Selbst aus Südfrankreich, dem Benin in Afrika oder aus Pitsburg USA waren beim Online-CHW-Vortrag von Dr. Tanja Roppelt, der Leiterin des Levi-Strauss-Museums in Buttenheim, Zuhörer zugeschaltet. Insgesamt um die 300. Roppelt hatte das Leben eines der bekanntesten Franken aus dem 19. Jahrhundert, der in den USA erfolgreich geworden ist, Levi (Löb) Strauss, genauer unter die Lupe genommen. Er wurde unter dem Namen Löb Strauss am 26. Februar 1829 im oberfränkischen Buttenheim als siebtes Kind jüdischer Eltern geboren.

Sein Vater Hirsch Strauss musste den Lebensunterhalt der Familie als eher ärmlicher Hausierer verdienen. Die in beengten Verhältnissen lebende vielköpfige Familie geriet nach dem Tod des Vaters 1845 in noch größere wirtschaftliche Not und zog zunächst zu seinem Onkel. Nachdem auch dieser verstarb, verkaufte 1847 seine Mutter Rebecca das Haus und ging mit den jüngsten Kindern – ihm und zwei seiner Schwestern Fanny und Mathilde - den Weg vieler Notleidender und wandernde in die USA aus.
Ohne Nachttopf durfte keiner an Board
Zehn Tage dauerte die Kutschfahrt von Buttenheim nach Bremerhafen und weitere Wochen die Überfahrt nach New York. Dies geschah mit weiteren 200 Menschen im Zwischendeck eines Handelsschiffes unter katastrophalen hygienischen Zuständen. So durfte nur eine Kiste Gepäck mitgenommen werden, in der sich ein Nachttopf befinden musste. Möglich wurden solche Auswandererschiffsfahrten, da Frachter aus den USA, die zum Beispiel Baumwolle geliefert hatten, nicht leer zurückfahren mussten. Die verbliebene Familie Strauss folgte damit den beiden ältesten Brüdern nach New York.

Diese waren wohl erfolgreich und erwarben sich ihren Lebensunterhalt durch Handel und Hausieren, nicht nur mit Haushaltswaren sondern auch mit Textilwaren und hatten dies der Familie in Deutschland mitgeteilt. Bei den Brüdern kam man dann auch unter. Mit viel Fleiß entstand ein eigener Laden wo Löb mitarbeitete mit einer Wohnung darüber. Auch das typische jüdische Leben konnte am Rande von „Little Germany“ praktiziert werden. Trotzdem wurde der Geschäftsstandort mehrfach geändert und man kam in die damalige Haupteinkaufstraße des lebhaften New York. Auch die Namen wurden amerikanisch angepasst.
Aus dem Namen Löb wurde Levi
Seine Halbbrüder hießen nun statt Jonathan und Lipmann inzwischen Jonas und Louis. Löb Strauss nannte sich fortan Levi und erhielt nach fünf Jahren 1853 die amerikanische Staatsbürgerschaft und erlernte die englische Sprache. Im selben Jahr wurde er von den Brüdern nach San Francisco geschickt. Es hatte sich herumgesprochen, dass sich in der aufblühenden Goldgräberstadt Wohlstand erreichen ließ. Beschwerlich waren aber die Schiffsfahrten um Kap Horn, aber wesentlich teurer die Fahrt über Panama um benötigte Waren von der Ost an die Westküste zu transportieren.

Doch auch hier zeigte sich die Familie im Handel als geschickt und fleißig. Im Adressbuch der entstehenden Metropole tauchte 1856 erstmals der Name Levi Strauss auf. Er gewann weiterhin Kunden und gründete in San Francisco ein eigenes Geschäft. Die Währung war Gold und wurde gegen die benötigten zum Leben gehörenden Artikel gestundet. Im seinem Großhandel gab es alles was Cowboys, Abenteurer, Farmer Holzfäller und Goldgräber für ihr Leben benötigten. Der erfolgreiche Handel hatte sich herumgesprochen. Was ein immerwährendes Thema dieser Zeit dort gewesen ist war strapazierfähige Kleidung.
Mit Nieten vom Pferdegeschirr
Im Dezember 1870 kam der aus Lettland stammende Schneider Jacob Davis auf die Idee, die Ecken der Hosentaschen und das untere Ende des Hosenlatzes mit Nieten eines Pferdegeschirrs zu verstärken. Weil ihm für die Patentierung seines 1872 entwickelten Verfahrens Geld fehlte, wandte er sich an Levi Strauss, mit dem schon in geschäftlicher Verbindung stand. Strauss unterstützte das Vorhaben und erhielt zusammen mit Davis am 20. Mai 1873 das entsprechende Patent.

Der Segeltuchstoff aus dem Levi und Jacob ihre ersten Jeanshosen fertigten, ersetzten die beiden Erfinder schon nach kurzer Zeit durch eine strapazierfähige Baumwolle. Diesen Baumwollstoff „Denim“ importierten sie aus Europa. Die Arbeiterhosen wurden in einem Indigo blauen Farbton eingefärbt. Aber auch Hemden, Westen und Jacken wurden so gefertigt. In den folgenden Jahren wurde die sogenannte Jeans weltbekannt und getragen. Noch bis heute wird eine verherrlichte Westernwelt in Amerika oft in Verbindung mit Jeans gesehen.
In den Erfolg konnte Levi Strauss immer wieder seine Familie einbinden. Er hatte sich den Ruf als geschäftssinnige, konsequente und hart arbeitende Vertrauensperson mit klaren Vorstellungen aufgebaut. Levis Strauss war aber auch ein sehr sozialer Mensch. Er war beispielsweise Gründungsmitglied und ab 1872 Schatzmeister der Handelskammer in San Francisco und Direktor der Nevada Bank. Außerdem unterstütze er finanziell ein jüdisches Waisenhaus, sowie die „Enreke Benevolemt Society“ dier jüdische Wohltätigkeitsstiftung und den dem Bau der Synagoge Temple Emanu-El. Er war vertreten in Verbänden wie der Handelskammer, Gerichtsbarkeit und sozialen Komitees.
Maßgeblichen Anteil am Aufbau San Franciscos
Auch war sein Ziel jüngere Generationen nach vorne zu bringen, was sich in der Gründung von Berufsschulen niederschlug. 28 Stipendien gehen auf ihn zurück. Er hat maßgeblichen Anteil am Aufbau San Franciscos zur Handelsmetropole. Am 26. September 1902 starb Levi Strauss in seinem Haus in San Francisco. Sein Tod machte große Schlagzeilen. Die Zeitschrift „San Francisco Call“ würdigte Levi als bedeutendstes Mitglied der städtischen Gesellschaft. Am Tag des Begräbnisses waren die meisten Geschäfte in San Francisco geschlossen, da die Inhaber und Geschäftspartner an der Trauerfeier teilnahmen.
Nach seinem plötzlichen Tod übernahmen Neffen die Weiterführung des inzwischen globalen Unternehmens Levi Strauss & Company. Abschießend ließe sich sagen, dass Levi Straus die Welt etwas besser und blauer gemacht hat meinte Tanja Roppelt am Ende ihrer Ausführungen. Denn die Jeans ist heute das wohl am häufigsten getragene Kleidungsstück und verbindet Menschen aller Schichten und Altersklassen weltweit.