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LICHTENFELS: Auch im Landkreis Lichtenfels nimmt das Cybermobbing zu

LICHTENFELS

Auch im Landkreis Lichtenfels nimmt das Cybermobbing zu

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    Mehr Zeit im Internet: Die Gefahr von Cybermobbing für Kinder und Jugendliche ist in Zeiten der Corona-Krise präsenter denn je.
    Mehr Zeit im Internet: Die Gefahr von Cybermobbing für Kinder und Jugendliche ist in Zeiten der Corona-Krise präsenter denn je. Foto: red

    Wie viel Zeit hat ihr Kind während den Monaten der Corona-Krise wohl im Internet verbracht? Und was hat es da gemacht? Und vor allem: Mit wem? Eine erhöhte Mediennutzung lässt auch die damit verbundenen Risiken steigen. Die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer Weißer Ring Lichtenfels gibt deshalb Tipps für Eltern.

    Die Grenzen zwischen einer frechen Bemerkung zur Hänselei, zum Konflikt und schließlich zum Mobbing sind oft fließend. Sicher ist: Es ist eine Form der Gewalt, die Opfer erfahren – auch online. Irene Dicker, Außenstellenleiterin der Außenstelle Weißer Ring Lichtenfels erläutert: „Unter Cybermobbing versteht man das wiederholte, absichtliche und meist öffentliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen Anderer mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel. Das geschieht meist über einen längeren Zeitraum mit dem Ziel, das Ansehen einer Person erheblich zu schädigen.“

    Gerade in Zeiten der Corona-Krise hat sich diese Gefahr aufgrund der Rahmenbedingungen verschärft: Kinder und Jugendliche verbringen wegen wechselnder Schulpräsenz und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten mehr Zeit zu Hause. Ein großer Teil des persönlichen Austauschs mit Freunden fällt folglich weg, der Kontakt wird verstärkt über Handy und Internet gehalten. In einer Forsa-Umfrage berichteten fast alle der rund 1000 befragten Eltern (95 Prozent), dass ihr Kind während der Corona-Krise digitale Medien in der Zeit geschlossener Schulen stärker genutzt habe als üblich.

    So können bekannte Personen aber auch Fremde leicht Kontakt zu Kindern und Jugendlichen bekommen. Laut der Umfrage teilen die Angst, dass ihr Nachwuchs Opfer von Cyber-Mobbing, beleidigt oder bedroht werden könnte, die Hälfte aller Befragten.

    Gute Schulnoten als Anlass für Cybermobbing

    Irene Dicker weiß, dass das Cybermobbing sowohl in Städten als auch auf dem Land allgegenwärtig sein kann: Eine Jugendliche aus Lichtenfels etwa musste vor ein paar Jahren starkes Cybermobbing durch ehemalige Freundinnen ertragen, weil sie besonders gute Noten in der Schule geschrieben hat. Sowohl in persönlichen Nachrichten als auch in sozialen Netzwerken wurde sie beschimpft und beleidigt.

    Es habe lange Zeit gedauert, bis sich die Schülerin jemandem anvertraut und überdies Anzeige bei der Polizei erstattet habe.

    Das ist kein Einzelfall: 13 Prozent der Schüler fühlen sich als Opfer von Cybermobbing, so die Studie Cyberlife II des „Bündnisses gegen Cybermobbing“. In absoluten Zahlen entspricht das mindestens 1,4 Millionen junger Menschen.

    Die Gründe der Täter sind oftmals ineinander verwoben: Neid, Entlastung, Anerkennung, Demonstration von Macht, Angst oder Rache. Am häufigsten berichten die Jugendlichen(72 Prozent), online beschimpft oder beleidigt worden zu sein, knapp die Hälfte wurde Opfer von Lügen oder Gerüchten, wobei in beiden Fällen Mädchen häufiger davon berichteten. Jeder Vierte wurde unter Druck gesetzt, erpresst oder bedroht und ebenso viele erlebten Ausgrenzungen, zum Beispiel durch Ablehnung von Kontaktanfragen

    Kein Gesetz für Cybermobbing

    Um für das Thema Cybermobbing zu sensibilisieren, können Broschüren eine erste Hilfe sein.
    Um für das Thema Cybermobbing zu sensibilisieren, können Broschüren eine erste Hilfe sein. Foto: Corinna Tübel

    Für Cybermobbing gibt es kein spezielles Gesetz. Es enthält jedoch Straftaten wie Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung, Nachstellung, Recht am eigenen Bild, Bedrohung, Erpressung und Vieles mehr. Eine klare Zuordnung hierzu ist deshalb schwierig. Das Polizeipräsidium Oberfranken konnte jedoch im Jahr 2019 152 Fälle zählen, die den Tatbestand der Beleidigung unter Nutzung des Internets darstellen, ebenso 20 Fälle derartiger Nötigung und 22 Fälle der Bedrohung. Auch in diesem Jahr ähneln sich die Zahlen, so die derzeitige Tendenz.

