Auf dem Marktplatz in Lichtenfels herrscht am Mittwochabend emsiges Treiben. Der Feiertag Mariä Himmelfahrt wirft seine Schatten voraus. Und mitten vor dem Rathaus wird emsig geflochten. Korbmachermeister Wolfgang Backert flicht den riesigen neuen Korb für die Stadt. Nach nunmehr 14 Jahren ist der aktuelle Korb, übrigens der größte Präsentkorb der Welt, in die Jahre gekommen und nicht mehr ansehnlich.
Deshalb bekam Backert den Auftrag von der Stadt, einen neuen zu kreieren. Aus Rattan, einem Produkt aus dem Stamm von Rattanpalmen, wird das neue Aushängeschild angefertigt. Rattanpalmen wachsen am Äquator. Die Fertigstellung ist für die 34. Kalenderwoche vorgesehen.
Mit der Rute durch die Staken
„Zäunergeflecht“ nennt sich die Technik, mit der der Korb gemacht wird. Dies ist ein sehr einfaches und ursprüngliches Geflecht, auch kurz das „Zäunen“ genannt. In einem beliebigen Stakenabstand (Staken sind die senkrechten Rattanrohre, die umflochten werden und damit das Grundgerüst des Korbes bilden) wird eine Rute mit dem dicken Ende eingelegt und bis maximal zu ihrem eigenen Anfang ausgeflochten.
Die nächste Rute wird einen Stakenabstand nach rechts versetzt eingelegt, ausgeflochten und so weiter . Ein sogenannter Gang ist fertig, wenn in jedem Stakenabstand eine Rute eingelegt und ausgeflochten wurde. Ist ein Gang fertig, muss der Korb rundherum auf gleiche Höhe geklopft werden. Es gäbe unzählige verschiedene Techniken des Korbflechtens , erklärte der Korbmacher. „Ein paar tausend Euro passen da rein“, teilt der Korbmachermeister auf die Frage nach den Kosten für das Material mit.

Da das Flechten ja sehr viel Geduld erfordert, motiviert sich der Korbflechter bei kurzzeitig aufkommender Ungeduld: „Abwarten, bis der Anfall vorüber ist“. Und so wird weiter Rute um Rute eingelegt. Das Korbflechten ist Tradition bei der Familie Backert. So lernte der Korbmachermeister Wolfgang Backert im elterlichen Betrieb von 1967 bis 1970.
Auch sein Sohn ist des Flechtens mächtig. Er hilft seinem Vater kurzfristig, um das neue Prachtstück fertigzustellen. Am liebsten flicht er Möbel, im Betrieb seiner Frau in Burgkunstadt jedoch arbeitet er an allem, was man aus Korb herstellen kann . „ Leider kaufen zu wenige Kunden die Korbwaren aus heimischer Herstellung,“ stellt Herr Backert fest. Nicht, dass diese heimische Wertarbeit nicht schätzen würden, aber leider herrsche die Mentalität „Geiz ist geil“.
Zu wenig Käufer für heimische Flechtwaren
Auch Korbmacher Georg Kraus schaute Backert über die Schulter. Er erzählte, dass er der deutschen Korbstadt zuliebe selbst produzierte Waren anfertige . „Davon leben kann man aber nicht,“ bestätigt er die mangelnde Kauflust der Kunden an heimischen Korbwaren.

Die Korbflechterei am Obermain zwischen Lichtenfels und Michelau entwickelte sich bereits im 18. Jahrhundert . Die Blüte erlebte das Korbmacherhandwerk und der Korbhandel in Lichtenfels im 19. Jahrhundert, was der Kreisstadt den Untertitel „Korbmacherstadt“ bescherte. Man darf gespannt sein auf den neuen, gigantischen Korb, welcher nirgends besser hinpasst, als vor das Rathaus in Lichtenfels.