Die Feuerwehr Seubelsdorf soll ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser (TSF-W) erhalten. Nach der Feuerwehrbedarfsplanung ist ein Iveco Daily vorgesehen, dies ist auch der Vorschlag der Stadtverwaltung. Die Seubelsdorfer Feuerwehrleute favorisieren jedoch ein Fahrzeug mit MAN-Fahrgestell, wegen des größeren Platzes und der Möglichkeit, im Wagen selbst Atemschutzgeräte anzulegen. Im Stadtrat sorgte dieser Wunsch für eine zweistündige, leidenschaftliche Diskussion, nach welcher sich das Gremium im Beisein zahlreicher Mitglieder der Seubelsdorfer Feuerwehr mit 17 zu elf Stimmen für den Kauf des Iveco-Modells entschied.
Kreisbrandrat Timm Vogler hatte zunächst die aus Sicht der Verwaltung bestehenden Vorzüge des Iveco vorgestellt. Dieses Fahrzeug wurde bereits für elf Feuerwehren im Landkreis angeschafft. Außerdem wiegt es unter 7,5 Tonnen, was das Fahren ohne Laster-Führerschein ermögliche. Dagegen könne der MAN bei einer Zusatzbeladung dieses Gewicht überschreiten, was für den Fahrer eine entsprechende Fahrerlaubnis voraussetze.
Dazu sei der Iveco so konzipiert, dass auch neue Einsatzszenarien wie Starkwetterereignisse abgedeckt würden. Er habe zusätzlich eine bessere Nutzlastreserve von 1700 Kilo bei einem 500-Liter-Tank. Nicht zuletzt sprächen finanzielle Gründe für den Iveco. Stadtkämmerer Johann Pantel hob einen zehnprozentigen Staatszuschuss wegen der gemeinsamen interkommunalen Anschaffung des Fahrzeugs mit der Stadt Bad Staffelstein für die Feuerwehr Stadel hervor. Beim Erwerb des MAN entfalle dieser Zuschuss, was einen Verlust von 4000 Euro zur Folge habe. Im Übrigen koste das MAN-Fahrzeug etwa 20 000 Euro mehr als der Iveco.
Trotz dieser Argumente halte die Seubelsdorfer Wehr am Antrag auf ein MAN-Fahrgestell fest. Gründe seien eben die größenbedingte schnellere Einsatzfähigkeit und das spezielle Schutzgebiet des Stadtteils mit seinem wachsenden Gewerbeareal. Außerdem wolle sich die Feuerwehr an den Mehrkosten beteiligen.
Kreisbrandrat Vogler räumte ein, dass die Seubelsdorfer Kameraden durchaus richtige Argumente auf ihrer Seite hätten, mehr Punkte jedoch für den Vorschlag der Verwaltung sprechen. Auch aufgrund der einstimmigen Entscheidung aller Feuerwehrkommandanten für den Feuerwehrbedarfsplan empfehle er deswegen den Kauf des Iveco-Tragkraftspritzenfahrzeugs.
Quer durch fast alle Fraktionen sicherten Stadträte dem Anliegen der Seubelsdorfer Feuerwehr ihre Unterstützung zu. Doch auch der Vorschlag der Verwaltung und die Erläuterungen des Kreisbrandrates fanden ihre Befürworter. So stand beispielsweise der eine der beiden Feuerwehrreferenten, Otto Dinkel (CSU), dem MAN-Wunsch der Stadtteilwehr offen gegenüber. Ihn überzeugte der Vorschlag, die Mehrkosten zu übernehmen. Da die Seubelsdorfer sehr aktiv seien, „sollen sie ihren MAN bekommen, um die Motivation hochzuhalten“.
„Es ist offenbar einfacher, gegen die Verwaltung zu reden als gegen die geballte Kraft der Seubelsdorfer Feuerwehr.“
Robert Gack, CSU-Stadtrat
Der andere Feuerwehrreferent, Roland Lowig (WLJ), dagegen unterstützte den Kauf des Iveco. Mit diesem Fahrzeug seien die anderen Feuerwehren zufrieden, da der Wagen seine Aufgaben erfülle. Außerdem hätten sich die Kommandanten, auch die Seubelsdorfer, einstimmig für den Bedarfsplan ausgesprochen, in dem der Kauf des Iveco-TSF-W vorgesehen sei. Und schließlich spreche das Gesamtgewicht für den Iveco, da hier kein Lasterführerschein für den Fahrer notwendig sei.
