Keine Furcht sondern frotzelnden Frohsinn verbreitete das Eich alias Stefan Eichner aus Kulmbach am Samstagabend im Lichtenfelser Stadtschloss. Der entspannte Franke – so steht es vorne auf seinem T-Shirt – nimmt mit scharfzüngigem und schwarzem Humor so manche Absurdidät unserer Gesellschaft auf das Korn.
Die Nummer zehn steht auf dem Rücken seines Shirts. Sie spiegelt die Jahreszahl seines Bühnenjubiläums wieder. Wer ihn zu Beginn seiner Kabarett-Karriere erlebt hat, ist erstaunt ob seiner rasanten und markanten Weiterentwicklung. Deutlich wurde, der Künstler hat sein Publikum fest im Griff. Dort wird bis zur Erschöpfung gelacht. Er braucht er den Vergleich mit den Comedy-Größen nicht zu scheuen. Warum auch. „Der Eich ist ja viel besser als die annern großkopferten Kabarettisten“, sagt Norbert, der extra aus Würzburg angereist ist. Dabei verschont das Eich auch seine Fans nicht. Angeblich unter jedem zehnten Stuhl sollen T-Shirts versteckt seien. Das Publikum sucht. „Ihr glabt aaa jeden Scheiß“, amüsiert er sich der Franke auf der Bühne.
Der sinnhafte Laubsauger
Nicht über alle technischen Neuerungen sollte man „amused“ sein, speziell wenn man fragt: „Siri wie ist das Wetter? Und zur Antwort bekommt: „Frag' doch deine Schlampe Alexa“. Die Sinnhaftigkeit von Staubsaug-Robortern und Laubsaugern hat es dem Comdedian besonders angetan. Nicht immer positiv gemeint. Vor allem, wenn der Nachbar genau in der Zeit, wo man Schlaf nachholen müsste, wegen fünf Blättern den lärmenden Laubsauger anschmeißt. Bis er endlich checkt, dass das Gerät nicht nur eine Blas- sondern auch eine Saugfunktion hat. Als geniale Gegenwehr empfiehlt das Eich, schon Samstag Nacht absichtlich die falsche Mülltonne ratternd vor das Gartentor zu rollen.
Es sei es mit dem Umgang mit seinen Themen schwierig geworden, weist er augenzwinkernd auf das Thema „political correctness“ hin. Weder über Übergewichtige, sabbernde Alte oder rotznäßige Kinder dürfe er mehr herziehen. Auf Kriegsfuß steht er auch mit der neuen Männermode sprich Hochwasserhosen, „die einen wie Storch anmuten lassen“. Und deren Trägern, „Luschen und Weicheier, die Kevin heißen und Spinatschorle trinken“. Angesichts des Softie-Gehabes und weinerlichen Singsangs deutscher Junginterpreten bekäme er oftmals Brechreiz. Seine Persiflagen auf das neue deutsche Lied- und Textgut, „das wie eine Auftragsarbeit der AOK klingt“, von Foster, Giesinger & Co. sind schon legendär. Mit überbordernder Mimik und Gestik spielt er auf der Gitarre und Orgel. Er ist ein wenig Rampensau, wenn er Peter Maffay, Udo Lindenberg und Grönemeyer parodiert.
Ausdauer ist sein Programm
Ausdauer ist ebenfalls sein Programm. Mit einigen Zugaben dauert sein Auftritt bis fast 23.15 Uhr. Mit dem bösen Ausgang einer Loomi-Loomi-Massage nach dem Genuss eines Bohnen-Brokkoli-Zwiebeleintopfes holt er nochmal die letzten Reserven aus dem von Lachsalven gebeutelten Publikum heraus.