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LICHTENFELS: Brauchtum: Es geht auch mit der Weidenrute

LICHTENFELS

Brauchtum: Es geht auch mit der Weidenrute

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    Das „Pfeffern“ hat als Neujahrswünsch eine lange Tradition. Auch Emil und Ida waren bei den Nachbarn am Neujahrstag gern gesehen um mit ihrem Zweiglein vom Christbaum Glück im neuen Jahr zu wünschen.
    Das „Pfeffern“ hat als Neujahrswünsch eine lange Tradition. Auch Emil und Ida waren bei den Nachbarn am Neujahrstag gern gesehen um mit ihrem Zweiglein vom Christbaum Glück im neuen Jahr zu wünschen. Foto: Klaus Gagel

    „Grün, grün Stängel, ich pfeffer? wie ein Engel, so rot wie das Blut, da schmeckt das Neujahr gut.“ So manch einer kennt diesen Spruch noch aus den Kindertagen. Auch heute noch suchen viele Kinder, bewaffnet mit einem grünen Zweiglein vom Christbaum ihre Verwandten und Nachbarn auf, um auf diese Weise Glück fürs neue Jahr zu wünschen.

    Im Gegensatz zum Silvesterfeuerwerk, bei dem mit krachenden Böllern und zischenden Raketen die bösen Geister vertrieben werden sollten, gehört das „Pfeffern“ zu den „leisen“ Neujahrsbräuchen. Regional wird der Pfefferspruch allerdings auch abgewandelt, teilweise mehr oder weniger drastisch. So etwa in Rodach wo die Kinder verkündeten „Pfeffer, pfeffer Neujohr, der Vater steckt im Ofenrohr, die Mutter in Schlappen, no wolln me weitertappen.“

    Nette Aufforderung

    Der Brauch wurde anfangs vor allem in den katholischen Gegenden gepflegt und reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Er war zunächst nicht zwingend mit dem Neujahr verbunden. Ursprünglich zogen die Kinder nach Weihnachten mit Weidenruten durch die Dörfer um Erwachsenen spielerisch auf die Beine zu schlagen und dabei einen Spruch aufzusagen. Sie bekamen dabei von den aufgesuchten Familien Gebäck, Süßigkeiten oder auch Geld.

    Die Buben zogen früher am Tag der unschuldigen Kindlein (28. Dezember) durchs Dorf und hatten mit ihren Weidenruten vor allem die weiblichen Dorfbewohner im Visier. Die Mädchen gingen dagegen an Neujahr (1. Januar) den Männern und Buben an die Beine. Oft wurde der Spruch auch ergänzt um die Spendenfreudigkeit des Gepfefferten zu erhöhen. So in unserer Region; „Ich bin ein kleiner König, gebt mir nicht zu wenig, lasst mich nicht zu lange steh?n, ich muss ein Häuschen weiter gehen“.

    Böse Folgen für das neue Jahr

    Und wehe wenn jemand beim Pfeffern vergessen wurde. Das konnte fürs neue Jahr böse Folgen haben. Es war eine Ehrbezeugung gepfeffert zur werden auch wenn sich „Pfeffern“ vom Schlagen mit der Rute ableitet, denn „pfeffern“ heißt soviel wie „prügeln“. Lebkuchen waren fast überall, wo der Brauch bekannt war, der Lohn für das Rutenschlagen. Im Coburger Land werden im Volksmund noch heute die Lebkuchen „Pfefferkuchen“ genannt. Hier gibt es auch noch zur Weihnachtszeit ein plätzchenartiges Gebäck, das den Namen „Pfeffernüsse“ trägt. So taucht folglich auch in vielen Sprüchen der „Lebkuchen“ oder „Pfefferkuchen“ auf.

    In vielen Reimen werden Geldstücke oder -scheine genannt, die in unserer Währung nicht mehr bekannt sind. Auch daraus kann man folgern, welch lange Tradition dieser Brauch hat. In etlichen Sprüchen wird der „Taler“ gefordert, eine Geldeinheit des Deutschen Reichs.

    Andere Länder...

    Dabei ist das „Pfeffern“ beileibe keine deutsche Erfindung. In Bulgarien sollen Hiebe auf den Rücken mit der Surwatschka, einem Ast der Kornelkirsche, besonderes Glück bringen. In Schottland dagegen ziehen junge Männer mit Whisky, Rosinenbrot und einem Stück Kohle von Haus zu Haus und sollen so das Glück hineintragen.

    Es ist erfreulich, dass sich solche Traditionen bis in unsere Tage erhalten haben. Allerdings sollte man sich dabei an die Vorgaben der Obrigkeit aus früheren Tagen halten: „Zum Pfeffern soll ein Nachbar dem anderen seine Kinder zuschicken dürfen, aber keine ungezogene Jugend von Buben und Mägdlein soll sich dazu schlagen und den Leuten haufenweise in die Häuser fallen“.

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