Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute erinnert er sich an einen alten Freund, seine Schulzeit und zwei Mathematik-Lehrerinnen.
„Liebes Corona-Tagebuch, neulich musste ich wieder an meinen alten, guten Freund denken. Er ist leider vor Jahren verstorben, aber dann und wann fällt er mir in den Sinn und sorgt für ein Lächeln.
Er war ein herausragender Pädagoge und schon alt, aber im Herzen war er jung, und es hat bei ihm noch für jede Lausbüberei gereicht. Unterricht, so erklärte er mir mal, habe sehr viel mit Ästhetik zu tun.
Lehrer seien angehalten, ihren Unterricht durch ästhetische Mittel aufzubereiten, damit sich das Gelernte tiefer ins Gemüt senke und dort auf immer verankere.
Erst neulich, ich stand so im Supermarkt an der Kasse, gelang es mir erfolgreich, zwei Stücke Butter, eine Vollmilch, ein Kilo Tomaten und eine Zartbitterschokolade ohne Taschenrechner grob zu überschlagen und mit dem Geld auszukommen, das ich dabei hatte.
Die Lehrerin war wirklich nett, trug aber unmögliche Kleider
Das wäre mir in der elften Klasse so nicht passiert. Damals hatten wir eine Mathelehrerin, die nett war. Sie war wirklich sehr nett. Aber sie trug unmögliche Kleider, und die waren sehr weit geschnitten. Meine Mathekenntnisse reichten nicht einmal dazu aus, das Volumen und den Oberflächeninhalt von Kugeln zu bestimmen. Mathe war einfach nicht mein Ding, und ich war damit auch nicht der einzige Junge in der Klasse.
Bei der neuen Lehrerin wurde alles anders
Kai, Matthias, Martin, Patrick, Herbert und Sascha ging es ähnlich. Dann aber verzog unsere Mathelehrerin, und es kam eine andere. Hach ja, sie war so gänzlich anders. Sie trug keine weiten Kleider, sie trug einen Schlitz im Kleid. Ihr Gang war federnd und sie roch sehr gut, wenn sie sich für einen Blick in das Hausaufgabenheft herabbeugte.
Ihr schönes Gesicht schien von blonden Locken eingefasst zu sein, und ich glaube, sie hatte was mit dem Erdkundelehrer. Aus irgendeinem Grund wurden meine Noten schnell besser, und merkwürdigerweise auch die von Kai, Matthias, Martin, Patrick, Herbert und Sascha.
Liebes Corona-Tagebuch, ich vermisse meinen alten wissenden verstorbenen Freund. Er hätte mir noch so viel mehr zu erklären gehabt.