Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um einen traurigen Besuch.
„Liebes Corona-Tagebuch, ich war ihn heute mal wieder besuchen. Nach langer Zeit und aus einem Impuls heraus. Er war da, er ist ja immer da. Darauf kann man sich verlassen. Seit 1983 und an der immer selben Adresse.
Bis dahin wohnte er noch in meiner Nachbarschaft und dann verzog er mit 13 Jahren. Er war aus den Augen, aber er blieb im Sinn. Nächstes Jahr wird er schon 40 Jahre an seiner neuen Adresse sein. Neue Adresse – das klingt ja, als wäre er vor zwei, drei Jahren umgezogen. Er ist zwar jetzt am quasi anderen Ende der Stadt und darum war ich nicht allzu oft bei ihm, aber Lichtenfels ist auch nicht so groß, dass ich mir die Spärlichkeit meiner Besuche nicht vorwerfen könnte. Aber in gewisse Weise lebt man sich eben auseinander wenn der eine mit 13 aus dem Leben tritt und der andere für sich noch 37 Jahre draufpackte.
Liebes Corona-Tagebuch, ich hoffe, seine neue Adresse bleibt noch lange erhalten, denn dann und wann besuche ich ihn ja doch. Und sollte sein Grab mal aufgelöst werden, dann, so habe ich erfahren, verbleibt er ja doch an Ort und Stelle. Ich brauche bei meinen Besuchen die auf neuem Grabstein aufgetauchten Namen einfach nur ausblenden.“