Die Dürre und der Borkenkäfer zwangen im vergangenen Jahr viele Waldbauern am Obermain und auf dem Jura, ihr Holz zu verkaufen. Die Holzvermarktungsmenge der Waldbesitzervereinigung (WBV) Lichtenfels-Staffelstein schnellte um satte 66 Prozent von 22 180 auf 36 923 Festmetern Holz. Auch der Gewinn, der 2018 bei bescheidenen 1000 Euro gelegen hatte, machte einen deutlichen Sprung nach oben. 145 000 Euro lautete das von Steuerberater Christoph Eube von der Steuerberatungsgesellschaft „Treukontax“ bei der Hauptversammlung in der Hochstadter Katzogelhalle verkündete Umsatzplus.
„Nach einigen Jahren im Minus oder magerem Plus ist das mal wieder ein Grund zur Freude“, frohlockte Vorsitzender Robert Hümmer. Von einem „erfreulichen Ergebnis“ sprach Günther Knorr, der mit Hans-Georg Warmuth die Kasse geprüft hatte.
Kehrseite der Medaille: Aufgrund des Überangebotes an Holz befinden sich die Preise derzeit im Keller. „Die Waldbauern litten im vergangenen Jahr unter einer Erlösminderung“, stellte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Michael Bienlein, fest. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, dass bessere Zeiten kommen werden.
„Nach einigen Jahren im Minus oder magerem Plus ist das mal wieder ein Grund zur Freude.“
Robert Hümmer, WBV-Kreisvorsitzender
WBV-Geschäftsführer Harald Quinger riet den Waldbesitzern in seinem Geschäftsbericht, vermehrt Laubholz einzuschlagen. „Die Brennholzpreise in diesem Segment liegen über dem für Käferschadholz aus Fichtenbeständen.“ Zudem empfahl er ihnen: „Regelmäßige Durchforstungen tragen schlechte Jahre mit.“
Der Borkenkäfer, der sich aufgrund des trockenen Sommers ungebremst vermehren konnte, hatte die Forstwirte zum zweiten Mal hintereinander zu ungeplanten Baumfällungen gezwungen. „2019 hat im Schnitt jeder Besitzer zwei Mal verkauft“, stellte der Redner fest.

Kehrseite der Medaille: Es wurden vor allem kleine Holzmengen verkauft. Sie hätten, so der Fachmann, 20 Prozent der Vermarktungsmenge dargestellt, aber 65 Prozent der Arbeitszeit für den Holzverkauf verbraucht.
Große Freude über 2376 Mitglieder
Der Löwenanteil der vermarkteten Menge im Landkreis Lichtenfels entfällt laut Quinger auf die Nadelhölzer (in Klammern die Anzahl der Festmeter). An erster Stelle lag 2019 die Fichte (34 829), gefolgt von verschiedenen Laubhölzern (1209) und der Kiefer (885). Zum 31. Dezember 2019 zählte der Verein 2376 Mitglieder. 38 Neuzugängen standen laut Quinger 25 Abgänge gegenüber.
Hümmer beklagte den Zustand der heimischen Wälder, der sich im vergangenen Jahr bayernweit deutlich verschlechtert habe. „Gegenüber 2018 stieg der mittlere Nadel- beziehungsweise Blattverlust aller Baumarten um rund vier Prozentpunkte auf knapp 25 Prozent. Das ist der höchste Wert seit über 20 Jahren“, konstatierte der Vorsitzende.
Jörg Ermert, der Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfrankens, sah einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Die Wetterbehörde der USA sagt für dieses Jahr einen normalen Sommer für die gemäßigten Klimazonen voraus. „Dann wird sich auch der Holzpreis wieder erholen“, ist Ermert überzeugt.
„Nutzen sie jede Möglichkeit, die Baumartenvielfalt zu erhöhen, und legen sie dabei keine Fremdenfeindlichkeit an den Tag“
Ulrich Mergner, Betriebsleiter Forstbetrieb Ebrach
Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch. Das verdeutlichte der Betriebsleiter des Forstbetriebs Ebrach, Ulrich Mergner, in seinem Vortrag „Nützen trotz Schützen“. „Nutzen sie jede Möglichkeit, die Baumartenvielfalt zu erhöhen, und legen sie dabei keine Fremdenfeindlichkeit an den Tag“, legte er den Zuhörern ans Herz. Stellvertretender Landrat Helmut Fischer und Zweiter Bürgermeister Max Zeulner aus Hochstadt gratulierten der WBV zu ihrem guten Geschäftsergebnis. Forstoberrat Christoph Hübner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg wies auf die gestiegenen Fördergelder für Wiederaufforstungen hin.
„Goldene Heppe“ für Bernhard Jung und Hans Schauer
Verdient gemacht um den Waldumbau haben sich Bernhard Jung aus Ebensfeld, dem drei Hektar Wald gehören, und Hans Schauer aus dem Bad Staffelsteiner Ortsteil Serkendorf, der 15 Hektar Wald besitzt. Seit Jahren pflanzen sie in ihren Wäldern Laubbäume, die dem Klimawandel trotzen. Für diese vorbildliche Waldbewirtschaftung gibt es den Waldpreis „Die Goldene Heppe“, die WBV und das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten alljährlich verleihen.