Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um Lissabon, besser einen Traum davon.
„Liebes Corona-Tagebuch, stell' dir vor, man sitzt in einer lauen Sommernacht auf einer Steintreppe irgendwo in Lissabon. Man blickt auf mit Lampions geschmückte Girlanden auf dem Marktplatz oder in einem Hinterhof. Alles ist durchweht vom Fado, jenem wehmütig-melodischen Gesang, der iberische und arabische Klänge zu haben scheint, welche sich hier seit Jahrhunderten in solchen Nächten miteinander vermählen. Man sitzt hier auf dieser Treppe, atmet die Nacht ein und zückt ein Skizzenbuch, um diese Stadt mit ihrer Nacht hineinzulassen. Dann und wann, wenn man den Schal zurechtrückt, greift die Hand zu dem Rotweinglas, das auf einer jahrhundertealten steinernen Stufe steht, während der Duft gedünsteter Meeresfrüchte einem den Verdacht eingibt, ganz im Moment und bei sich zu sein. Irgendwann tritt eine interessante Frau an uns heran. Sie hat braunes Haar, sehr schöne Zähne und ist Fotografin.Sie trägt flache Schuhe zu Jeans und einem am Bauchnabel zusammengeknoteten Hemd, und weil sie gebildet ist, kann sie herrliche Geschichten erzählen. Auch sie hat eine Flasche Wein dabei ... Liebes Corona-Tagebuch, das schreibt sich alles schön und gut, doch wie ich erfahren habe, wird das mit unserem Sommerurlaub dieses Jahr garantiert nichts werden. Aber soll uns mal niemand nachsagen, wir wären nicht romantisch.“