In bester Stimmung feierte am Sonntag Ruth Müller mit ihrem 100. Wiegenfest einen selten erlebten runden Geburtstag und durfte sich über unzählige Gratulanten freuen.
Die Jubilarin kam in der schwierigen Zeit nach dem Ende des 1. Weltkrieges in Wiesbaden zur Welt. Nach der Schulausbildung betätigte sie sich als Praktikantin bei verschiedenen Gutshöfen, um nach einer entsprechenden Ausbildung als Landwirtschaftslehrerin zu arbeiten. In Wiesbaden lernte sie bei einer Kinovorstellung ihren späteren Mann Werner Müller kennen, der im 2. Weltkrieg bei der Luftwaffe im Nachschub eingesetzt und somit an keinen direkten Kriegshandlungen beteiligt war.
Schließlich zogen beide nach Lichtenfels, wo Werner Müller im Korbwarenhandelsgeschäft Richard Thieme seines Vaters einstieg und die Firma später auch übernahm. Für den kaufmännischen Bereich war Ruth Müller zuständig. 1959 verlegte man Wohn- und Firmensitz in die Waldstraße nach Seubelsdorf. Schon vorher hatte man den Handel mit Korbwaren zugunsten von Kinderwagenfolien aufgegeben. 1978 wurde das Geschäft aufgelöst. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Tochter Gabriele lebt in der größten kanadischen Stadt Toronto, der Sohn Jürgen war beim militärischen Wetterdienst beschäftigt und lebt seit seiner Pensionierung im Jahr 2012 mit seiner Mutter zusammen, deren Mann bereits 1980 im Alter von 72 Jahren verstarb.
Die heimische SPD entscheidend mitgeprägt
Ruth Müller setzte sich viele Jahrzehnte als SPD-Mitglied für eine soziale Gesellschaft, insbesondere für die Rechte der Frauen, aber auch für die Belange der Familien und Senioren ein. So betonte der SPD-Kreisvorsitzende Sebastian Müller, der zusammen mit dem stellvertretenden SPD-Ortsvorsitzenden Markus Püls und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Arnt-Uwe Schille, gratulierte, das Ruth Müller die SPD im Raum Lichtenfels wesentlich mitgeprägt habe. Die Stadt- und Kreisrätin Monika Faber, die den Landrat Christian Meißner vertrat, erinnerte daran, dass sich Ruth Müller viele Jahre lang für die Seniorengemeinschaft der SPD „60 Plus“ auf Bezirks- und Bayernebene sowie für die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratische Frauen engagierte und auch den jährlichen Frauentag in Lichtenfels maßgeblich mitgestaltete.
Bei den Schützen seit 2010 Ehrenmitglied
Ganz besonders wichtig war Ruth Müller die Scharfschützengesellschaft Lichtenfels, der sie bereits 1951 beitrat, wie Schützenmeister Erwin Kalb in seiner Laudatio unterstrich. Die treibende Kraft sei zunächst ihr Mann Werner gewesen, der sich von 1952 bis 1962 als Schriftführer sowie von 1958 bis 1964 als 2. Schützenmeister und von 1965 bis 1969 als 3. Schützenmeister mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Ruth für die Schützengesellschaft einsetzte. In den folgenden Jahren habe sich Ruth Müller stets vorbildlich am gesellschaftlichen Leben der Gesellschaft beteiligt, so dass sie regelmäßige Ehrungen auch auf Verbandsebene erfahren durfte. Ihr Engagement für die Gesellschaft wurde schließlich 2010 mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Ihr zu Ehren spielte Dieter Brandmeier mit der Drehorgel den Bayerischen Defiliermarsch und ein Hoch auf das Geburtstagskind.
Die Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner gratulierte herzlich im Namen der Stadt und zugleich auch als 2. Vorsitzende der Turnerschaft Lichtenfels im Auftrag des Turnvereins, bei dem Ruth Müller viele Jahre der Damenseniorenriege angehörte.
Dem Ruf der Ferne gefolgt
Eine große Leidenschaft von Ruth Müller sind Fernreisen. Während sie mit ihrem Mann mit einem kurzen Wanderurlaub in den Alpen und einem folgenden Badeurlaub in Caorle regelmäßig das gleiche Urlaubsziel anstrebte, entdeckte sie später ihre Vorliebe für Fernreisen, die sie teilweise alleine, meist aber mit ihrem Sohn unternahm. Ob mit dem Flugzeug oder mit einem Kreuzfahrtschiff lernte sie so die ganze Welt kennen. Ziele waren unter anderem China, Indien, Thailand, USA, Kanada, Ägypten, Südafrika, Grönland, Spitzbergen, Brasilien und Chile. Die nächste Reise wird sie in wenigen Tagen antreten, wenn sie zusammen mit ihrem Sohn zu ihrer Tochter nach Toronto fliegt.