
Im Dezember 2016 hat das Firmengründer-Ehepaar Kerstin und Frank Herzog 75 Prozent seiner Firma Concept Laser an den internationalen Konzern General Electric beziehungsweise dessen Sparte GE Additive verkauft. Am Dienstagvormittag nun gaben sie und Jason Oliver, Hauptgeschäftsführer (CEO) von GE Additive, bei der ersten Betriebsversammlung im 3D Campus bekannt, dass die Herzogs ab sofort keine Mitarbeiter von GE mehr sind.

„Es war keine Entscheidung aus dem Bauch heraus, sondern sie reifte über Jahre“, sagt Frank Herzog im Exklusiv-Gespräch mit dieser Redaktion. Er blickt zurück auf das Jahr 2012. Über viele Jahre war Concept Laser damals derart stark gewachsen, dass es aus eigener Kraft nicht mehr möglich war, effizient weiter zu expandieren. Der Pionier des pulverbettbasierten Laserschmelzen von Metallen vom Obermain war auf der Suche nach einem strategischen Partner und fand in General Electric ein international tätiges Unternehmen mit 300 000 Mitarbeitern weltweit, das viele Synergieeffekte für Concept Laser mit sich brachte. Waren es anfangs nur Kooperationen, so wurde Concept Laser schließlich Teil der Firma. Und GE Additive investierte, alleine rund 150 Millionen Euro in den Standort Lichtenfels.
Ein starker Verbund, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern

„Wir haben uns GE als starken strategischen Partner reingeholt, die Geldgedanken standen nie im Vordergrund“, sagt Unternehmensgründer Frank Herzog. „Wir wären schlicht zu klein gewesen, hätten gegen die Konkurrenz auf dem US-Markt und in Asien nicht alleine bestehen können.“ Die Zukunft von Concept Laser sichern: Das war für Frank Herzog immer im Mittelpunkt. „Teil von GE Additive zu sein, das ist unser Erfolgsschlüssel“, bekräftigt er.
„Die Region hat uns immer unterstützt, und wir unterstützen die Region.“
Jason Oliver, Hauptgeschäftsführer GE Additive

In der Tat ist der Unternehmenskomplex überaus breit aufgestellt. So gibt es in Kanada einen Produzenten, der spezielle Pulver herstellt, die Innovationsführer Concept Laser, aber auch die Mitbewerber brauchen. Die schwedische Firma Arcam ist ebenfalls im additiven Sektor tätig, schmilzt Metalle, allerdings mit Elektronenstrahl. „Und so bieten wir unseren Kunden nicht nur Produkte an, wir bieten Prozesse, von der Idee über die Umsetzung bis zu Software und zum Postprocessing“, erklärt Jason Oliver, der CEO von GE Additive. „Ohne Partnerschaft hätten wir es nicht geschafft“, fügt Frank Herzog an.
CEO Jason Oliver: der 3D Campus in Seubelsdorf ist „ein Herzogsbau“
Den 3D Campus nennt Jason Oliver geradezu liebevoll „einen Herzogsbau“. Das Verhältnis zu Frank Herzog („The Godfather of Laserdruck“) scheint geradezu freundschaftlich. Natürlich war der Hauptgeschäftsführer von GE Additive, der in München lebt (hier ist auch das Hauptquartier der Unternehmenssparte), während der vergangenen Jahre das ein oder andere Mal auf der Baustelle im Gewerbegebiet Seubelsdorf, informierte sich über den Fortschritt und blickte nach einer kleinen Wanderung mit Frank Herzog vom Staffelberg mit Stolz auf den fortschreitenden Bau der High-Tech-Firma. Noch stolzer aber war und ist er auf Frank Herzog, der als Vorsitzender Geschäftsführer Auge und Ohr vor Ort war. Und der mit dem 3D Campus seinen Mitarbeitern und sich einen Traum erfüllt. „Wir hatten die perfekte Person vor Ort“. Das Lob des Hauptgeschäftsführers spricht Bände. Und Herzog ergänzt: „Wir haben tolle Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen.“ Auch das gehört zum Erfolgskonzept von Concept Laser.
Doch warum gerade nun die Entscheidung des Gründerehepaars? „Wir wollten, dass es läuft. Und es war klar: Wenn es läuft und die Mitarbeiter ziehen ein, dann bleiben wir hinter der Schranke und ziehen nicht mit ein“, sagt er stellvertretend auch für seine Frau über die lange gehegten und nun umgesetzten Pläne.
Da konnte CEO Jason Oliver („Sie sind die Energie und die Seele von Concept Laser“) noch so viel nachbohren und Überzeugungsarbeit leisten: „Unser Entschluss stand fest: Ganz oder gar nicht. Halbe Sachen machen wir nicht.“
Frank Herzog widmet sich nun verstärkt anderen Aufgaben
Aufs Altenteil legen will sich der 48-Jährige jedoch noch lange nicht. Und eine Bitte konnte er Jason Oliver nicht abschlagen: „Frank wird uns als Ambassador für GE Additive und den 3D-Metalldruck erhalten bleiben“, sagt der CEO. Der Lichtenfelser wird also Botschafter für seine Technologie und seine Überzeugung. Daneben ist er im Expertenrat von „Bayern Digital 2.0“, einem Masterplan der bayerischen Staatsregierung, und dort zuständig für den Bereich additive Fertigung. Außerdem gehört er dem Kuratorium der Fraunhofer-Gesellschaft an, ist dort im Aufsichtsrat im Bereich Lasertechnik. Und ab Oktober wird er von Staatsseite für eine Aufgabe berufen, über die er heute noch nicht im Detail sprechen möchte.
„Der 3D Campus ist ein Symbol für High Tech. Viele Menschen verbinden auch Hoffnungen damit. Dass es in der Region aufwärts geht, ist ein Traum vieler, der sich erfüllt.“
Frank Herzog, Gründer von Concept Laser

