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LICHTENFELS/COBURG: Modellprojekt: IHK will Flüchtlinge in Arbeit bringen

LICHTENFELS/COBURG

Modellprojekt: IHK will Flüchtlinge in Arbeit bringen

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    Zufriedene Mienen beim Start des neuen Flüchtlingsausbildungsganges Fachlagerist in der Berufsschule in Lichtenfels. Die Schüler sind hier zusammen mit den Vertretern der IHK Coburg und der Schule (hinten v.li.): Merouane Qsiyer, Rainer Sagasser, Manfred Loch, Siegmar Schnabel, Hans-Jürgen Lichy, Rainer Kissing und Katrin Gloss.
    Zufriedene Mienen beim Start des neuen Flüchtlingsausbildungsganges Fachlagerist in der Berufsschule in Lichtenfels. Die Schüler sind hier zusammen mit den Vertretern der IHK Coburg und der Schule (hinten v.li.): Merouane Qsiyer, Rainer Sagasser, Manfred Loch, Siegmar Schnabel, Hans-Jürgen Lichy, Rainer Kissing und Katrin Gloss. Foto: Roger Martin

    „Ich bedanke mich bei der IHK und bei den Menschen, die für uns da sind.“ Mohamed, der diesen Satz sagt, sitzt am Dienstag früh in einem Klassenraum der Staatlichen Berufsschule in Lichtenfels. Er lebt noch nicht lange in Deutschland. Er ist hierher geflüchtet und will bei uns einen Beruf ergreifen. Er ist einer von insgesamt zehn jungen Leuten aus Ländern wie Iran, Afghanistan oder Syrien, die dank eines außergewöhnlichen Ausbildungsangebots der Industrie- und Handelskammer (IHK) Coburg einen festen Platz in der Arbeitswelt ergattern können.

    Die IHK betreut und fördert seit heuer das so genannte Kombimodell „1+2“, mit dem junge Flüchtlinge zu Fachlageristen ausgebildet werden. Am Dienstag gab es in der Berufsschule dafür den offiziellen Startschuss. IHK-Hauptgeschäftsführer Siegmar Schnabel begrüßte neun junge Männer und eine junge Frau, die alle im Raum Coburg leben. Jürgen Lichy, Leiter der Schule, erklärte, dass der schulische Teil der dualen Ausbildung deshalb in Lichtenfels stattfinde, weil dieser Standort neben Hof der einzige in Oberfranken sei, an dem im Fach Lagerlogistik ausgebildet werde.

    Ausbildungsakquisiteur für Flüchtlinge

    Schnabel ist sehr optimistisch, dass die jungen Leute mit der Ausbildung Erfolg haben werden. Die IHK verzeichne bei einem vergleichbaren Projekt, das im Raum Coburg bereits im dritten Jahr laufe, sehr gute Erfolge. Dieses Unternehmen heißt „3+1“ und zielt auf die Ausbildung in Berufen der Metallverarbeitung, zum Beispiel Industriemechaniker, Mechatroniker und Elektroniker. Hier durchlaufen die Flüchtlinge eine insgesamt auf vier Jahre angesetzte Spezialausbildung.

    „Das hat sich bewährt. Wir haben nur eine geringe Abbrecherquote“, sagte Schnabel weiter. Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat sicher auch die Arbeit von Merouane Qsiyer, Ausbildungsakquisiteur für Flüchtlinge bei der IHK Coburg. Er sagte, dass sich die Teilnehmer für das dieses und auch das nun beginnende Pilotprojekt von sich aus beworben haben und allesamt „sehr motivierte Jugendliche“ seien.

    Im Gegensatz zu den Metallverarbeitungsberufen umfasst der Ausbildungsgang Fachlagerist regulär nur eine zweijährige duale Ausbildung. Somit beinhaltet die jetzt beginnende IHK-Initiative „2+1“ eine insgesamt dreijährige Laufzeit. „Die jungen Leute sind zwei Tage im Betrieb, einen Tag im Fachunterricht und zwei Tage im Deutschunterricht,“ sagte der Hauptgeschäftsführer zu den Details des IHK-Flüchtlingsausbildungsmodells mit Standbein in Lichtenfels.

    Im ersten Jahr werden die Schüler speziell fit gemacht. Sie lernen in der Berufsschule gemeinsam in einer Klasse ohne weitere Mitschüler. Danach werden sie in den regulären Unterricht eingegliedert und müssen den Alltag wie jeder andere Schüler dieses Ausbildungsganges bewältigen, so Fachlehrer Rainer Sagasser. Der Pädagoge betonte am Dienstag, ohne spezielle Ausbildung hätten Flüchtlinge bislang wenig Chancen, die Abschlussprüfungen an der Berufsschule erfolgreich zu bestehen.

    Das Unternehmen „2+1“ werde die Schüler wesentlich besser auf die Abschlüsse vorbereiten, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Dies gelte für berufliche Kompetenzen ebenso wie für die Sprachbeherrschung. In Lichtenfels kümmern sich hauptsächlich zwei Pädagogen um die Schüler: Manfred Loch, der Flüchtlingsbeauftragte der Berufsschule, und Katrin Gloss, die Klassenleiterin. Loch unterrichtet auch Sozialkunde. Gloss erklärte, dass sie die Flüchtlinge bei den Themen Fachdeutsch und Fachbegriffe sowie in Sachen berufsbezogene Mathematik fit machen wolle. Sie habe seit 2015 Erfahrung in der schulischen Betreuung von Flüchtlingen.

    Die Unternehmen, in denen die Flüchtlinge dank des IHK-Projekts ihre Ausbildung absolvieren dürfen, sind ausschließlich im Bereich Stadt und Landkreis Coburg beheimatet.

    Ausbildungsvertrag in der Tasche

    Besonders erfreulich für die Teilnehmer des Projekts: Alle haben bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche, der Vergütungen beinhalte, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

    „Unsere Initiative hat Pilotcharakter und ist bundesweit einmalig“, betonte Schnabel weiter. Auch das Innen- und Kultusministerium im Freistaat Bayern interessiere sich inzwischen für den Vorstoß aus Coburg. „Es gibt Anzeichen, unser Projekt bayernweit auszurollen,“ so Schnabel weiter. Die Chancen dafür sind umso größer, als diese Flüchtlingsausbildung sowohl der Integration diene, als auch dazu beitragen könne, dem Fachkräftemangel in vielen Berufen zu begegnen. „Fachlageristen haben sehr gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz,“ so der IHK-Sprecher wörtlich.

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