„Oberfranken ist eine Vorzeigeregion“, meint kein Geringerer als der Kabarettist Wolfgang Krebs, der am Freitagabend mit seinem neuen Programm „Geh zu, bleib da!“ sein Publikum im Lichtenfelser Stadtschloss begeisterte.
Die Begründung: „Weil man hier seine Ruhe vor den Münchnern hat“ relativierte die Aussage dann doch etwas. Vielleicht sollte der Titel seines neuen Programms „Geh zu, bleib da!“ auf das Hauptanliegen des Künstlers – die drohende Landflucht – aufmerksam machen. Wie dem auch sei. Jedenfalls sind Aussagen wie, die Franken hätten schon über eine Hochkultur verfügt als man in München noch auf Bäumen rumgeklettert ist, Balsam für die fränkische Volksseele.
„Oberfranken ist eine Vorzeigeregion, weil man hier seine Ruhe vor den Münchnern hat.“
Wolfgang Krebs, Kabarettist
Bereits eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung bildeten sich lange Schlangen am Eingang zum Stadtschloss. Am Ende war dann der große Saal im ersten Stock voll besetzt.
Im Verlauf seines mehr als zweistündigen Programms schlüpfte Wolfgang Krebs in Parade-Rollen, wie Edmund Stoiber, Horst Seehofer, Markus Söder und Angela Merkel. Aber auch Charaktere wie Schorsch Scheberl, Ortsvorsitzender aller 30 Vereine in Untergamskoben-Zeißgruben-Gernhaferlverdimmering kamen zu Wort oder die erfolglose Allgäuer Schlager-Kanone Meggy Montana. Als Wortakrobat und Verwandlungskünstler versteht es Wolfgang Krebs wie kein Zweiter, mit Mimik, Gestik und Körperhaltung seinen Protagonisten eine Seele einzuhauchen.
Bestes und wie überzeugendstes Beispiel ist die Parodie auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Besuch in Franken. Allerdings blieben der Kanzlerin die Feinheiten der bayerischen und fränkischen Sprache für immer verschlossen, vielleicht, weil ihr russisch auch näher ist.
Bei Krebs in Person von Stoiber keimt der Verdacht auf, dass er ihn nicht nur parodiert. So authentisch (wenn auch etwas überzeichnet) kommen Stoibers legendäre Gestik, die zahlreichen oft verhaspelnden und radebrechenden Versprecher und seine typische Körperhaltung zum Ausdruck.
Für Lichtenfels fordert Stoiber schnelles Internet und ein Staatsministerium, um sich im nächsten Moment über das Modegetränk Aperol Spritz auszulassen. Wer einen Aperol in einem fränkischen oder bayrischen Bierzelt trinke, gehöre des Landes verwiesen.
Manche Gespräche sind so zielführend wie ein Fahrt im Kreisverkehr, unkte Krebs in seiner Rolle als Markus Söder, der über die neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sprach.
Vielleicht liegt es an der Vorgehensweise von Schorsch Scheberl, dem schlitzohrigen Ortsvorsitzenden von Untergamskoben-Zeißgruben-Gernhaferlverdimmering, das die in Bayern vorherrschende Volkspartei zumindest in dessen Ort bei der Landtagswahl nicht über so gravierende Einbußen klagen musste.
Knappe Schnur in der Wahlkabine
In ihrer Wahlkabine war die Schnur dermaßen kurzgehalten, das dem Wähler gar nichts anderes übrig blieb, als ihr Kreuzchen an der „richtigen“ Stelle zu machen. Dies alles nutzte bei der letzten Landtagswahl nichts. Wie stellte Krebs in einer weiteren Stoiber Parodie fest: Die FDP ist wieder da. Mittlerweile kämpfe Parteichef Hubert Aiwanger mit der Doppelbelastung als Landwirt und als Landtagsabgeordneter.
Auch die hohen Mieten in München wurden thematisiert. Ob allerdings die Preise hinter Nürnberg wegen der Nähe zu Lichtenfels wieder anziehen, darf bezweifelt werden.
Neben aller Politprominenz gab sich auch König Ludwig II. die Ehre. Als erster „Baulöwe“ der Geschichte erbaute er neben Schloss Neuschwanstein auch noch die Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof. Allerdings verstand König Ludwig die Welt nicht mehr, als er neulich eine Immobilienanzeige mit einer Wohnung in „traumhafter“ Lage in München Hasenbergl las. Eine Gegend, die lange als „sozialer Brennpunkt“ galt.
Noch einige Erkenntnisse, die der Abend lieferte: „Auch der Holzweg kann der richtige sein, wenn du eine Termite bist.“ Und man sollte sich davor hüten Menschen in Schubladen zu stecken, es sei den man arbeitet im Leichenschauhaus. Oder „Ist dein Leben dir zu blass, iss ein Kilo Ananas“.