Endlose Lasterstaus an den Grenzen zu Tirol und Tschechien oder tausende Fahrer an überfüllten Raststätten, die entweder auf Corona-Testergebnisse oder eine Anweisung ihres Arbeitgebers warten – solche Bilder kennen wir seit Verschärfung der stationären Grenzkontrollen Mitte Februar aus den überregionalen Medien. Die Lichtenfelser Speditionen treffen die Bestimmungen zur Einreise ausschließlich mit einem maximal 48 Stunden alten negativen Ergebnis zum Glück wenig. Doch von „Entspannung“ kann keine Rede sein.
Die Fahrzeuge der CS Trans in Grundfeld etwa, die international unterwegs sind, müssen mit erheblichen Wartezeiten an den Grenzen rechnen. Zwar liege der Schwerpunkt der Spedition im nationalen Fernverkehr, gelegentlich werden für den Warentransport aber auch Österreich, Italien, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Schweiz, Polen und Tschechien angefahren.
Für die Disponenten bedeutet das einen hohen Organisationsaufwand
Für die Dispositionsabteilung bedeuten die Bestimmungen einen hohen Planungs- und Organisationsaufwand, sowie einen „erheblichen Zeit- und Kostenaufwand“, berichtet Geschäftsführer Christian Schad. „Wir müssen es hinnehmen, um die Waren unserer Kunden ausliefern zu können.“
Das Verfahren gelinge zwar überwiegend, doch der Beginn kann als „holprig“ bezeichnet werden: „Wir hatten das Problem erst einmalig am 15. Februar, als wir von der neuen Einreiseverordnung erfahren haben. Da hatten wir einen Laster in Italien. In Sterzing war eine riesengroße Lkw-Schlange an der Hauptmautstelle wegen dem Coronatest, der nicht älter als 48 Stunden sein darf“, erzählt Christian Schad wenig begeistert. „Wir haben unseren Fahrer in Brixen in eine Privatklinik geschickt, um einen Schnelltest zu machen. Kosten 60 Euro.“ Aktuell erhalte die Spedition keine staatliche Unterstützung.
Fahrer aus dem Ausland bleiben in Deutschland
Ähnlich sind die Erfahrungen der Peter Gerner Transporte aus Zettlitz/ Marktzeuln, die neben dem Hauptanteil innerhalb Deutschlands auch Waren nach Tschechien, Österreich, Belgien oder Polen liefern. „Unsere Fahrer waren seit der Schließung dreimal in Tschechien und es hat gut funktioniert“, erinnert sich Mitarbeiterin Eva Ahles, Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen. Das beinhalte sowohl die Corona-Tests, die innerhalb einer Stunde vorlagen, als auch die Anmeldung im jeweiligen landesspezifischen Einreiseportal.
Insgesamt gebe es im Zuge der Maßnahmen wohl rund zwei Stunden Verspätung für die Lasterfahrer, in Österreich gar noch weniger. Da die Spedition viele Silo-, Tank- und Sondertransporte tätigt, etwa große Maschinenteile, und weniger Sammelgut, können die Touren so terminiert werden, dass solche Verzögerungen gut kalkulierbar seien. Von gestörten Lieferketten kann daher keine Rede sein – ebenso wenig wie von Personalmangel.
Die Spedition beschäftigt zwar einige Fahrer aus Polen. Doch bleiben diese derzeit über längere Perioden hinweg in Deutschland, zudem sind die Einreisemodalitäten an der Grenze derzeit noch moderat. Der erste Lockdown im vergangenen Jahr habe die Firma – etwa mit der Zwangspause der Automobilzulieferer – härter getroffen. Für einige Monate musste diese sogar Kurzarbeit anmelden. Das sei nun nicht der Fall. „Aber ich hoffe, dass wir einen guten Weg finden werden, aus der Krise wieder herauszukommen.“
Zeitverzögerungen von ein bis zwei Stunden
Von einem ganz anderen „Chaos“ in England spricht dagegen Michael Schuster von „M+S Piano-Express“. „Da kommt vieles zusammen: Corona, der Brexit und so weiter.“ Seit den Grenzschließungen habe sich für die Firma bei Fahrten nach Frankreich, den Benelux-Ländern oder Italien wenig geändert. Auch die Lieferungen nach Tschechien oder Tirol, die derzeit etwa im zweiwöchigen Turnus stattfinden, liefen zufriedenstellend.
„Zeitverzögerungen von ein bis zwei Stunden, das ist in der Regel planbar“, so Schuster. Am Zielort angekommen, hat er sich jedoch, anders als Speditionen mit anderen Warenarten, auch auf Privatkunden einzustellen, das hat Folgen für manche Hygienemaßnahmen. „Um die Klaviere auszuliefern, müssen wir oft in die Wohnungen der Kunden rein. Natürlich mit Maske und Abstand.“
Hoch anstrengend: Mit der Maske Klaviere über mehrere Etagen tragen
Das Tragen der großen Stücke über mehrere Stockwerke hinweg mit Maske könnte jedoch zu Atemnot führen und wäre nicht praktikabel. Zu 98 Prozent laufen die Auslieferungen aber in gegenseitigem Verständnis und problemlos ab. So habe es bislang erst einen Covid-19-Infizierten bei „M+S Piano-Express“ gegeben. „Doch das Thema ist noch lange nicht durch. Das wird uns noch weiter beschäftigen.“ Damit meint er wohl die Lieferketten, Grenzkontrollen und auch das alltägliche Leben.
Dem stimmt auch Christian Schad zu: „Grundsätzlich bin ich dafür, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, das Reisen generell aufs Minimum zu reduzieren. Doch wir sollten alle wissen, wie wichtig es ist für unsere Wirtschaft, dass der Warenverkehr problemlos läuft.“