In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, darunter die beiden örtlichen Geistlichen, Pfarrer Roland Neher und Pfarrerin Anne Salzbrenner, sowie der Klienten und Mitarbeiter der bisherigen Fördergruppe des Wohnheims Sankt Elisabeth, stellte Weihbischof Herwig Gössl den in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wohnheim erstellten Neubau der Förderstätte Sankt Franziskus im Rahmen eines Wortgottesdienstes unter den Segen Gottes.
„Leben ist wertvoll, und daher ist es immer zuerst zu schützen, zu unterstützen und aufzufangen!“
Herwig Gössl, Weihbischof
Ausgehend vom Tagesevangelium am Fest des Apostels Andreas bemerkte der Weihbischof, dass der Begriff „Menschenfischer“ für heutige Ohren eher schräg und verdächtig klingt. „Das hört sich eher an wie Menschenfänger, denen Menschen ins Netz gehen. Dabei denken wir zuerst an Populisten oder Betrüger, aber auch an bestimmte Werbekampagnen oder Sekten.“
Menschenfischer, kein Menschenfänger
Bei Jesus aber sei mit Menschenfischer jemand gemeint, der Menschen auffängt, jemand, der mit seinem Netz Menschen vor dem Fall ins Bodenlose bewahrt und ihnen hilft, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen und gut und gerne zu leben. Die Botschaft Jesu sei eine Botschaft des Lebens. „Leben ist wertvoll, und daher ist es immer zuerst zu schützen, zu unterstützen und aufzufangen!“
Die Arbeit in der Förderstätte will Menschen mit verschiedenen schweren körperlichen und geistigen Behinderungen genau diese Frohe Botschaft vermitteln und nahe bringen: Dein Leben ist kostbar und wertvoll, trotz aller Einschränkungen. Es ist aufgefangen und getragen im caritativen Netzwerk, das viele Menschenfischer im Auftrag Jesu heute knüpfen, unterstrich der Weihbischof.
Schließlich segnete er die Beteiligten der Feier und anschließend alle Räume sowie die für die einzelnen Zimmer vorgesehenen Kreuze. Die Andacht wurde von Paul Schreiner, einem Mitarbeiter des Wohnheims Sankt Elisabeth, musikalisch gestaltet.
Der Diözesan-Caritasdirektor Helmar Fexer erläuterte, dass bereits seit dem Jahr 2003 eine Fördergruppe mit zuletzt 17 Personen bestand, die räumlich dem Wohnheim Sankt Elisabeth angegliedert war. Da ein größerer Bedarf bestand, wurde jetzt eine eigene Förderstätte erbaut, in der 28 Personen, aufgeteilt in vier Gruppen zu jeweils sieben Personen, von zwei Mitarbeitern pro Gruppe betreut werden. Die Klienten sind erwachsene Personen mit schwerer geistiger, körperlicher, psychischer Behinderung oder starken Verhaltensauffälligkeiten. Bis auf sechs freie Plätze sei das Haus bereits belegt.
Kostenaufwand 3,3 Millionen Euro
Die mit einem Kostenaufwand von insgesamt 3,3 Millionen Euro erstellte Baumaßnahme (ohne einige Zusatzmaßnahmen allein für die Förderstätte 2,9 Millionen) sei mit Fördermitteln in Höhe von 1,177 Millionen Euro durch die Regierung von Oberfranken aus Fördermitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales, durch den Bezirk Oberfranken mit 185 000 Euro, durch die Aktion Mensch mit 110 000 Euro sowie durch die Oberfrankenstiftung und die Bayerische Landesstiftung unterstützt worden. Der Rest werde aus Eigenmitteln finanziert.
Marcus Baier, der für die Bauplanung verantwortliche Architekt der Joseph-Stiftung, stellte die konstruktive Zusammenarbeit mit Thomas Geldner, dem Geschäftsführer des Kreiscaritasverbandes, und Tilo Stadelmann, dem Leiter der neuen Förderstätte Sankt Franziskus sowie der Bereichsleiterin der trägereigenen Einrichtungen des Caritasverbandes der Erzdiözese, Friederike Müller, heraus. Das Projekt liege ihm sehr am Herzen, weil dadurch ein sozialer Beitrag für Menschen mit Behinderung geleistet werde. Zum Schluss seiner Ausführungen übergab Baier an Tilo Stadelmann symbolisch einen überdimensionalen Schlüssel aus Backwerk.
Landratstellvertreter Helmut Fischer betonte, dass der Caritasverband nicht nur als Sachaufwandsträger in Erscheinung trete, sondern dass er sich auch um die Menschen der Einrichtung sorge und ihre Gesamtpersönlichkeit entwickle und fördere.
Für Standorttreue gedankt
Das Heilpädagogische Zentrum der Caritas mit seinen vielen Einrichtungen sei ein wichtiger Teil von Lichtenfels. Jetzt komme mit der Inbetriebnahme der Förderstätte ein weiterer Baustein hinzu, hob Bürgermeister Andreas Hügerich hervor. Sein Dank galt dem Caritasverband für die Treue zum Standort Lichtenfels, den Mitarbeitern für ihr Engagement und den betreuten Menschen, die die Stadt mit ihrer Lebensfreude bereichern würden.
Im Anschluss an die Feier führte Tilo Stadelmann die Gäste durch die neuen Räume. Für die vier Gruppen mit je sieben Personen steht jeweils ein geräumiger etwa 50 Quadratmeter großer Gruppenraum zur Verfügung, der hauptsächlich mit einer großen Eckküche, einem langen Tisch, einem Sofa und einer Liegeschale ausgestattet und mit einem Ruheraum verbunden ist. Viele Räume wie etwa im Entspannungs-, Therapie- sowie im Pflege- und Sanitärbereich können von allen Klienten genutzt werden.