Er hat es noch einmal versucht: Vor nicht einmal drei Jahren kehrte Heinrich Schulze mit dem Buchladen „H. O. Schulze“ in die Laurenzistraße zurück. „Als wir wieder in die Stadt gezogen sind, hatten wir schon die Hoffnung, dass es mit dem Einzelhandel wieder bergauf geht“, sagt der Unternehmer. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Zum Jahresende schließt er den Buchladen endgültig.
Das bedeutet auch die Entlassung der drei Mitarbeiter, die er dort noch beschäftigt: eine Vollzeit-, eine Teilzeit- und eine 450-Euro-Kraft. Zumindest die 450-Euro-Kraft habe bereits wieder eine neue Stelle gefunden.
Laut Schulze gehen die Umsätze in der Innenstadt überall zurück. Als Ursachen hat er die „grüne Wiese“, also große Märkte am Stadtrand, und das Internet ausgemacht. Er nennt die Online-Konkurrenz erdrückend. „Die Buchhandelskunden sterben weg. Und die Jugend bestellt bei Amazon. Irgendwann muss man sich anpassen“, sagt der Unternehmer nüchtern.
Eines der ältesten Gebäude in Lichtenfels und Einzeldenkmal

2013 hatte er das Geschäft in der Innenstadt schon einmal geschlossen und war damit in seine Räume in der Viktor-von-Scheffel-Straße umgezogen. Damals erstreckte sich die Ladenfläche noch über zwei aneinander gebaute Häuser: am Marktplatz 15 und Laurenzistraße 2. Das repräsentative Gebäude am Markt, eines der ältesten in Lichtenfels und Einzeldenkmal, hatte sein Urgroßvater im Jahr 1900 gekauft. „Natürlich wunderschön, auch innen, mit seinem historischen Treppenhaus“, merkt Schulze an. Und ergänzt: „mit allen Vor- und Nachteilen, die so ein Denkmal mit sich bringt.“
An diesem Status scheiterte in den vergangenen Jahren auch eine Wiederbelebung. Der Buchladen kehrte 2017 zurück, aber nur in das Haus in der Laurenzistraße. Schulze hatte gehofft, den Ladenbereich im Gebäude am Markt an einen Bäcker vermieten zu können. Er hätte sich dort gut ein Café vorstellen können. „Das war noch vor dem Café Moritz“, erinnert er. Das Vorhaben scheiterte an den Kosten für den Brandschutz. Allein das Gutachten hätte 15 000 Euro ausgemacht, verdeutlicht Schulze die Dimensionen. Nun hat er das Haus verkauft. „Bis Ende Januar müssen wir raus“, informiert er. Nach 100 Jahren ist also Schluss für den „H. O. Schulze“-Buchladen in der Innenstadt.

„Das ist schon traurig“, meint der Besitzer. Aber er wirkt eigentlich nicht so. Eher gelöst. „Ich weiß, dass das Haus in gute Hände kommt. Deswegen kann ich auch gut damit abschließen“, erklärt er. Über den künftigen Eigentümer verrät er nichts, über dessen Ziele wenig. Nur so viel, dass das Gebäude erhalten werden und wieder „was Schönes reinkommen“ soll, das gut ist für die Innenstadt.
„Ich weiß, dass das Haus in gute Hände kommt. Deswegen kann ich auch gut damit abschließen.“
Heinrich Schulze, Geschäftsführer von H. O. Schulze
Schulze selbst will sich nun in der Viktor-von-Scheffel-Straße auf sein Kerngeschäft konzentrieren: die Druckerei, den Copy-Shop, den Verkauf von Büromaterial und -möbeln. Das Geld aus dem Hausverkauf kommt für ihn gerade recht, um seine Druckerei auf Vordermann zu bringen.
Konzentration aufs Kerngeschäft: die Druckerei

Eine Branche, in der das Überleben auch nicht einfach ist: Über die Hälfte der Druckereigeschäfte in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren geschlossen, sagt der Unternehmer. Er sieht trotzdem hier seine Zukunft. Nach einer Restrukturierungsphase laufe es wieder ganz gut. 15 Mitarbeiter beschäftigt er in der Druckerei, 20, wenn man die Verwaltung dazu rechnet. „Wir wollen hier weitermachen.“
„Es ist nichts für ewig“, bemerkt Heinrich Schulze, und es klingt, als wolle er all jene trösten, die der Verlust des Buchladens in der Innenstadt schmerzen wird. „Alles ist in Bewegung. Und die Lichtenfelser Innenstadt verändert sich auch. Aber ich bin mir sicher, dass etwas Schönes in unserem alten Haus entstehen wird.“