Jugendlichen, die kurz vor dem Schulabschluss stehen oder diesen seit kurzem in der Tasche haben, gehen bei der Wahl der beruflichen Richtung viele Fragen durch den Kopf. Wertvolle Orientierung bietet da die am kommenden Samstag von 9 bis 14 Uhr zum mittlerweile 27. Mal stattfindende Lichtenfelser Ausbildungsmesse in der Staatlichen Berufsschule. Beim Pressegespräch im Vorfeld sprachen die Vertreter von Schule, beruflichem Netzwerk und Arbeitsagentur den Berufsanfängern Mut zu und hoben hervor, dass sich die Messe nicht nur an Schulabsolventen richtet.
Die Vielfalt an Ausbildungsstellen wird offenbar, besieht man sich die lange Liste der Aussteller, die das rührige Organisationsteam um Rainer Sagasser und Dirk Engel – beide Lehrer an der Staatliche Berufsschule Lichtenfels – für die diesjährige Messe gewinnen konnte. „Wir freuen uns über 108 teilnehmende Unternehmen und Institutionen – eine neue Rekordzahl“, strahlte Schulleiter Dr. Joachim Selzam. Bei der Planung der Standflächen wurden daher diesmal auch Klassenzimmer einbezogen.
„Heute sind die Voraussetzungen ganz andere als zu Beginn der Lichtenfelser Ausbildungsmesse. vor knapp 30 Jahren. Während früher die Herausforderung darin bestand, genügend Ausbildungsplätze zu schaffen, gibt es Schwierigkeiten, die Ausbildungsplätze zu besetzen“, verdeutlicht Hartmut Büchner vom Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Lichtenfels deutlich. Das Netzwerk ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Schul- und Unternehmenswelt.
Mut macht den Schulabsolventen die Einschätzung von Stefan Trebes, dem Leiter der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg: „Der Ausbildungsstellenmarkt im Landkreis Lichtenfels bietet den Jugendlichen so gute Chancen in der Region wie noch nie.“ Der Wandel zum Bewerbermarkt schreite weiter voran, so Trebes, der dies auch mit Zahlen (Stand: 19. März) belegt: Rein rechnerisch kommen auf 100 gemeldete Bewerber derzeit 151 Lehrstellen. Immerhin 298 der im aktuellen Ausbildungsjahr gemeldeten 486 Ausbildungsplätze sind noch frei. „Eine Ausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit“, betont Trebes, der die Chancen auf eine erfolgversprechenden Berufswahl und auf einen Start in eine auf zu den eigenen Neigungen und Talenten passende Ausbildung derzeit als „sehr gut“ einstuft. Stellvertretender Landrat Helmut Fischer bringt einen für die Region wichtigen Aspekt ins Spiel: „Der Landkreis und seine Kommunen brauchen erfolgreiche Betriebe – und dazu gehört gutes Personal.“ Je mehr mit Messen wie dieser Ausbildungs- und Stellenangebote präsentiert würden, desto besser, so Fischer.
Jobsuchende auch willkommen
Trebes sprach auch den heutigen Fachkräftemangel an. Dieser resultiere ihm zufolge aus Fehlern der Vergangenheit. Bis vor etwa 15 Jahren hätten Betriebe lediglich nach dem voraussichtlichen Bedarf ausgebildet und ließen mögliche künftige konjunkturelle Entwicklungen weitgehend außer Acht. Das räche sich bis heute, meint er. Der Vertreter der Arbeitsagentur hofft, dass die Firmen der Entwicklung mit Mut und Zuversicht begegnen: „Ich appelliere an die Betriebe, langfristig zu denken und fleißig weiter auszubilden – auch über Bedarf, denn die derzeitige Krise wird vorübergehen.“
Von der Intention der Messe her soll neben all jenen, die den passenden Ausbildungsberuf suchen, heuer zum ersten Mal ein weiterer Besucherkreis einbezogen werden, wie beim Pressegespräch zu erfahren war: Vor dem Hintergrund, dass derzeit einerseits ein Fachkräftemangel herrscht, aber auf der anderen Seite bedingt durch Insolvenzen und Stellenkürzungen auch wieder gut Qualifizierte in den Bewerbermarkt gelangen, brachte das Landratsamt Lichtenfels die Idee ein, mit der Messe ausdrücklich auch sonstige Arbeitssuchende anzusprechen.
Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft und die Schulleitung begrüßen diesen Vorschlag sehr, weshalb auch Männer und Frauen, die leider arbeitslos geworden sind oder die sich beruflich neu orientieren wollen, zur Messe ebenfalls herzlich eingeladen sind. Wie auch hinsichtlich der Ausbildungsaspekts kann man hier ebenfalls von einer Win-Win-Situation sprechen, wie Stefan Trebes unterstreicht: „Etwa ein Drittel der bei der Messe vertretenen Firmen und Institutionen haben neben Ausbildungsstellen auch Arbeitsstellen zu besetzen.“
Hingewiesen werden darf auch wieder auf das auf der Homepage der Berufsschule Lichtenfels (bs-lif.de) zur Messe eingestellte Infoportal. Wer auf „Ausbildungsmesse“ und danach rechts auf „Info-Portal“ klickt, kann sich schon im Vorfeld der Messe schlau machen, welche Ausbildungen die am Samstag vertretenen Aussteller anbieten.
Aktiv werden statt resignieren
Und auch wer einmal gescheitert ist, weil er einen beruflichen Weg eingeschlagen hatte, der dann doch nicht der richtige war oder wer Pech hatte, weil das Unternehmen pleite ging und er oder sie nun wieder einen Job braucht, darf nicht resignieren.
Informieren, Gespräche suchen, aktiv werden muss dann diese Devise heißen. Auch hier kann ein Besuch der diesjährigen Messe in der Berufsschule vielleicht sogar eine Initialzündung oder im besten Falle einen erfolgreichen Neustart bewirken.
Zuversicht und Tatkraft und vielleicht das hilfreiche Quäntchen Glück ist den Messebesuchern am Samstag zu wünschen – oder um es philosophisch mit Walt Disney zu sagen: „Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“