Ein grünes Sofa mit Kurvenrücken, Teppich davor, Stehlampe mit gediegenem Lampenschirm daneben. Die Requisiteur der Alten Seilerei scheint das Wohnzimmer seiner Oma geplündert zu haben. Wohnzimmer-Atmosphäre in Klassik: Das Arrangement wirkt behaglich. Genauso soll es sein, wenn mit viel Herz und ein wenig Augenzwinkern ein Wohlfühlroman präsentiert wird.
Die Zuschauerränge in der Alte Seilerei in Bamberg sind bis auf den letzten Platz besetzt. 150 Zuhörer bei einer Buchpräsentation. Das ist beachtlich. Kein Wunder, dass da Autorin Frieda Bergmann strahlt. „Einmal Liebe zum Mitnehmen“, heißt ihr Werk. Der Auftakt ist schon vielversprechend: Volles Haus bei der Vorstellung, der Verlag Blanvalet (Random House) ist ein Schwergewicht in der Welt der leichten Muse.
Denn, wie der Namen des Buchs unschwer erraten lässt: Das Thema ist herzig, und Männer werden das Buch wohl eher als Geschenk für die Partnerin kaufen, als selbst mit der Hauptprotagonistin Lily und ihren Irrungen, Wirrungen, Herzschmerz, Selbstfindungstrip und Liebesglück mitzufiebern.
Lehrerin in Burgkunstadt
Frieda Bergmann hat einen typischen Liebesroman für ein weibliches Publikum geschrieben. Eigentlich heißt sie bürgerlich Jenny Schreiner, wohnt in Bamberg und unterrichtet seit 15 Jahren am Burgkunstadter Gymnasium Englisch, Geschichte und Deutsch.
Als Lehrerin scheint sie sehr beliebt zu sein, denn das Event in der Alten Seilerei, einem angesagten Kulturzentrum in der Domstadt, hat eine ehemalige Schülerin organisiert. Und auf den Parkplätzen rund um die Alte Seilerei stehen an diesem Abend verdächtig viele Autos mit Lichtenfelser Kennzeichen.
Bei der Vorlesung gewinnt die Autorin dann doch die Aufmerksamkeit der anwesenden Männer. Frieda Bergmann erzählt leicht und ungezwungen. Von Lily, bei der alles zu klappen scheint. Freund Torsten will endlich seine Frau verlassen. Das hat er zumindest fest versprochen. Der erste Stern für die Chefköchin eines Münchner Nobelhotels ist zum Greifen nahe. Aber dann läuft alles ganz anders: Liebhaber weg, Job weg. Die Familie ist enttäuscht. Lily sucht das Weite. In Irland soll sie das Haus ihrer verstorbenen Tante an der Westküste ausräumen. Da gibt es auch einen schmucken Surfer in der Nachbarschaft. Und mit einem Foodtruck für Startup-Menschen und Hipster auch eine berufliche Herausforderung für die Köchin. Dann kommt der markante Gentleman Collum ins Spiel. Und vielleicht sogar die große Liebe ...
So leichtfüßig, wie Lily daher kommt, so leicht, wie ihre Romanmutter schreibt, ging es erstaunlicherweise auch, einen Verlag zu finden. „Ich hätte nie gedacht, dass mir Schreiben so viel Spaß macht“, lacht die Autorin. Kein Kindheitstraum, keine Kurzgeschichten zu Schulzeiten. Erst vor wenigen Jahren begann sie, einige Episoden für ein Buch zu schreiben. Eher für den Hausgebrauch gedacht, wie die Autorin betont. Das wurde einer guten Freundin vorgelegt. „Ich bat sie, ganz klar zu sagen, was sie davon hält. Hätte es ihr nicht gefallen, ich hätte ,Samstag‘, so heißt der Roman, nie fertig geschrieben.“
Ehrliche Freundin und Mutmacherin
Die Freundin ist begeistert und Mutmacherin. Frieda Bergmann bringt den Erstroman zu Ende und veröffentlicht ihn bei Twentysix im Selfpublishing. Dort läuft das Buch im kleinen Rahmen ausgesprochen gut. „Ich hatte bald eine Fangemeinde auf Instagram. Es ist ein wunderschönes Gefühl, mit eigenen Geschichten Menschen zu unterhalten, ihnen Freude zu schenken, ihr Feedback zu hören“, sagt die Lehrerin.
Twentysix gehört zur Verlagsgruppe Random House. Eine Lektorin vom Blanvalet Verlag (ebenfalls Random House) bekommt „Samstag“ zu lesen, und bei Frieda Bergmann klingelt bald darauf das Telefon. Sie wird Verlagsautorin, ohne jemals ein Manuskript eingesandt zu haben.
„Als ich den Auftrag für den nächsten Roman bei Blanvalet in der Tasche hatte, konnte ich es kaum glauben“, sagt Frieda Bergmann alias Jenny Schreiner im Gespräch mit unserer Redaktion. Die erste Verlagsveröffentlichung, für Frieda Bergmann ist das auch eine Bestätigung: Sie hat Talent zum Schreiben. Es geht weiter vorwärts, eine Einladung zum renommierten Lesefestival „lit.Love“ in München folgt. Das klingt alles vielversprechend.
„Was für mich immer im Vordergrund steht, ist die Unterstützung meiner Leser. Ihnen Freude zu bereiten. Feedback zu meinen Figuren zu bekommen“, sagt Frieda Bergmann. Collum, der machte schon in „Samstag“ eine gute Figur: reif, verständnisvoll, welterfahren, gut aussehend und nicht ganz unvermögend. „Immer wieder wurde ich aufgefordert, ihn auch im neuen Roman mit Lily vorkommen zu lassen“, erzählt die Oberfränkin.
Collum bleibt dabei
Collum hat Chancen, auch im nächsten Roman dabei zu sein. Hauptprotagonistin Lily eher nicht. „Sie ist mir beim Schreiben immer mehr ans Herz gewachsen. Aber jetzt heißt es, sie loszulassen“, findet Frieda Bergmann. Neben Collum gibt es aber noch eine Konstante im bereits neu gedachten Roman: Irland. Frieda Bergmann hat da studiert, sich unendlich wohlgefühlt. „Irland muss deshalb in meinen Büchern eine Rolle spielen“, meint sie. Logisch, schließlich sollen sich ihre Leser(innen) ja wohlfühlen. Und Frieda Bergmann ist die passende Reisebegleiterin für Kopfurlaub mit leichtem Gepäck.