Wer in der Welterbe-Stadt Bamberg durch die Lokale streift oder, zu einem guten Essen, einen leckeren Schluck fränkisches Bier bestellt, der hat dieses besondere Bierfilzla vielleicht schon einmal vorgesetzt bekommen: „Prost! Auf die Vielfalt!“ steht darauf in schwarzer und roter Schrift auf gelbem Grund, mit der Silhouette der Domstadt am Rand. Es ist eine Aktion vieler Bamberger Brauereien und Gaststätten für Toleranz und Vielfalt statt Populismus und rechter Hetze – und könnte vielleicht bald auch für den Landkreis Lichtenfels adaptiert werden.
Bei der jüngsten Sitzung des überparteilichen und überkonfessionellen Aktionsbündnisses „Lichtenfels ist bunt“ jedenfalls stieß der Vorschlag von Doris Zullo auf breite Zustimmung. In Bamberg sind „Buntes Bamberg“ und die „Omas gegen Rechts“ bei dieser Bierfilz-Kampagne federführend, am Gottesgarten wollen das bunte Lichtenfels und die Omas (und Opas) gemeinsam an einem Strang ziehen.
Gefördert wurde die Bierdeckelaktion in der Domstadt von „Demokratie leben!“, das es ja mittlerweile auch im Lichtenfelser Kreis gibt. Natürlich hoffen die Bündnismitglieder auf breite Zustimmung bei den hiesigen Gastronomen und Brauereien. „In Bamberg ist diese Aktion ein großer Erfolg“, freute sich Doris Zullo.
„Wenn wir das umsetzen könnten, hätte das eine riesige Außenwirkung.“
„Wenn wir das umsetzen könnten, hätte das eine riesige Außenwirkung“, fügte Stefan Hofmann an. Für die Bündnis-Sprecherinnen und Sprecher, Carsten Gick und Laura Göldner, wäre es ein guter Weg, „Lichtenfels ist bunt“ in weiten Teilen des Landkreises noch bekannter zu machen. Ein erstes Design, wie der Bierdeckel aussehen könnte, gibt es bereits.
Nun geht es darum, mögliche Partner für diese bunte Mutmachaktion für Menschlichkeit und Zivilcourage zu gewinnen. Interessierte Gastronomen, Brauerinnen oder Brauer können sich bei „Lichtenfels ist bunt“ gerne per Mail an lichtenfelsistbunt@posteo.de melden.
Ein voller Erfolg war im vergangenen Jahr auch die Teilnahme des Aktionsbündnisses am Lichtenfelser Weihnachtsmarkt, als die Lebkuchen nebst Informationszetteln und die Bastelangebote auf reges Interesse stießen. Nicht nur Bündnismitglied Stefanie Kaiser verband beim jüngsten Treffen damit tolle Erinnerungen. So will sich das „bunte Lichtenfels“ auch in diesem Jahr nach Möglichkeit wieder einbringen und den Weihnachtsmarkt in der Kreisstadt mit einer Aktion ein wenig vielfältiger machen. Nun gilt es, sich mit den Organisatoren der Stadt abzustimmen und in der Folge das mögliche Angebot auszuarbeiten.
In Erinnerung an die Schicksale
Dankbar sind die Mitglieder des überparteilichen und überkonfessionellen Aktionsbündnisses, dass es in Lichtenfels einige engagierte Bürgerinnen und Bürger sowie couragierte Interessensgruppen gibt, die die Erinnerung an das einst blühende jüdische Leben in Lichtenfels und das schreckliche Schicksal der Jüdinnen und Juden während der NS-Diktatur aufrecht erhalten.
Längst gibt es etliche Orte des Erinnerns, lesenswerte geschichtliche Abhandlungen und preisgekrönte Ausstellungen wie die zu den „13 Führerscheinen“ und zur Deportation. Am Bahnhof Lichtenfels aber, für die hiesigen Nazis Dreh- und Angelpunkt ihrer Todesmaschinerie, aber gibt es bislang diesbezüglich keine Gedenktafel.
Erinnerung könnte man mit so dieser beispielsweise an diejenigen Einwohnerinnen und Einwohner mosaischen Glaubens, die am 24. April 1942 erst gen Bamberg gebracht, dann nach Polen deportiert und vermutlich im am 6. Juni 1942 im Vernichtungslager Sobibór ermordet wurden. Im September 1942 wurden die letzten Juden aus Lichtenfels abtransportiert.
Einen Antrag erarbeitet
Die „Omas gegen Rechts“ haben einen Antrag auf eine Gedenkplakette formuliert, der von den Sprecherinnen und Sprechern des Aktionsbündnisses „Lichtenfels ist bunt“ gerne mitgetragen wird.