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LICHTENFELS: Bamberger Tor in Lichtenfels: Wehrhaftigkeit und Bürgerstolz

LICHTENFELS

Bamberger Tor in Lichtenfels: Wehrhaftigkeit und Bürgerstolz

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    Mit den Zunftzeichen neben dem bischöflichen Wappen zeigt sich der Bürgerstolz der Lichtenfelser.
    Mit den Zunftzeichen neben dem bischöflichen Wappen zeigt sich der Bürgerstolz der Lichtenfelser.

    Die beiden Stadttürme, der Kronacher Turm und der Bamberger Torturm, sind markante architektonische Gestaltungselemente von Lichtenfels. Heute werden sie geschätzt wegen ihres mittelalterlichen Aussehens und ihrer romantischen Erscheinung. Das war aber nicht immer so. Neben wechselnder Nutzung, neben Wertschätzung und Abrisslust, neben Nutzen und Kosten, haben die Türme auch noch einige andere interessante Geschichten zu erzählen.

    Das Bamberger Tor, von dem urkundlich zum ersten Mal 1403 die Rede ist, war damals noch sehr viel niedriger. Erst 1618, am Beginn des 30jährigen Krieges wird es aufgestockt und erhielt seine ungewöhnliche Dachkonstruktion. Der Zutritt erfolgte über das heutige Wohngebäude Bamberger Straße 2. Das neue Stockwerk zeigt das Wappen des damaligen Stadtherrn, des Fürstbischofs Johann Gottfried von Aschhausen und die Jahreszahl 1618, es hat umlaufend Schießscharten und ein Guckloch im Westen, in die Richtung, aus der die Reisenden nach Lichtenfels kamen.

    Wappen und Arbeitsgeräte

    Unter dem Wappen sind handwerkliche Arbeitsgeräte abgebildet, Zeichen für den Bürgerstolz und den Fleiß der Lichtenfelser. Verewigt haben sich hier die Zünfte der Steinmetze und die der Dachdecker, also die, die wesentlich am Bau des Turmes beteiligt waren. Auf der Westseite des Tores wurden 1666 drei Kugeln eingemauert, die an den Markgräflerkrieg von 1553 erinnern sollten. Solche Kugeln als atropäische, also unheilabwehrende Zeichen, finden sich häufiger an Türmen und Mauern. Sie dienen auch als Symbol für die Stärke und Unüberwindlichkeit der sie tragenden Mauern.

    Bis ins 18. Jahrhundert hinein war die fortifikatorische Bedeutung der Stadtmauer und der Türme immer noch ein wesentliches Faktum. So war auch dem Bischof daran gelegen, die Stadt beim Erhalt ihrer Wehranlagen entsprechend zu unterstützen.

    Zum Bau des zusätzlichen Geschosses erhielt die Stadt deshalb vom Bischof 100 Gulden zugesprochen. Diese stammten aus dem Strafgeld, das Hans Volk von Oberwallenstadt und Paul Bader aus Horb wegen Ehebruchs zu zahlen hatten. Dabei ein interessantes Detail am Rande: Beide Männer hatten mit derselben Frau Ehebruch begangen!

    Im 30jährigen Krieg wurde die Toranlage wohl schwer beschädigt, jedenfalls musste 1689 das Torhaus gänzlich neu gebaut werden. Knappe 20 Jahre später wird die Tordurchfahrt vertieft und neu gepflastert, ein Indiz für regen Handelsverkehr. Während die Tore wirtschaftlich durchaus noch Bedeutung hatten, vor allem als Zollstationen, scheint ihre wehrtechnische Bedeutung schon im 18. Jahrhundert zu schwinden. So wird das Torhaus bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Wohnung vergeben, zunächst an den Schuhmachermeister Reinhardt, dann an den Stadtknecht. Bis dahin war es stets Wachtstube und Wohnung des Torwärters gewesen.

    Auch um das Mauerwerk rundherum scheint es nicht mehr zum Besten bestellt gewesen zu sein. 1720 übersteigt ein Dienstknecht die marode Mauer am Tor, um zu seiner Geliebten zu kommen, und muss dafür einen Gulden Strafe bezahlen, hat er doch vor Augen geführt, wie obsolet die Anlage eigentlich war.

    1810 wird schließlich der letzte Torwart entlassen. Das Torhaus erwirbt nun Schuhmacher Faber im Jahr 1814 für 490 Gulden, das kleinere Nebengebäude der Schreinermeister Heinzen-knecht für 361 Gulden. Lange Zeit wurde das Torhaus dann auch als Heulager genutzt.