Positiv für das Seubelsdorfer Anliegen sprachen sich aus Philipp Molendo (JB, „Wenn eine so motivierte Truppe einen Wunsch äußert, muss man zuhören.“), Frank Rubner (CSU, „Der Wunsch nach diesem Fahrzeug besteht schon seit zwei Jahren, außerdem wollen die Kameraden die Mehrkosten übernehmen und 20 Jahre mit dem MAN arbeiten.“), Rudolf Panzer (FW, „Ich war selbst Atemschutzgeräteträger und immer beruhigter, wenn ich das Gerät im Fahrzeug angelegt habe.“), Christian Bauer (JB), Alfred Thieret (CSU) und Christian Barth (JB, „Die Seubelsdorfer Feuerwehr hatte im letzten Jahr 41 Einsätze und will die Mehrkosten tragen.“).
Mehrkosten gedeckt
Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner (CSU) bat die Verwaltung, dem Wunsch der Stadtteil-Feuerwehr Rechnung zu tragen. Sie argumentierte, dass der Bedarfsplan vor dem neuen Gewerbegebiet festgelegt worden sei. Dieses brauche aber eine höhere Sicherheit und darum könne man eine Änderung akzeptieren. Außerdem passe der MAN, wie der Iveco, in die örtliche FFW-Garage, und die Mehrkosten würden auch gedeckt. Letztere standen im Mittelpunkt der Meinungsfindung von Emmi Zeulner (CSU). Da die Mehraufwendungen von der Feuerwehr selbst getragen würden, entfielen diese als Argument gegen den MAN. „Am Ende müssen die Seubelsdorfer das Gerät bedienen, also sollten wir auf ihren Wunsch eingehen.“
Dieser Argumentation konnte ihr Parteifreund Robert Gack nicht folgen. „Es ist offenbar einfacher, gegen die Verwaltung zu reden als gegen die geballte Kraft der Seubelsdorfer Feuerwehr“, kritisierte er. Alle sachlichen Punkte von Kreisbrandrat und Stadtverwaltung würden „hinten runter geschmissen und es wird gesagt, die interessieren uns nicht“. Lob hatte er dagegen für Roland Lowig und dessen Einsatz für den Verwaltungsvorschlag parat: „Das hätte ich dir nicht zugetraut.“ Rudi Breuning (SPD) konnte nicht verstehen, dass die Motivation einer Feuerwehr von ihrem Fahrzeug abhängen könne. Darüber hinaus betonte er, dass die Feuerwehren gleichbehandelt werden sollten. Außerdem sei der Iveco mehr als ausreichend.
Höher Löschwasserzuladung
Johannes Oppel (WLJ), Kommandant der Feuerwehr Lahm, sah als wichtigsten Vorteil die höhere Löschwasserzuladung des Iveco. Außerdem kämen mehr Einsätze bei Hochwasser oder anderen Naturkatastrophen auf die Feuerwehr zu. „Da ist es nicht verkehrt, wenn man bei der Zuladung Reserven hat, denn mit Pumpen oder Sandsäcken kommen einige Kilo zusammen“, so Oppel im Hinblick auf das zulässige Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen. Ferner sei die Stützpunktwehr ganz in der Nähe, die über eine umfangreiche Ausstattung verfüge.
Monika Faber (SPD) erinnerte an das Prinzip der Gleichbehandlung und daran, dass man sich aus Gründen der jeweiligen Fahrerlaubnis bewusst für den Iveco entschieden hat („Immer weniger haben den notwendigen Führerschein für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen.“), und auch Arnt-Uwe Schille (SPD), Mathias Söllner und Siegbert Koch (beide Grüne) äußerten ihre Sympathie für den Vorschlag der Verwaltung, der schließlich mit Mehrheit angenommen wurde.