    Das am häufigsten genutzte Medium, über das die Cybermobbing-Attacken erfolgen, ist Instant Messaging: 78 Prozent der Betroffenen geben an, mit direkten Nachrichten schon belästigt worden zu sein. An zweiter Stelle folgen soziale Netzwerke(53 Prouzent) und mehr als jeder Dritte wurde über Chatrooms (36 Prozent) attackiert.

    Persönliche Daten im Internet reduzieren

    Auch das Kinderhilfswerk UNICEF schlägt deshalb Alarm: „Um Kinder bestmöglich vor den steigenden Gefahren in Zeiten der Covid-19-Pandemie zu schützen, tragen Regierungen, Technologieunternehmen, Anbieter, Schulen und Eltern besondere Verantwortung, damit sich Kinder und Jugendliche sicher in der Online-Welt bewegen können“, so sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. Um Cybermobbing vorzubeugen sollten Eltern gemeinsam mit ihren Kindern überlegen, welche Informationen sie über sich im Internet preisgeben. Dabei gilt: Je weniger persönliche Daten preisgegeben werden, umso weniger Ansatzpunkte gibt es zum Mobben. Das gilt auch für einen möglichst abstrakten Nicknamen für Foren oder Chats. Kontaktdaten sollten möglichst nicht in das persönliche Profil, das zudem nur für Freunde sichtbar sein sollte. Doch was, wenn es dafür schon „zu spät“ ist?

    Veränderungen des Kindes bemerken

    Die erste Verantwortung liege hier bei den Eltern, die ihre Kinder am besten kennen sollten. Das ist allerdings nicht leicht, weil viele Taten sich zunächst für diese unsichtbar auf dem Handy oder PC abspielen. „Wenn sich die Kinder verändern, eventuell ihre bisherigen Lebensgewohnheiten ändern, verschlossen werden, möglicherweise bisherige Freunde meiden, kann das ein Zeichen sein, dass etwas nicht stimmt“, weiß Irene Dicker. Auch die Lehrer seien gefragt, wenn sie bei Schülern Auffälligkeiten feststellen, wie zum Beispiel plötzlichen Leistungsabfall oder den Schulverband meiden oder aus dem Weg gehen. „Auch Freunden können Veränderungen auffallen. In solchen Fällen sollte behutsam versucht werden, die Ursachen zu ergründen und Hilfe anzubieten.“

    Dass dieser Schritt vor allem Zeit und Mut bedeutet, ist Irene Dicker klar. Ihr Team und sie beraten, betreuen und begleiten Menschen durch die schwierige Zeit ihrer Cybermobbing-Erfahrung in vielfältiger Art und Weise: durch Gespräche, Vermittlung von psychologischer oder juristischer Hilfe, Vermittlung zwischen Opfer und Täter oder Begleitung bei Behördengängen.

    Appell an die Zivilcourage

    Das Polizeipräsidium Oberfranken empfiehlt zudem eine möglichst zeitnahe Anzeigenerstattung für Straftaten vor dem Hintergrund des Cybermobbings. Es empfehle sich weiterhin, bereits davor vorhandene Beweise, beispielsweise durch Screenshots oder Ausdrucken von entsprechenden Nachrichten, für das Ermittlungsverfahren zu sichern.

    „In diesem Zusammenhang möchten wir auch an die Zivilcourage der Nutzer von sozialen Netzwerken appellieren und dazu auffordern, klar Stellung gegen „Cybermobbing“ und dadurch verwirklichte Straftaten zu beziehen, sowie sich den Ermittlungsbehörden gegebenenfalls als Zeuge zur Verfügung zu stellen“, so Tobias Dörfler.

    Weitere Infos gibt es beim Weißen Ring Lichtenfels/Außenstellenleitung Irene Dicker/ Tel. 0151/55164764, E-Mail: weisser-ring-as-lichtenfels@t-online.de.

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