Man schreibt das Jahr 1973. Die Ölkrise und die damit stark steigenden Preise schlagen sich auch auf die Kunststoffindustrie nieder. Alles, was aus dem begehrten Rohstoff gefertigt wird, wird teurer, so auch Spielzeug.
Auch das Zirndorfer Unternehmen geobra Brandstätter gerät in Schwierigkeiten. Eine Lösung musse her. Da erinnert sich der damalige Firmenchef Horst Brandstätter an eine Idee, die der Leiter der Entwicklung Hans Beck schon vor der Krise hatte: Kleine Spielfiguren, die weniger des teuren Rohstoffes benötigen und für die man bereits ein Patent besitzt.
Startschuss
1974 stellt man auf der Nürnberger Spielzeugmesse das neu entwickelte Playmobil-Spielzeug vor. Aus damals gerade mal drei Artikeln, nämlich Bauarbeiter, Cowboys und Indianer, entwickelt sich rasch ein umfangreiches Sortiment, das bis heute immer wieder erweitert und ausgebaut wird.
So begannen die beiden Playmobil-Enthusiasten Christian Vollrath aus Untersiemau und Christoph Mößmer aus München ihre Rede zur Eröffnung der Vernissage.

Bereits vorher hatten der Erste Bürgermeister der Stadt Lichtenfels, Andreas Hügerich, an seine eigene Kindheit erinnert. „Ich weiß noch: Es war Weihnachten. Und unterm Baum lag meine erste Playmobil-Eisenbahn. Die hab ich heute noch.“ Und er hoffe, dass diese Ausstellung ein ähnlicher Erfolg wie 2024 die Lego-Ausstellung wird, die rund 4600 Besucher in das Stadtschloss gelockt hatte.
Auch Korbstadtkönigin Anna I. schwärmte von den kleinen Figuren aus Kunststoff. „Man kann damit Geschichten nachstellen, sie lebendig werden lassen. Es ist wie ein Flashback in die Vergangenheit.“
Platzproblem
Doch wie kommt man dazu, sich als erwachsener Mann mit Playmobil zu befassen? Und was sagen Freunde, Familie und Verwandte dazu? Christoph Mößmer erklärte, dass er früher schon mit Playmobil „gearbeitet“ hat und er durch seien Patenkinder wieder zurückgefunden habe. „Eigentlich reagieren alle positiv. Und ich habe den Kindern gesagt, ich zahle alles, was nichts mit Computern zu tun hat.“ Und so kamen auch diese zu Playmobil.

„Wohnung und Keller sind tabu“, sagt Mößmer lachend. „Also habe ich einen Hobbyraum angemietet, 25 Quadratmeter. Inzwischen habe ich einen größeren Raum mit 65 Quadratmetern, von dem 30 Quadratmeter mit Lego belegt sind, der Rest mit Playmobil.“ Auch Christian Vollrath gab zu, dass er massiv unter Platzproblemen leidet. „Ich musste auch schon auslagern.“ Man merkt, die beiden sind Enthusiasten. Doch was gibt es eigentlich zu sehen?
Zum einen im Obergeschoss eine Märchenwelt. 28 Märchen sind dort mit den kleinen Figuren nachgestellt. Dann natürlich im Rittersaal eine Zeitreise, angefangen von den Dinosauriern bis hin zur Zukunft. Ritter, Rom, Ägypten und vieles mehr sind zu bestaunen.

Und eine besondere Überraschung steht dort: Der Korbmarkt in Lichtenfels, originalgetreu aufgebaut inklusive Bühne mit geflochtener Umrandung, Programmtafeln und Korbstadtkönigin mit einer eigens dafür geflochtenen Krone. Krone und Bühnenumrandung wurden von der Korbfachschule Lichtenfels eigens dafür geflochten, wofür man sich bei Fachlehrerin Iris Schneider ausdrücklich bedankte. Auch das Rathaus steht dort, und im Rathaus auch das Amtszimmer des Bürgermeisters. Ob er selbst dort steht? Das muss man selbst herausfinden, möglicherweise hat er ja doch Zeit, zwischen den ganzen Terminen auf die Besucher zu warten. Doch das wahre Highlight nimmt einen ganzen Raum für sich ein: Eine gewaltige Kathedrale, bestehend aus mehr als 6500 Teilen, inspiriert durch den Roman „Die Säulen der Erde“ von Ken Follett, inklusive einer gewaltigen Prozession, die sich in die Kathedrale begibt. Mit vier Metern Länge, drei Metern Breite und einer Höhe von zwei Metern füllt sie den Raum fast komplett aus. Gesamtgewicht: rund 160 Kilogramm. Die Prozession umfasst circa 380 Figuren unterschiedlicher Konfessionen.
„Ohne die Hilfe von Thomas Enzmann hätten wir das nicht geschafft“, wird betont. All die Einzelheiten zu beschreiben, ist unmöglich. Man muss schon einige Zeit einplanen, um all die Kleinigkeiten zu entdecken, was auch für die Reise durch die Zeit gilt. So hat man das berühmte Bild der Beatles nachgestellt, wie sie über den Zebrastreifen gehen, wie auf dem Plattencover von „Abbey Road“ zu sehen. Oder Lucky Luke im Wilden Westen, der wieder einmal die Dalton-Brüder ins Gefängnis bringt.

Abgerundet wurde die Vernissage mit dem hervorragenden Klavierspiel von Esther Schadt, die für einen stimmungsvollen Rahmen sorgte.
Begeisterung steckt an
Lange noch wurde die Ausstellung begutachtet, immer neue Details gefunden, mit den beiden „Erbauern“ diskutiert. Die Begeisterung steckte an. Ein Verbesserungsvorschlag kam dennoch auf, denn es fehle etwas bei den Römern: Asterix und Obelix, was von Christian Vollrath und Christoph Mößmer mit herzlichem Lachen quittiert wurde. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Oder auch mehrere, um alles zu sehen. Und natürlich kann man auch die Sonderfigur „Botschafterin für das Flechthandwerk“ erwerben, die auf 25.000 Exemplare begrenzt ist.
Öffnungszeiten: bis zum 24. August, jeweils Donnerstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Individuelle Termine können vereinbart werden.