Sorgen um die Zukunft von Concept Laser braucht sich laut Jason Oliver niemand machen. „Die Region hat uns immer unterstützt, und wir unterstützen die Region“, sagt der Hauptgeschäftsführer von GE Additive. „Ich berichte David L. Joyce, Vizepräsident von GE und CEO von GE Aviation, der Luftfahrtsparte, die ebenso boomt wie Additive. Für ihn ist Additive so etwas wie sein Baby, Additive ist die Zukunft, denn ohne diese Technologie geht in der Luftfahrtsparte nahezu nichts mehr.“ Will meinen: Der Metallguss war gestern, der Metalldruck ist das Heute.

Bei der Herstellung der Propellerturbine (Turboprop) für Flugzeuge läuft mittlerweile ein Drittel über diese Technologie, bei der GE Additive im Allgemeinen und Concept Laser im Speziellen der Konkurrenz ganz weit voraus ist. Doch nicht nur das. „Concept Laser ist breit aufgestellt, arbeitet für mehrere Branchen. Und die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten: Ging es in einer Branche etwas langsamer voran, so waren andere wieder stärker“, sagt Frank Herzog. „Insgesamt sind wir mit der Additiven Technologie noch immer nur an der Spitze des Eisbergs, haben unglaublich viele Möglichkeiten.“ Das Drucken von Metallbauteilen sei nicht mehr wegzudenken. Egal, ob in Automobilindustrie, in Luft- und Raumfahrt oder in der Medizinsparte. Und, und, und. „Die Firmen müssen umdenken. Additive Fertigung mag Neuland sein, aber es ist die Zukunft.“
Additive Technologie für viele Bereiche die Zukunft der Fertigung
Der Standort Lichtenfels mag klein sein im weltweiten Netzwerk von General Electric. Unbedeutend ist er aber definitiv nicht: „Wir haben hier das kleine Silicon Valley des 3 D-Drucks in Francony“, sagt Jason Oliver überzeugt. Oder, wie Frank Herzog es gerne ausdrückt: Im Gewerbegebiet entsteht das Zentrum des 3D-Metalldrucks, auf das die Welt schauen wird. Und von dieser Magnetwirkung dürften auch viele weitere Firmen der Region profitieren.
„Der 3D Campus ist ein Symbol für High Tech. Viele Menschen verbinden auch Hoffnungen damit. Dass es in der Region aufwärts geht, ist ein Traum vieler, der sich erfüllt“, meint Frank Herzog. Und Jason Oliver verspricht: „Wir von GE bringen die Region weiter nach oben! Wir investieren weiter und werden Top-Leute an den Standort bringen.“ Und Frank Herzog? „Es gab einen tollen Übergang, keine Unzufriedenheiten, keine Missstimmung. Wir können uns guten Gewissens zurückziehen.“
Über 200 Millionen Euro In den vergangenen Jahren haben die Unternehmerfamilien Hofmann und Herzog, die alle direkt oder indirekt (als Zulieferer/Maschinenhersteller) mit der additiven Fertigungstechnologie zu tun haben, über 200 Millionen Euro in die Region investiert. Konkret waren dies: •„Hofmann - Ihr Impulsgeber“ (Werkzeugbau Siegfried Hofmann): Neubau für 40 Millionen Euro •„Hofmann – Ihr Möglichmacher“ (Modellbau Robert Hofmann): Investment von 15 bis 20 Millionen Euro in 3D-Druck • Concept Laser: Bau des 3D Campus inklusive Ausstattung für rund 150 Millionen Euro.