Buch am Forst Der Saal der Gaststätte „Jägersruh“ in Buch am Forst war gefüllt, als am 6. Mai die Planungsgruppe „Bucher Nahwärme“ die Einwohner des Ortes zu einer Infoveranstaltung geladen hatte. Thema des Abends war die geplante Errichtung eines Nahwärmenetzes zur Versorgung aller Haushalte mit günstiger, nachhaltiger und regionaler Wärme.
Nach der Begrüßung durch Steffen Fischer, Architekt aus Buch am Forst und Mitglied der ersten Stunde im Planungsteam, richtete der Bürgermeister von Lichtenfels, Andreas Hügerich, das Wort an die Anwesenden und sicherte das Wohlwollen und Unterstützung der Stadt gegenüber dem Projekt zu. Im Folgenden führte Jochen Kirchner, seit kurzem im Ruhestand, aber ein mit Herzblut engagierter Techniker, durch den Abend.
Einmalige Chance
Kirchner stellte zu Beginn fest, dass das geplante Netz eine einmalige Chance für den kleinen Ort darstelle, sich dauerhaft unabhängig von multinationalen Konzernen oder fragwürdigen Autokraten zu machen, indem er die Versorgung seiner Einwohner mit Wärme in die eigene Hand nimmt.
Dabei soll die Wärme nicht nur kostengünstiger, sondern vor allem auch mit regionalen, nachwachsenden Rohstoffen nachhaltig und preisstabil erzeugt werden. Schließlich erinnere sich wohl noch jeder zu gut, wie in der Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine die Preise vor allem für Heizöl und Gas quasi über Nacht dramatisch gestiegen sind.
Auch wenn sich diese Preise wieder stabilisiert haben, kann laut Kirchner niemand sicher sagen, wie die Entwicklung in Zukunft sein wird. Dass die Abgaben auf fossile Brennstoffe aber in Zukunft deutlich steigen werden, stehe durch die beschlossene CO2-Abgabe fest.
Einen Vorteil sehen die Mitglieder der Planungsgruppe in der Tatsache, dass in Buch am Forst bereits ein Biogasanlage in Betrieb ist, die schon einige Liegenschaften im Ort über ein kleines privates Nahwärmenetz mit Wärme versorgt. Die bislang ungenutzte Abwärmeenergie ist aber so groß, dass damit ein Großteil des Ortes über weite Teile des Jahres vollständig mit Wärme versorgt werden könnte.
Ergänzend hierzu ist die Errichtung einer Hackschnitzelheizanlage vorgesehen, die zur Abdeckung von Lastspitzen und als Reserveheizung fungiert. Diese könnte günstig und zuverlässig mit Hackschnitzeln aus den zahlreich um Buch am Forst gelegenen Privatwäldern beschickt werden. So bleibe die Wertschöpfung und damit das Geld der Einwohner im Ort, betonte Kirchner.
Hohe Förderung
Letztlich entscheidend für die Frage, ob man die Idee eines Nahwärmenetzes unterstützt, seien die Kosten, mit denen der einzelne Anschlussnehmer zu rechnen hat. Deshalb zeigte Kirchner den Anwesenden anhand fundierter Daten auf, was das Heizen mit Öl, Gas oder Hackschnitzeln im Vergleich zur Nahwärme koste.
Unter Berücksichtigung aller Kosten, insbesondere der für die Anschaffung einer neuen Heizung, zeige sich, dass der Preis pro Kilowattstunde bei der Nahwärme am günstigsten sei. Dies liege nicht zuletzt an der öffentlichen Förderung von Heizungssystemen mit erneuerbaren Energieträgern, die je nach Einzelfall zwischen 30 und 70 Prozent der Anschaffungskosten beträgt.
Da in Buch am Forst bei vielen Haushalten eine Erneuerung der alten Heizungsanlage ohnehin anstehen würde, sei dies nach Meinung von Kirchner eine einmalige Gelegenheit mit handfesten finanziellen Vorteilen für jeden Teilnehmer.
Vorteile für Hauseigentümer
Neben den finanziellen Anreizen biete ein Anschluss an das Nahwärmenetz weitere Vorteile für Hauseigentümer. So wäre etwa der Raumgewinn in den bisherigen Heizungsräumen zu nennen: Befinden sich dort bisher oft Heizkessel und Öltanks bzw. Holzlager, Wasserboiler und ggf. Speicher, wird bei der Nahwärme nur ein kompakter Pufferspeicher inklusive Wärmetauscher und Warmwasseraufbereitung benötigt.
Von dessen Dimensionen konnte sich jeder Anwesende in Form eines eigens durch ein Mitglied der Planungsgruppe erstellten Holznachbaus eine Vorstellung machen. Damit wäre es auch mit Geruchs- und Staubbelästigung im Keller vorbei.
Zudem erfährt jeder Haushalt einen Komfortgewinn, denn das Beschaffen und Lagern von Heizmaterial sowie die Wartung der Heizung würden entfallen. Nicht zuletzt steige auch der Wert einer Immobilie, wenn sie mit einem zukunftsfähigen, nachhaltigen Heizsystem wie der Nahwärme ausgerüstet wird.
Warum eine Genossenschaft?
Die Organisation der Teilnehmer am Nahwärmenetz soll nach den Vorstellungen der Planungsgruppe als Genossenschaft erfolgen. Um die zahlreichen Vorteile dieser Rechtsform zu veranschaulichen, war Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern als Redner anwesend.
Er skizzierte die Grundlagen des Genossenschaftsrechts. Hauptmerkmal sei ohne Zweifel der Zweck einer Genossenschaft, der ausschließlich in der Förderung seiner Mitglieder bestehe. Ein Pluspunkt wäre die demokratische Organisation aller Mitglieder der sogenannten Generalversammlung, bei der jedes Mitglied gleiches Stimmrecht besitze.
Wichtige Entscheidungen würden durch Vorstand und Aufsichtsrat, die sich jeweils aus gewählten Mitgliedern der Genossenschaft zusammensetzen, vorbereitet und der Generalversammlung zur Abstimmung vorgelegt.
Nachdem immer wieder Zwischenfragen von interessierten Bürger beantwortet wurden, skizzierte Jochen Kirchner den weiteren Ablaufplan für das Projekt Nahwärme.
So beginne mit dem Ende der Veranstaltung eine sechswöchige Zeichnungsfrist bis zum 17. Juni, in der Entschlossene ihre Aufnahme in die bereits gegründete „Nahwärmegenossenschaft Buch“ beantragen können.
Für noch nicht überzeugte oder jene mit Fragen, bietet die Planungsgruppe in den kommenden Wochen immer dienstags um 18.30 Uhr eine „Sprechstunde“ im Feuerwehrhaus von Buch am Forst an. Das Ziel müsse sein, so Kirchner, so viele Hauseigentümer wie möglich zu überzeugen, sich am Nahwärmenetz zu beteiligen.
Denn: Je mehr Haushalte mitmachen, desto günstiger werde es am Ende für alle. Wenn dies gelingt, dann könnte es im Frühjahr 2026 schon so weit sein, dass das geplante Nahwärmenetz in Buch am Forst in Betrieb geht.