Amar und Mohammed grinsen sich eins. Heute sitzt der Chef auf dem Barbierstuhl. Florian Schamburek ist frisch rasiert. Also sorgt Palästinenser Amar dafür, dass die Haare ein wenig aufgepeppt werden. Augenzwinkernd für das Pressefoto. Mohammed aus dem Irak kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein.
Das ist gut so. Friseure sind immer nah am Menschen. Wenn im Team dicke Luft herrscht, merkt das ein Kunde sofort. Wer will sich schon den Bart pflegen oder die Haare tönen lassen, wenn im Raum nicht gerade positive Schwingen herrschen. Friseur- und Barbierarbeit ist eben auch Wohlfühlarbeit.
Darum war Florian Schamburek auch gespannt, wie das werden würde mit einem Multikulti-Team vor den Spiegeln in seinen trendigen Salons. Mit Menschen, in deren Herkunftsländern Krieg herrscht, wie im Irak oder Syrien. „Wie kommt ein junger Mann aus einem islamischen Land mit seiner jüngeren Chefin Saskia Jetschina klar. Das habe ich mich schon gefragt“, sagt der Friseurmeister. „Es hat gut geklappt“, fügt er hinzu.
17 Menschen aus acht Ländern arbeiten im „Hairkiller“ in Lichtenfels und Altenkunstadt. In den beiden Friseurstudios kriegt sich keiner in die Haare. Zumindest nicht, weil er einer anderen Nationalität angehört.
„Fakt ist, wir hätten sonst Probleme gehabt, unser Angebot an den Kunden im gewohnten Ausmaß zu halten.“
Florian Schamburek, Friseurmeister
Florian Schamburek macht eines klar: „Das wir jetzt eine Multikulti-Truppe sind, liegt nicht nur daran, dass mir als Mensch und Firmenchef Integration wichtig ist. Fakt ist, wir hätten sonst Probleme gehabt, unser Angebot an den Kunden im gewohnten Ausmaß zu halten. Gutes Personal, das findet sich heute nicht mehr so leicht“, erklärt Schamburek. „Und das ist in vielen Handwerksberufen so. Ausländer und Geflüchtete, dass ist auch eine Chance für unsere Gesellschaft. Im meinen Team will jeder seine Chance nutzen“, meint der Friseurmeister.

So wie der Palästinenser Amar, dessen Familie 1948 aus dem heutigen Israel nach Syrien fliehen musste. Dort holte seine Generation ein neuer Konflikt ein. Im Nahen Osten leitete er einen kleinen Barbierladen. Jetzt ist er für die Barbier-Abteilung im Lichtenfelser „Hairkiller“ verantwortlich. Einen großen Traum hat er auch, auch wenn er frühestens in vielen Jahren wahr werden kann: Eines Tages seinen eigenen Salon besitzen. „Sei da bitte nicht böse, Chef“, sagt er.
Der lacht: „Du wirst dein Ding schon machen“. Aber Friseurmeister und Betriebswirt Schamburek weiß, es sind viele Hürden zu nehmen. Und ohne den Weg zum Meistertitel wird Amar sein Ziel nicht erreichen.
Shana Wiggins, 25 Jahre, ist ein Ruhepol im Team. Das merkt man gleich. Die Deutsch-Amerikanerin hat eine dunkle Haut.
Freude über Einblicke in andere Kulturen
Was Rassismus bedeutet, musste sie schon im Kindergarten lernen. „Das war nicht immer leicht, anders auszusehen. Einmal gab es auch Stress mit einem Kunden im ,Hairkiller'. Florian hat dann gleich Kante gezeigt. Aber der Kunde war die Ausnahme“, meint die Friseurin. In einem internationalen Team könne sie sich gut entfalten. „Und der Kunde kann wählen, wer am besten zu ihm passt“, meint die 25-Jährige. Da kann Saskia Jetschina nur nicken. Sie freut sich über Einblicke in andere Kulturen.
Kollegin Joan Wich meint: „In jeder Nation wird das Friseurhandwerk etwas anders erlernt, und deshalb kann jeder von jedem noch etwas lernen.“ Hüsna Basal aus der Türkei weist noch auf einen anderen Vorteil hin: Eine weltoffenes und vielsprachiges Team ziehe auch Kunden aus verschiedenen Kulturen an.
Jiraporn Nutkruea aus Thailand bringt es gut auf den Punkt: „Weil jeder auf seine Weise besonders ist, und man so viel voneinander lernen kann.“
Weil gute Mitarbeiter guten Lohn verdienen
Dann ist da aber noch eine andere Sache, die für Mitarbeiter wichtig ist. „Leider gibt es auch Arbeitgeber, die die Lage von Migranten ausnützen und schlechte Löhne zahlen. Bei uns gibt es Tariflohn plus eine Prämie. Sonst ist es nichts mit zufriedenen Mitarbeitern und folglich auch nichts zufriedenen Kunden.“ Amar weiß das zu schätzen. Er versucht schon auf sein eigenes Geschäft zu sparen. Wer weiß, vielleicht schafft er ja eines Tages sogar neue Arbeitsplätze.