Schlangenbegegnungen lösen bei vielen Menschen Unsicherheit und Angst aus, obwohl diese Reaktionen zumeist völlig unbegründet sind. Nachdem in den letzten Wochen bei den Lichtenfelser Naturschutzverbänden und -behörden immer wieder Anrufe besorgter Bürger eingingen, die von angeblichen Kreuzotterbegegnungen berichten, möchte die Lichtenfelser Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) Aufklärungsarbeit leisten, da es sich dabei in aller Regel um Falschmeldungen handelt und in Wahrheit Ringelnattern oder Schlingnattern gesichtet wurden.
Die ungiftige Ringelnatter ist mit Abstand die häufigste und auch größte unserer drei heimischen Schlangenarten und wird regelmäßig mit der Kreuzotter verwechselt, obwohl beide Arten völlig unterschiedlich aussehen. Bei Schlangensichtungen sollte der erste Blick daher immer auf den Kopf gerichtet werden, da die Ringelnatter durch ihre markanten, deutlich sichtbaren hellgelben Flecken am Hinterkopf unverwechselbar ist.
Die Kreuzotter gibt es nur noch an sehr wenigen Stellen
Wenn diese Flecken am Hinterkopf fehlen und die Schlange gleichzeitig zierlich und relativ klein ist, dann kann es sich um die ebenfalls ungiftige Schlingnatter handeln. Auch sie wird häufig mit der Kreuzotter verwechselt und sieht dieser bei oberflächlicher Betrachtung durch ihr Rückenmuster tatsächlich sehr ähnlich. Bei der Schlingnatter ist dieses Muster jedoch immer unterbrochen und zudem nicht so kräftig ausgeprägt wie bei der Kreuzotter. Begegnungen mit der Schlingnatter sind allerdings sehr selten, da diese äußerst versteckt lebt. Mit viel Glück kann man ihr sowohl im Maintal als auch auf den Jurahochflächen begegnen. Die giftige Kreuzotter ist im Landkreis Lichtenfels vom Aussterben bedroht und kommt nur noch an sehr wenigen Stellen auf den Jurahochflächen vor. Im Maintal und ähnlichen Tallagen fehlt sie komplett.
Die Ringelnatter kommt oft an Gewässern und in deren Nähe vor und nutzt diese zur Jagd auf Beute, die vor allem aus Fröschen, Molchen und Mäusen besteht. Dabei kann sie ausgezeichnet schwimmen und tauchen und wendet unter Wasser die Stöberjagd als Technik an, um mögliche Beutetiere aus der Deckung zu scheuchen.
Auch in naturnahen Gärten ist sie anzutreffen
Die Ringelnatter kann aber auch weitab von Gewässern angetroffen werden, zum Beispiel in naturnahen Gärten. Im Gegensatz zur Schlingnatter und Kreuzotter ist die Ringelnatter die einzige heimische Schlange, die Eier legt. Dazu benötigt sie Material, das über konstant hohe Temperaturen verfügt, deshalb sind Begegnungen an Kompost- und Sägespänehaufen keine Seltenheit.
Da unsere heimischen Schlangenarten eine beliebte Beute für zahlreiche Tiere wie Greifvögel, Störche und Reiher sind, halten sie sich meist in der Deckung auf und haben einen ausgeprägten Fluchtinstinkt. Daher weichen sie auch dem Menschen aus und fliehen bei Erderschütterungen. Zu Abwehrreaktionen kommt es nur dann, wenn sie nicht fliehen können und sich bedroht fühlen. Die Ringelnatter verfügt in solch einem Fall über verschiedenste Verhaltensweisen, die von Zischen, cobraartigem Aufrichten samt Vorstoßen des Kopfes und Totstellen bis hin zum übelriechenden Entleeren der Kloake reichen. Für den Menschen sind diese Reaktionen jedoch völlig ungefährlich und treten auch selten zutage.
Weitere Informationen sind auf der Webseite des BN Lichtenfels unter www.lichtenfels.bund-naturschutz.de zu finden. Schlangenfunde können dem BN unter lichtenfels@bund-naturschutz.de (idealerweise mit Foto) gemeldet werden.