Die Handwerkskammer für Oberfranken muss ihre Bildungsstandorte umstrukturieren. Der Lehrbauhof Lichtenfels soll deshalb in etwa zehn Jahren geschlossen werden. Der Mehraufwand für die Auszubildenden hält sich aber in Grenzen.
Rund 45 Auszubildende bauen, werken und lernen jede Woche auf dem Lehrbauhof der Handwerkskammer für Oberfranken in Lichtenfels. Gerade lernen Jugendliche hier das Mauern. Aber auch Auszubildende, die den Beruf des Fliesenlegers, Metzgers oder Bäckers erlernen, kommen in regelmäßigen Abständen in die Hallen in der Mainau, um hier intensiv zu üben. Als überbetriebliche Ausbildungsstätte werden hier die fachlichen Inhalte der jeweiligen Ausbildung vertieft.
„Viele Betriebe würden es alleine gar nicht mehr schaffen, ihre Lehrlinge auszubilden. Es mangelt an Zeit und Möglichkeiten: Manchmal sind zum Beispiel gerade nicht die richtigen Baustellen vor Ort, um das Gelernte im Betrieb zu üben“, erklärt Ausbildungsmeister Heiko Größner. Die Hallen und Werkstätten seien gut ausgelastet. Dennoch sind die Jahre für den Lehrbauhof gezählt.
Der Betrieb könnte noch zehn Jahre weiterlaufen

Bernd Sauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, geht aber davon aus, dass der Betrieb in Lichtenfels noch circa zehn Jahre weiterlaufen kann. Erst dann seien die drei neuen Standorte für solche Bildungseinrichtungen fertiggestellt: in Bamberg, Bayreuth und Hof. In der Saalestadt habe man gerade erst mit dem Bau des ersten Zentrums begonnen.
„Wir strukturieren gerade unsere gesamte Bildungsinfrastruktur um“, erklärt Bernd Sauer. Ein Grund dafür ist der Rückgang der Azubi-Zahlen. „Das wirkt sich auf alle Standorte aus – gerade, weil wir die meisten kleinen Standorte in Deutschland haben.“ Auch die Niederlassungen in Selb und Coburg werden aufgegeben. Deshalb läuft derzeit noch eine Klage beim Verwaltungsgericht Bayreuth, da Coburg sich als einst eigenständige Handwerkskammer bei der Fusion zum Gesamtgebilde Handwerkskammer zu Oberfranken den Standort hatte zusichern lassen. Auch Lichtenfels hatte Ambitionen, ein neuer Standort zu werden: Das Gelände am Güterbahnhof, auf dem jetzt Häuser gebaut werden, war eine der möglichen Optionen, die aber letztlich nicht „gewonnen“ haben.

Rund 60 Millionen Euro kostet die Umstrukturierung
„Wenn wir ganz Oberfranken ansehen, geht es um Investitionen von rund 60 Millionen Euro. Wir müssen 15 Millionen selbst tragen. Da müssen wir ganz genau überlegen, was wir mit den Fördermitteln, aber auch unserem eigenen Beitrag anfangen. Aus finanziellen Gründen sind kleinere Standorte auf Dauer nicht realistisch zu halten“, rechnet Bernd Sauer vor. Sein Ziel: Moderne und hochqualifizierte Werkstätten, zu schaffen, die eine gute Werbung für das Handwerk darstellen und in denen man auf hohem Niveau Lehrlinge und Meister ausbilden kann.
„Dann kann dort eine große teure Maschine angeschafft werden, von der alle einen Nutzen haben und man muss nicht drei kleinere an den verschiedenen Orten kaufen.“
Heiko Größner, Ausbildungsmeister
Für die Lehrlinge zukünftiger Jahrgänge bedeutet das möglicherweise eine Chance: „Sie werden durch die Zentralisierung mehr Möglichkeiten haben. Dann kann dort eine große teure Maschine angeschafft werden, von der alle einen Nutzen haben und man muss nicht drei kleinere an den verschiedenen Orten kaufen“, überlegt Heiko Größner. Auch die Fahrtzeit der Auszubildenden wird nicht unzumutbar länger: Bamberg, Hof oder Bayreuth sind von Lichtenfels mit dem Auto oder der Bahn schnell zu erreichen, Fahrtkosten können teilweise erstattet werden.

„Auf der anderen Seite ist es natürlich schade, den Lehrbauhof hier aufzugeben. Es macht hier viel Spaß zu arbeiten.“ Auch Friedrich Amschler aus Redwitz, der heute Hausmeister an einer Montessori-Schule ist, blickt zurück auf seine Zeit im Lehrbauhof: „Das ist mittlerweile über 20 Jahre her. Wir Zimmerer waren damals im Keller untergebracht und mussten alles immer rauf und runter tragen. Ich habe damals in einem kleinen Betrieb meine Lehre gemacht und konnte im Lehrbauhof den Stoff gut vertiefen.“