Was ist Demokratie? Wie wird Politik gemacht? Ist beides nicht furchtbar langweiliger Erwachsenenkram und Kinder haben da eh nichts mitzuentscheiden? Weit gefehlt. Wenn die Autorin Christine Paxmann für eine Lesung an Schulen kommt, dann bleibt keine Frage offen. Immer mit dabei sind ihre beiden erfolgreichen Sachbücher „Demokratie für Kids“ und „Frieden für Kids erklärt“ aus dem DK Verlag.
Beiden Büchern gemein sind Zahlen, Daten und Fakten auf der einen und der Familienalltag auf der anderen Seite. Anhand der fiktiven Familie Strudel, die mehrere Generationen umfasst, erfährt man vieles, was diese Personen rund um das Thema Regieren und Mitregieren erleben. In Lichtenfels kamen kürzlich drei Jahrgangsstufen an zwei Schulen in den Genuss einer solchen Demokratie-Lesung mit der sympathischen Autorin aus München.
Vormittags begrüßten Pia Löffler, Rektorin der Dr.-Rossbach-Grundschule, und Iris Birger, angehende Lese- und Literaturpädagogin, die Autorin samt aller 3. Klassen sowie deren Lehrkräfte. Alle erlebten eine interaktive und diskussionsfreudige Schulstunde im Gymnastikraum der Grundschule.
Dass Politik also gar nicht so kompliziert sein muss und auch nicht nur in Berlin stattfindet, ließ sich an den Reaktionen der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer erkennen. Denn immer wieder ging die Autorin mit ihnen in einen spannenden Austausch - stets der Situation angepasst und auf die junge Zielgruppe fokussiert. Schnell wurde den Kindern klar, dass es ganz verschiedene Regierungsformen gibt und, dass die Demokratie als Herrschaft des Volkes gefeiert werden darf: Sie ermöglicht allen ein friedliches, von Freiheit, Mitbestimmung und Fairness geprägtes Miteinander und das nicht nur in großen Gruppen.
Wahlen sind wichtig
Auch in kleinen Kreisen wie zum Beispiel einer Familie oder einer Klassengemeinschaft wird Demokratie gelebt. Die Wahl der nächsten Klassenlektüre oder die Abstimmung über den anstehenden Schulausflug sind gute Beispiele für Demokratie. Bei allen Fragen und Antworten des jungen Publikums begegnete Paxmann den Kindern stets auf Augenhöhe. Jede Rückmeldung wurde ernst genommen und mit einbezogen - auch das ist Demokratie!
Dazwischen kamen die Kinder immer wieder in den Genuss kleiner Textstellen, die kurz und knackig erklärten, warum beispielsweise Gesetze benötigt werden oder welche Kinderrechte es gibt. Am Ende gab es dann noch Tipps für die kleinen Nachwuchsautorinnen und -autoren. Denn einige von ihnen haben bereits ein eigenes Buch oder sogar schon eine ganze Reihe geschrieben.
Bei Lesungen in diesem Format läuft Paxmann zu Hochform auf. Als studierte Illustratorin und Germanistin, sowie Herausgeberin des „Eselsohrs“, der Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendliteratur, weiß sie bestens Bescheid über den Entstehungsprozess von Büchern. Viele Fragen rund um ihre Werke und zur ihrer Arbeit stellten die Schülerinnen und Schüler einer 5. und 6. Klasse der Herzog-Otto-Mittelschule.
Dort war die Autorin am Nachmittag ebenfalls zu Gast. Im Ganztagesunterricht dieser beiden Klassen findet im aktuellen Schuljahr ein von „Demokratie leben!“ gefördertes Projekt statt. In den vergangenen Monaten wurde eine Klassenlektüre demokratisch gewählt, gelesen und mit kreativen Projekten wie zum Beispiel Escape Game, Lesekiste, Lesestunden oder Podcast in der Schulbücherei der HOS begleitet. Tatjana Zolotar, „Demokratie leben!“-Koordinatorin für den Landkreis Lichtenfels, nahm an den Lesungen beider Schulen teil und gab den Organisatorinnen im Anschluss interessante Einblicke in ihre Arbeit sowie Kooperationsmöglichkeiten vor Ort, wie zum Beispiel die anstehende Gründung eines Jugendforums.
Frage-Antwort-Runden
Auch an der Mittelschule ergaben sich durch die offene Lesung der Autorin zahlreiche Frage-Antwort-Runden mit den Kindern: „Gibt es bei euch Streit? Was tut ihr dann? Welche Möglichkeiten habt ihr? Gewalt ist niemals eine Lösung!“ Es wurden Beispiele aus dem Alltag und mögliche Vorschläge besprochen. Streitschlichter und Klassensprecher sind bekannt und können unterstützen.
Die Autorin regte weiter zum Nachdenken an. Um Frieden zu stiften, gebe es viele kreative Möglichkeiten, die unmittelbar verfügbar seien. Wenn die Stimmung mal wieder aufgeladen ist und einer dem anderen am liebsten eine Ohrfeige verpassen möchte, könne man erstmal seinem eigenen Frust begegnen und eine Runde Sport machen. Wer raus geht, sich bewegt, rennt und springt, baue überschüssige Energie und negative Gedanken ab. Und wie wäre es, gemeinsam zu musizieren oder Friedenslieder zu hören?
In Schulalltag übertragen
Auch große Staatsfrauen und -männer können ein friedliches Miteinander pflegen. Bei besonderen Staatsbesuchen beispielsweise gebe es große Bankette. Auch dies ließe sich mit simplen Mitteln auf den Schulalltag übertragen: Einfach mal ein Staatsessen ausrichten für eine fiktive Königsfamilie aus einem fernen Land mit einem besonderen kulturellen und religiösen Hintergrund. Mit all diesen und noch mehr Impulsen im Gepäck gingen sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen nach einer bunten Schulstunde nach Hause.
Als langjährige Autorin für die Nürnberger Sachbuchreihe „Was ist Was“ kennt sich Christine Paxmann gut darin aus, wie man Kindern Wissen anbietet - klar verständlich, visuell ansprechend, und inhaltlich lebendig. Denn alles andere wäre langweilig und könnte die Kinder vermutlich nicht überzeugen.
Erste Ideen ausgetauscht
So viel steht nach diesem gelungenen Tag fest: Die Autorin bleibt im Gespräch. Erste Ideen für eine weitere Zusammenarbeit sowie lese- und literaturpädagogische Inhalte wurden ausgetauscht. Ein weiterer Besuch im Rahmen von Weiterbildungen für Lehrkräfte aus dem Landkreis wäre wünschenswert, damit möglichst viele Kinder und Jugendliche von motivierenden Inhalten profitieren können, um mehr über die eigenen Kinderrechte zu erfahren und demokratische Teilhabe wirklich nachhaltig erleben zu können.