Am Korbmarkt soll in diesem Jahr gezeigt werden, dass Flechten mehr ist als nur die Herstellung von Körben und Gebrauchsgegenständen. Dass sich beim Flechten längst um eine besondere Form der Kunst handeln kann. Einen ersten Eindruck gibt die Ausstellung „Geflecht als Kunst“, die gestern im Lichtenfelser Stadtschloss durch Bürgermeisterin Dr. Bianca Fischer eröffnet wurde.
In ihren Exponaten zeigen sieben hochkarätige Künstlerinnen und Künstler eine bis dato kaum gesehene Vielfalt des Flechtens. Die obere Hälfte der Ausstellungsfläche ist allein den Weidenkostümen der Rostocker Künstlerin Berit Ida vorbehalten, die in Sachen Flechtkunst Autodidaktin ist. Die 34-Jährige verwendet die Weide auf eine andere Art und Weise, als man sie vom Korbflechter-Handwerk her kennt. Die Weidenruten werden in unterschiedlichen Formen, Farben und Längen zu kunstvollen Gebilden verflochten, oft auch mit anderen Naturmaterialien kombiniert. Beispielhaft dafür sind die Weidenkostüme zu den Plejaden, in denen auch Kupfer, Muscheln, Menschenhaare, Wolle und transparente Stoffe Verwendung finden.
Neben Berit Ida sind auch die Exponate von Barbara Crettaz, Lore Wild, Susanne Thiemann, Klaus Seyfang, Tim Johnson und Johann Bachinger zu sehen. Jeder von ihnen ein eigenständiger Künstler, der seine eigene Formensprache und Ausdrucksweise gefunden hat. Bei dem gebürtigen Engländer Tim Johnson ist es die Begeisterung für die Natur, die in seinen Hängeobjekten zum Ausdruck kommt. Johnson verarbeitet Dinge, die sich auch am Wegrand finden lassen, wie Schneckenhäuser, Baumrinden und Holzstücke.
Im Kontrast dazu steht die Lichtenfelser Künstlerin Barbara Crettaz, die in ihren Exponaten die alte Kunst des Flechtens mit modernen Materialien verbindet. Durch die Verarbeitung durchsichtigen Plexiglases entstehen durchscheinende, filigrane Gebilde. Klaus Seyfang aus Bietigheim-Bissingen dürfte vielen noch von der Ausstellung 2011 her ein Begriff sein. In seinen Skulpturen zeigt der 55-Jährige, zu welchen wunderbaren Formen sich die Weide verarbeiten lässt. Unter seinen Händen entstehen organische Formen, die häufig an Figuren aus der Natur erinnern. Lore Wild aus Oberriexingen arbeitet vor allem mit Weide, die speziell für diesen Zweck angebaut wird. Von ihr sticht eine überdimensionale Korbtasche ins Auge. Kunstvoll umflochtene Stühle sind von Susanne Thiemann zu sehen. Wobei der Begriff Stühle nicht im klassischen Sinn zu verstehen ist. Es sind vielmehr abstrahierende Möbelhüllen, die eine Symbiose zwischen Stuhl, Körper und Material eingehen. Thiemann hat eine klassische Ausbildung in Lichtenfels an der Korbfachschule gemacht.
Johann Bachinger aus Rosenheim ist seit über 60 Jahren im Flechthandwerk tätig. Sein Metier ist die Architektur. Seine Werke sind geprägt von grafischer Formgebung. „Chaosgeflecht mit Loch“ heißt ein Objekt, an dem Renja Gerullis, Lore Wild und Klaus Seyfang gemeinsam gearbeitet haben.
Der Marktzeulner Gitarrist Thomas Schaller hat mit einigen ausdrucksvollen Eigenkompositionen der Ausstellungseröffnung einen würdigen Rahmen gegeben. Dem Koordinierungsteam um die Innenarchitektin Verena Lydia Dreisbach und den beiden Studenten der Hochschule Coburg, Johannes Diller und Levin Fuchs, ist es zu verdanken, dass die Formgebung und das Materialbild der gezeigten Exponate mit der entsprechenden Beleuchtung und Präsentation ihren Charakter entsprechend zur Geltung kommen.
Die Ausstellung zum Festival der Flechtkultur ist noch bis zum 29. September zu folgenden Öffnungszeiten zu sehen: Mittwoch, Freitag und Samstag von 14 bis 17 Uhr, Donnerstag von 17 bis 20 Uhr und Sonntag 10 bis 17 Uhr. Am Korbmarktsamstag ist die Ausstellung von 10 bis 17 Uhr zu geöffnet.