Eigentlich wollte Maria I. nicht weinen, dann kamen ihr doch die Tränen. Es war ihr letzter Auftritt in offizieller Funktion als Korbstadtkönigin. „Meina zwa Johr sind leider rum“, sagte Maria Tribale in schönsten fränkisch, um dann eine positive Bilanz ihrer Amtszeit zu ziehen.
Sie habe unglaublich viele Leute kennengelernt und die Flechtkultur und das Handwerk erlebt. „Ein Handwerk, dass unsere Stadt zu etwas ganz Besonderem macht“. Sie habe Kinderaugen leuchten gesehen und Fanpost bekommen. „Hab' Spaß mit der Krone und genieße es“, gab Maria I. ihrer Nachfolgerin mit auf dem Weg.
„Ich habe die Dienstzeit mit Maria I. genossen“, sagte Moderator Frank Ziegler, der sich als ihr „Hofnarr“ outete.
Dilemma: Stoiber oder Löw?
In diesem Jahr meinte es der Wettergott gut mit der mittlerweile 39. Auflage der Traditionsveranstaltung, die jährlich zigtausende von Besuchern in die deutsche Korbstadt lockt. Im Gegensatz zu vor zwei Jahren fiel kein Regentropfen vom Himmel. Dafür gab es angenehme Temperaturen. Dicht gedrängt standen die Besucher bei der Krönungszeremonie auf dem Lichtenfelser Marktplatz.
Die Veranstaltung begann mit dem feierlichen Einzug der Ehrengäste, des Schirmherrn und der Korbstadtkönigin. Als Comedian Chris Boettcher auf der Hauptbühne vor dem Goldenen Buch der Stadt Lichtenfels stand, begann für ihn der schwierigste Teil. „Ich weiß nicht, als was ich unterschreiben soll? Als Angela, Edmund Stoiber oder als Jogi Löw.“ Launig meinte er, dass dem Korbmarkt hoffentlich mehr Glück beschieden sei als der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft.
Wie Bürgermeister Andreas Hügerich in seiner Begrüßungsrede ausführte, waren auch in diesem Jahr zahlreiche Flechter aus dem In- und Ausland zu Gast in Lichtenfels. „Erfahren Sie Neues rund ums Flechten und lassen Sie sich verzaubern“, riet er den Besuchern.
Auch weitere Königinnen aus ganz Deutschland wohnten der Krönungszeremonie bei. Anerkennende Worte für Maria I. gab es vom Rathauschef. „Du hast mit voller Leidenschaft die Flechtkultur über die Landkreisgrenzen hinausgetragen.“ Unter der leidenschaftlichen, musikalischen Begleitung von „La Banda die Cournon“ wurde Alicia Vetter auf dem Flechtthron von starken Männern vom Rathaus zur Bühne getragen. Etwas wehmütig musste Maria I. die Krone abgeben. „Diese Krone gibt es nicht bei Christ“, sagte Comedian Chris Boettcher, der ihr in seiner Eigenschaft als Schirmherr die Krone aufsetzte.
Souverän präsentierte sich die neue Korbstadtkönigin in ihrer Antrittsrede (auch in englisch und französisch), wurde aber prompt von Chris Boettcher unterbrochen. Im Vorfeld hatte sich Alicia Vetter über den Comedian informiert, der für seine Parodien von Persönlichkeiten wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, „Loddar“ Matthäus oder Udo Lindenberg (hinterm Korbmarkt geht?s weiter) bekannt ist. Die neue Majestät gab dem berühmten Gast Stichworte, der Stimmenimitator wechselte blitzschnell von einer zur anderen Rolle. Ein perfektes Zusammenspiel.
Mit dem OT auf dem Weg zur Majestät
Der Korbmarkt 1999 ist Alicia I. nachhaltig in Erinnerung geblieben. Damals war sie als Kleinkind mit ihrer Mutter Heidi unterwegs. Und sie zierte den Titel der OT-Korbmarktbeilage, denn die Mama war 25 Jahre Redakteurin beim Obermain-Tagblatt. Seit einiger Zeit arbeitet Alicia auch als freie Mitarbeiterin für die Heimatzeitung, hat schon mehrere Artikel über den Korbmarkt verfasst, unter anderem über ihre Vorgängerin Maria I.. Die Initialzündung zur Bewerbung hatte sie im vergangenen Jahr, als sie im Orga-Team des Korbmarkts mitarbeitete.
Für ihre Amtszeit hat sich die 19-Jährige vorgenommen, selbst die Kleinsten mit dem Virus des Flechtens zu infizieren. Flechten sei schon lange nicht nur Körbe machen, sondern Handwerk auf höchstem Niveau. Von Chris Boettcher gab es ein Lied für die künftige Repräsentantin der Stadt. „Alicia, 19 Jahre jung, jetzt ist sie schon Korbstadtkönigin.“