Wort zur Besinnung
„Frieden!“, das ist wohl nicht nur von Seiten der Kirchen das meist genannte Wort zwischen den Jahren. Aus den Weihnachtsgottesdiensten erklang der Gesang der Engel vom Frieden auf Erden und noch strahlt das Friedenslicht aus Betlehem in nicht wenigen Haushalten. Gerade dieser Tage tragen die Sternsinger „Frieden!“ als Frontthema durch unsere Ortschaften, so haben vor kurzem über 500 Sternsinger aus dem ganzen Erzbistum mit Erzbischof Schick „Frieden“ in und für die Stadt Lichtenfels gewünscht. Und Frieden soll das bleibende Jahresthema aller christlichen Hilfswerke und kirchlicher Bemühungen sein. Auch wenn Christgläubige in nicht wenigen Ländern dieser Welt Todesdrohungen und Grausamkeiten erleiden, bleibe der Auftrag Jesu Frieden zu stiften eine Christenpflicht. Dass christlicher Glaube einen wertvollen Beitrag zum friedlichen gesellschaftlichen wie globalen Miteinander leiste, begründe sich aus dem Gottes – und Menschenbild, der ewigen Würde jedes Menschen, dem Schutz und Respekt vor jeglichem Leben. Mehr denn je, so betonte Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag, müssen christliche Friedensbemühungen mit einer Umkehr des westlichen Lebensstils einhergehen und dem Bewusstsein, dass wir eine weltweite ökologische Verantwortung tragen. Christen können und sollen Vorreiter auf dem Weg zum Frieden sein.
Aber vielleicht müssen wir Christen uns zuerst einmal an die eigene Brust schlagen und zumindest in unseren christlichen Reihen verbal „abrüsten“. Es ist erschreckend, welch Hohn und Spott, welch polemisch aggressiver Ton zum Teil in kirchlichen Medien und Netzwerken herrscht und aus so manchen christgläubigen Mund herauskommen kann. Was mich und nicht nur mich erschüttert, ist, dass in den letzten Jahren auch in gut christlichen Kreise die „Meins bleibt Meins“ und „Mir san Mir“ und das „War schon immer so“ Mentalität um sich greift, rassistisch, nationalistisch und fundamentalistisch aufgeheizt. Und da muss man sich doch fragen, ob alle den christlichen Auftrag am Frieden mitzubauen zwischen Kulturen und Nationen, Religionen und Ethnien richtig verstanden haben.
Ein Jahr des Friedens soll 2020 von kirchlicher Seite aus werden - und ein Jahr der Selbstbesinnung und geistlichen Umkehr. Die deutschen Bischöfe unterstreichen bei ihrem Aufruf zum Frieden daher die Denk – und Blickrichtung zu ändern. Es geht nicht zu allererst um unser gutes Leben hier und meine kleine heile Welt. Es gilt an den ersten Teil der weihnachtlichen Botschaft der Engel über den Feldern zu denken: „Ehre sei Gott in der Höhe“. Aus dieser Perspektive allein kann Frieden werden. Das bedeutet Gott „Gott“ sein zu lassen, von Gott her auf unser Leben und die Schöpfung schauen und ernst damit zu machen, dass alle Menschen unter Gottes Wohlgefallen stehen. Nach der weihnachtlichen Erzählung haben heruntergekommene Hirten und andersgläubige Ausländer dank göttlicher Hilfe den Weg zur Krippe Jesu und seinem himmlischen Frieden gefunden. Wenn wir Christen deren Beispiel ein Jahr lang folgen, uns mit Gottes Hilfe auf den Weg zum Frieden machen, dann - ja dann - könne tatsächlich hier wie dort, durch uns diese Welt friedlicher werden.
Birgit Janson,
Pastoralreferentin Seelsorgebereich Obermain - Jura (Altenkunstadt-Burgkunstadt-Weismain)