Wort zur Besinnung
Mehrmals war in den vergangenen Wochen unser fränkisches „Vergelt?s Gott!“ Gegenstand von Gesprächen. Es ist eine schöne Tradition, anstelle von „Danke“ diesen frommen Wunsch zu äußern. Manche finden es altmodisch und verbinden es mit früher, als das Wort häufiger zu hören war. Doch es gibt noch immer viele Menschen, die es nutzen, wenn es auch manche mit einem Augenzwinkern oder gar Ironie verwenden.
Diese Variante des Dankes ist auf den ersten Blick unscheinbar, unter Umständen wird das Wort „vergelten“ auch negativ gehört. „Vergelten“ kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet etwas zurückzahlen – das kann also positiv wie negativ gehört werden.
Der zweite Blick zeigt uns eine unerwartete Tiefe. „Gott möge es Dir vergelten, was ich Dir nicht vergelten kann.“ meint: Ich weiß, dass das, was Du mir gegeben hast, von einem solchen Wert ist, dass ich keine entsprechende Gegenleistung erbringen kann. So überlasse ich diese Leistung Gott. Das erinnert mich an die Empfehlung Jesu im Lukasevangelium: „Wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür?“ (Lk 6,33) und weiter: „doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein.“ (Lk 6,35)
Es gibt Dinge, die lassen sich einfach nicht mit Geld aufwiegen. Da bleibt mir nur, „Danke“ zu sagen. Doch manchmal ist mein „Danke“ zu klein für die empfangene Gabe. Dann hilft das „Vergelt?s Gott“ mein kleines „Danke“ zu vergrößern. Und dabei geht es nicht um eine zählbare Größe, die auch noch abhängig ist von der Größe der Gabe. Ich stelle mich und mein Gegenüber hinein in den Segen Gottes, denn Er wird das Gute mit Gutem vergelten. Daher kommt auch die Antwort „Segen‘s Gott!“. Es ist eine Bestätigung, dass Gott dem Guten Seinen Segen verleihe.
Ich freue mich über jedes „Vergelt?s Gott“, die ernstgemeinten, aber auch, wenn jemand dabei mit den Augen zwinkert. Gute Wünsche machen die Welt immer ein Stück heller und heiler.
Katharina Horn,
Franziskusschwester von Vierzehnheiligen, Gemeindereferentin in Bad Staffelstein