    Abriss: ja oder nein?

    Da die Tore mit dem beginnenden 19. Jahrhundert ihre Funktionen weitgehend verloren hatten, begann man über einen Abriss nachzudenken. Dazu berichtet der Stadtmagistrat am 11. September 1825 an das Königliche Landgericht: „Es ist unverkennbar, dass durch die Schleifung der beiden dahier noch bestehenden Thorhäuser (gemeint sind das Untere und Obere Tor) ein schöner Raum, eine erweiterte An- und Aussicht in die nahen Fluren und Wiesen, überhaupt eine lobenswürdige Verschönerung erreicht werden könnte.“

    Die Argumentation wird noch erweitert durch den gesundheitlichen Aspekt, denn ohne die Mauern und Türme könne viel mehr frische Luft die Stadt durchströmen und die schlechten Gerüche egalisieren.

    Gegen einen Abbruch der Bauten gab es also seitens der Stadt keinerlei Einwände, allerdings weist der Magistrat auch darauf hin, dass er die Kosten dafür nicht tragen könne. Darüber gab es einen jahrelangen Streit mit den übergeordneten Behörden, bis sich schließlich 1830 die Regierung von Oberfranken bereit erklärte, einen Zuschuss von 1500 Gulden zu leisten. Davon erhielt der letzte Besitzer des unteren Torhauses, der Buchbinder Nikolaus Brückner, 600 Gulden als Entschädigung. Noch 1830 begann der Abbruch. Das eigentliche Tor wird 1831 allerdings nochmal erweitert, Pläne auch dieses abzubrechen, werden von der Regierung mit dem Hinweis auf seinen historischen Wert abgelehnt.

    Damit waren solche Ideen aber nicht ganz vom Tisch. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht man sogar noch weiter und denkt daran Tor und Turm niederzureißen. So ergeht 1876 ein Auftrag des Magistrats an den Baurat Söhnlein zur Erstellung eines Gutachtens über Zustand und den angeregten Abbruch des Turmes.

    Dabei kam heraus, dass die unvermeidliche Dachreparatur des Turmes 300 Mark kosten würde, eine Summe, die die Stadt nicht tragen wollte, weshalb man mit den Turmnachbarn Verhandlungen zu dessen Niederlegung begann. Dies waren der Schneidermeister Nikolaus Hüls und Joseph Schönmüller, die beide ihr Einverständnis zum Abbruch signalisierten. Freilich erklärt vorsichtshalber Nikolaus Hüls, er könne dem Abriss nur dann zustimmen, wenn sichergestellt sei, dass er eine entsprechende Entschädigung für die Seitenwand seines Wohnhauses bis zum dritten Stock hin erhalte.

    Doch aus unbekannten Gründen wurden diese Pläne dann wieder aufgeschoben, 1889 werden sie aber wieder aufgegriffen. Dabei wird argumentiert, dass die Reparaturen sehr teuer seien, dass das Tor unzeitgemäß und lediglich hässliches Flickwerk sei, dass es ein Verkehrshindernis darstelle und dass Städte wie Staffelstein schon mit gutem Vorbild vorangegangen seien. Doch auch diesmal kann sich die Abriss-Fraktion nicht durchsetzen.

    Verkehrsprobleme

    Zur Entlastung des Verkehrsaufkommens wird von der Stadt das Schnappsche Anwesen erworben und ein Durchbruch für die Fußgänger geschaffen. Ein Engpass für den Verkehr blieb das Tor freilich dennoch. Das zeigte sich besonders 1956, als unvermuteter Dinge eine der drei eingemauerten Kanonenkugeln auf die Motorhaube eines durchfahrenden Transporters fiel und der ganze innerstädtische Verkehr für Stunden blockiert wurde.

    Heute ist es mit dem Verkehrsaufkommen um das Tor sehr ruhig geworden, fast nur noch Fußgänger und Radfahrer nutzen den Durchgang. Was aber geblieben ist, ist die deutlich zu spürende Grenzfunktion, die das Tor darstellt, erst mit dem Durchschreiten betritt man die eigentliche Stadt.

    Es ist ein Glücksfall für Lichtenfels, dass viele interessante und ansprechende Teile der alten Befestigung noch existieren, man sollte sie auch in Zukunft pflegen und in den städtischen Alltag einbeziehen.

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