waren Spenden und 1,1 Millionen Bundesmittel. Die Spendensumme steigt von Jahr zu Jahr. Daran trägt auch Albert Rudolph seinen Anteil. Zusammen mit den Mitgliedern des 2011 gegründeten und nach wie vor von ihm geleiteten „German Doctors Freundeskreis Lichtenfels“ gelingt es ihm immer wieder, finanzielle Unterstützung für die segensreiche Arbeit der Auslandsärzte zu erhalten.

    „Mit Geld können wir den Ärzten, Einrichtungen und den Patienten vor Ort am meisten helfen“, sagt Rudolph. Er erzählt, dass er momentan für die speziell von Lichtenfels aus unterstützten Menschen und Einrichtungen in insgesamt vier Projekten pro Vierteljahr je 1000 Euro an die Vereinszentrale in Bonn überweisen kann.

    Patenkind in Nairobi

    Dr. Fe „Pinky“ Nocete, philippinische Ärztin auf der Manila vorgelagerten Insel Mindoro ist eine der Medizinerinnen, deren Arbeit den Lichtenfelsern besonders am Herzen liegt. „Pinky arbeitet fast Tag und Nacht. Und sie arbeitet sehr akkurat und effizient. Bei dem von ihr betreuten Tuberkulose-Programm liegt die Erfolgsrate bei 98 Prozent“, sagt Albert Rudolph.

    Ein weiterer Schwerpunkt sei die Hilfe für die Arbeit des Baraka Health Center in Nairobi nahe eines Slums, in dem geschätzt 430 000 Menschen leben. In diesem Gesundheitszentrum würden vornehmlich HIV-Infizierte und Aids-Kranke behandelt. Finanziell unterstützt der German Doctors Freundeskreis Lichtenfels auch ein Patenkind in Nairobi, das mit dem HIV-Virus infiziert und zuhause gemobbt worden sei, so Rudolph. Der heute 25-Jährige habe kein Geld mehr gehabt, um die Schule zu absolvieren. Dank Freundeskreis habe er seinen Abschluss erreicht.

    In Serabu im afrikanischen Siera Leone unterstützen die Lichtenfelser Menschen, die sich keinen Arztbesuch leisten können. „Wir helfen, damit sich das dortige Hospital mit Impfstoffen für junge Mütter und Schwangere versorgen kann,“ sagt der frühere Kinderarzt. Die Sterblichkeitsrate unter den Gebärenden dort liege bei bis zu zehn Prozent.

    Familienplanung und Verhütung

    „Die Familienplanung wird bei den German Doctors ganz groß geschrieben,“ betont Rudolph. Familien und Frauen würden immer wieder über die Möglichkeiten von Verhütung informiert. Da die katholische Diözese Bo Projektpartner der Deutschen sei, müsse dies häufig sehr diskret geschehen. „Indirekt arbeiten wir so auch gegen die enorme Bevölkerungszunahme in Entwicklungsländern, die häufig mit mehr Armut verbunden ist“, sagt der 78-Jährige weiter.

    In diesem Sinne würden die German Doctors mit ihrer Arbeit auch dazu beitragen, die Ursachen von Flucht und Migration aus Afrika in die Wohlstandsländer zu bekämpfen. „Wenn es den Menschen gut geht, und dazu gehört die Gesundheit, dann bleiben sie eher in ihrem Heimatland,“ so Albert Rudolph.

    Spendenkonto: Raiffeisenbank Lichtenfels-Ebern, IBAN DE 18 7709 1800 0000 9499 14; Information: www.german-docs-frlif.de; German Doctors Freunde Lichtenfels Tel. (09571) 509321.

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