Der Kommandant der Altneihauser Feierwehrkapell?n, Norbert Neugirg, stand diesmal ohne rußverschmiertem Gesicht und ohne verbeulten Feuerwehrhelm auf der Bühne des Stadtschlosses. Vielleicht schickte er gerade deswegen ein Stoßgebet zum Himmel. „Oh Herr, las diesen Schuppen halten, für den die Leute Eintritt zahlten.“
Schon im Prolog bekamen Lichtenfels, sein Stadtschloss und deren lokale Persönlichkeiten ordentlich ihr Fett weg. Er habe gehört, dass Lichtenfels einen SPD-Bürgermeister habe. „Wo Elend herrscht und bitteres Leid, ist die SPD nicht weit“, dichtete Kommandant Norbert Neugirg, um dann postwendend mit der „satirischen Christbaumrodung“ zu beginnen.
Sein Thema war das weihnachtliche Krippenspiel, welches gerade in der Vorweihnachtszeit auf dem Spielplan vieler Schulen steht. Die Story sei so ausgemolken, dass selbst wenn Maria Zwillinge bekommen oder Josef mit Herodes eine Lebenspartnerschaft eingehen würde, es niemand bemerken würde. Neugirg gelangte zu dem Fazit, dass es niemandem gelingt, die seit über 2000 Jahre bestehende Geschichte zugrunde zu richten, nicht einmal den Lehrern.
Whiskey statt Kuchen
Unterstützt wurde Neugirg von Regisseur Christian Höllerer, der unter anderem über die Zubereitung eines Weihnachtsmannkuchens mit einem Liter Whiskey berichtete. Allerdings forderte das Rezept mehrfach die Prüfung der Qualität des Whiskeys, so dass am Ende der Bäcker völlig betrunken den Kuchen Kuchen sein lässt und sich ins Bett legt.
Weitere weihnachtlichen Sprengsätze nahm Kommandant Neugirg auf Korn. Darunter auch die vorweihnachtliche Prospektflut, den Konsumwahn und die „Tragödien“ des Festmahles. Auch kritische Töne waren zu hören. Da waren die enorme Verspätung der Bundesbahn und die Arbeitsbedingungen bei Amazon noch harmlos. „Kriegskinder gebt Obacht, für euch werden Bomben wie Spielzeug gebaut, die euch dann um die Ohrwascheln fliegen.“ An diesen Punkt zeigte Neugirg seine Gesellschaftskritik so deutlich, dass manchem im Publikum das Lachen im Hals stecken blieb.
Nicht zum Löschen geeignet
Auch die bayerische Staatsregierung bekam ihr Fett weg. Markus (Söder) und Hubert (Aiwanger) ließen es zwar brennen und rauchen, aber zum Löschen seien sie nicht geeignet. Zwischen den einzelnen Textabschnitten spielte die schräge Mannschaft um Kommandant Norbert Neugirg auf ihren Instrumenten Weihnachtslieder wie „Rudolph The Red Nosed Reindeer“ und weitere höchst eigenwillige Interpretationen bekannter Weihnachtslieder.
Weihnachtsdramen
Regisseur Christian Höllerer schilderte die Freuden der winterlichen Schneepracht von den ersten zarten Flocken am 6. Dezember bis zum Exzess am 31. Dezember. Dazwischen lagen Freud und Leid der weißen Pracht. An Ende standen Streit mit dem Nachbarn, eine verlassene Ehefrau, die Schmerzensgeldforderungen des Schneepflugfahrers und schließlich die Brandruine des Eigenheims, aber der Schnee war geschmolzen.
Und Bezug nehmend auf die Weihnachtsgeschichte und die heiligen drei Könige bezweifelte Höllerer, ob es allerdings einen vierten König gegeben hat, der die Weisen aus dem Morgenland bereichert hatte. „Vielleicht lag es an der Gabe, einem stinkenden Käse, weshalb sich seine Existenz im Dunkel der Geschichte verliert.“
Auch die „aromagesättigte Atmosphäre“ einer weihnachtlichen Mitternachtsmette oder die „Weihnachtsgans und der Schwager Hans“ waren Geschichten, mit denen Neugirg Lachsalven hervorrief. Da gewann dann der Spruch „Und wenn es einmal nicht weitergeht, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ gleich eine neue Bedeutung. Zum Zyklus lyrischer Weihnachtsdramen gehört auch der Brauch „Kraut mit Bratwurst“. Allerdings sind verbrannte Bratwürste und angebranntes Sauerkraut nicht jedermanns Geschmack.
Aber längst nicht so makaber wie die Geschichte eines Care-Packets aus Amerika, das im Winter 1946 eine Familie in Deutschland erreichte. Es enthielt einigen Dosen, von einer war allerdings die Beschriftung zum Inhalt abgegangen. Unter Zuhilfenahme sämtlicher küchentechnischer Tricks wurde daraus dann doch noch eine halbwegs schmackhafte Speise gezaubert. Ein nach Weihnachten eingegangener Brief brachte dann Aufklärung über den mysteriösen Inhalt. Ein Onkel der Familie war verstorben, seine Asche sollte im heimatlicher Erde begraben werden.