Lichtenfels/Kösten
Es ist Mittwoch und es ist Familientag. Vor allem aber ist gerade Pause, denn „La Bamba“ hat soeben aufgehört zu spielen. Die Menschen strömen aus dem Zirkuszelt des Circus Alaska und gehen sich die Beine vertreten. Nach dorthin, wo die Kamele stehen. Georgina Frank sitzt an einem Tisch neben ihrem Wohnwagen. Ihr Mann ist der Zirkusdirektor und während sie das erklärt, machen sich ihre kleinen Töchter Angelie, Jane und Casey für ihren gemeinsamen Auftritt bereit.

Ab und zu spitzen sie mit schon reichlich Lampenfieber durch die Tür. Mutter Georgina erzählt – von den sieben Generationen Zirkusfamilie und davon, dass genau dieser Zirkus namens Alaska ein Jahr vor Corona gegründet worden ist. Dann fällt ein Satz, der ziemlich gut erklärt, weshalb sie lieber wie bei einem rollenden Dorf mit Kollegen und Verwandten durch die Welt zieht, als in einer Wohnung am immer selben Ort zu wohnen. „Wer einmal Sägespäne in den Schuhen hatte, der wird sie nicht mehr los“, sagt die mehrfache Mutter.
Sägespäne und Popcorn
Und jetzt, wie unter einem bewölkten Himmel ein lauer Wind anhebt, riecht es gerade nach Sägespänen. Und Popcorn. Zirkus liegt in der Luft. Eigentlich ist der Ort hier gar nicht schlecht. Es ist nicht der Schützenfestplatz. Warum er das nicht ist, ist gerade schwer zu ergründen. Irgendwas ist wohl mit den E-Mails unerwartet gelaufen und jetzt ist man am Kreisel gelandet. In der Nähe der Kamele steht ein geschlossener Autoanhänger. Geöffnet. Was man sieht, ist, dass hier Waschmaschinen stehen. Und 20 Meter südlich davon schweißt ein Mann gerade an einem Metallgestänge. Zirkuns heißt Arbeit.

Georgines Kinder machen sich bemerkbar, es zieht sie in die Manege. Aber noch ist es nicht so weit, noch ist Pause. Georgine spricht von ihnen und davon, dass, „wenn Mama in der Manege ist und etwas trägt, das glitzert und funkelt“, die Kinder „das dann auch haben wollen“. Aber was, wenn manche Kinder für manche Zirkusdienste unbegabt sind - beispielsweise für Akrobatik? „Wenn eines nicht so gelenkig ist, dann macht es was mit Tieren, wird Requisiteur oder Clown“, darf man wissen.
Die Kinder Casey, Angelie und Jane flitzen nun vom Wohnwagen hinüber ins Zirkuszelt, denn gleich ist ihr Auftritt. Aber noch ist es nicht so weit, noch treibt ein Clown wunderbare Späße mit dem Publikum, noch schwebt eine grazile Schlangenfrau durch die Lüfte, sich aus Rauch nach unter die Kuppel erhebend. Wie sie sich in ihren Seilen fallen lässt, lässt den Atem stocken.
Die Vorführung ist gut besucht, Kinder lachen hier mit ihren Eltern und blicken gebannt auf das, was auf dem kreisrunden Manegenteppich zwischen Akrobatik, Clownerie und Dressur vollführt wird. Dann treten Casey, Angelie und Jane auf – mit ihrem Papa, dem Zirkusdirektor. Er hebt sie über sich und stemmt sie in die Lüfte, während sie biegsam Haltung bewahren. So jung und schon so professionell. Dann ist Applaus und aus.
Weiter geht es mit Training
Die Besucher strömen hinaus in den Abend. Casey, Angelie und Jane flitzen hinüber zum Wohnwagen. Sie werden sich etwas legerer anziehen. Dann geht es für sie zurück ins Zelt, denn es steht noch etwas Training an. Der Mann mit dem Schweißgerät arbeitet auch noch. Zirkus ist schön, macht aber Arbeit.
Die weiteren Gastspiele bis einschließlich 25. Mai. Mehr unter www.zirkus-alaska.de.