Über hohen Besuch aus München konnten sich die kommunalen Sozialdemokraten freuen: Ronja Enders, die Landesvorsitzende der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) war auf Einladung des SPD-Ortsvereins Schney für einen halben Tag nach Lichtenfels gekommen, um sich ein Bild von der Deutschen Korbstadt zu machen und anschließend an der öffentlichen Mitgliederversammlung in Schney teilzunehmen.

Die Schneyer SPD-Vorsitzende Elke Werner, der Kreisvorsitzende Sebastian Müller, der Stadtratsfraktionsvorsitzende Dr. Arndt Schille und eine Delegation von SPD-Mitgliedern aus dem gesamten Landkreis nahmen Ronja Enders in Empfang und besuchten mit ihr das Stadtmuseum unter der kompetenten Führung von Stadtarchivarin Christine Wittenbauer. Anschließend begab man sich ins Haus Am Marktplatz 10, um die Ausstellung „Die Geschichte der Lichtenfelser Korbmärkte in Bildern“ zu bewundern. Es folgte ein Besuch der Franken-Akademie auf Schloss Schney, wo Geschäftsführer Dr. Martin Lang die Gäste empfing.
Strukturwandel in der Automobilindustrie
Zu Beginn der Mitgliederversammlung ergriff Ronja Enders das Wort, um über einige Anliegen, die ihr als Gewerkschafterin und AfA-Vorsitzende besonders am Herzen lagen, zu informieren.
Ihr erstes Thema war der Strukturwandel in der Automobilindustrie, von dem 136 000 Arbeitsstellen in Bayern, darunter auch viele in unserer Region, betroffen sind. Wichtig sei es, beim Strukturwandel „die Menschen mitzunehmen“. Ein Vorschlag sei die Einführung eines „Transformationsgelds“ für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmer, das ähnlich wie das Kurzarbeitergeld gestaltet sei, aber zusätzliche Maßnahmen auf dem Bildungssektor, zum Beispiel die Finanzierung von Weiterbildungen. Sie forderte auch in Bayern einen Bildungsurlaub einzurichten. Notwendig seien auch umfassende Investitionen in neue Technologien. Bei der Schaffung der nötigen neuen Arbeitsplätze müsse unbedingt auf Tarifbindung geachtet werden. Für die Akzeptanz von Elektroautos sei neben dem Preis und der Reichweite, die in der Verantwortung der Hersteller liegen, auch eine „Lade-Infrastruktur“ erforderlich, für die der Gesetzgeber zuständig sei.
20-Minuten-Takt im öffentlichen Nahverkehr
Weiter führte Ronja Enders aus, dass es im Interesse des Klimaschutzes notwendig sei, langfristig den Individualverkehr zu reduzieren, was aber nur gelingen könne, wenn attraktive Alternativen vorhanden seien. Dabei sei das Grundrecht auf Mobilität zu beachten. Deshalb müsse beim öffentlichen Personen-Nahverkehr ein 20-Minuten-Takt angestrebt werden. Günther Scheler sprach sich für mehr Elektromobilität auch auf kommunaler Ebene aus und Monika Faber regte an, analog zum „Fifty-Fifty Taxi“ eine Möglichkeit für Senioren zu schaffen. Ein weiteres Thema, mit dem sich Ronja Enders auseinandersetzte, war die Problematik im Bereich „Handwerk“. „Handwerkerberufe sind zum Teil nicht mehr so angesehen, wie sie es verdienen,“ führte die Rednerin aus und wies darauf hin, dass sich Handwerksbetriebe die Kunden mittlerweile aussuchen können, weil es nicht genügend Nachwuchs gebe und Lehrlinge absolute Mangelware seien.
Nicht nur die Studierenden fördern
Ein großes Problem sei auch die Tatsache, dass die Ausbildung zum Meister eine sehr teure Angelegenheit sei, wobei es keinerlei öffentliche Unterstützung gebe, während die meisten ähnlichen Ausbildungsgänge, etwa an den Universitäten, kostenfrei seien. Die SPD habe das „Meister-Abitur“ eingeführt, nun sei es erforderlich, den Meistertitel mit einem akademischen Master-Abschluss gleichzusetzen. Auch zum Thema „Ärztemangel“ auf dem Land nahm Ronja Enders Stellung.
Ein Studiengang für Haus- und Allgemeinärzte
Es sei eine Tatsache, dass ein Hausarzt deutlich weniger verdiene als ein Klinikarzt. Viele angehende Ärzte ließen sich auch von der Bürokratie davon abhalten, in ländlichen Bereichen zu praktizieren. Es gelte, den Ruf und das Ansehen der Hausärzte allgemein zu verbessern.

Um dem Hausärztemangel entgegenzutreten könnte man etwa den Zugang zu den Hochschulen erleichtern, mehr Studienplätze zur Verfügung stellen oder idealerweise einen eigenen Studiengang für Haus- und Allgemeinärzte schaffen. Die SPD fordere, das gesamte Gesundheitssystem unter die Lupe zu nehmen, um Missstände abzubauen und für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Abschließend versprach Ronja Enders, dass sie sich in ihrer Funktion als Landesvorsitzende der AfA dafür einsetzen werde, dass der Schulterschluss zwischen den Leuten, „die wirklich arbeiten“ und der SPD wieder verwirklicht werde.
Die nächste Mitgliederversammlung der Schneyer SPD findet am 8. November, um 19 Uhr in den Räumen der Franken-Akademie statt.