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LICHTENFELS: Corona-Tagebuch: Lockenwickler, Strähnchen und Blasendruck

LICHTENFELS

Corona-Tagebuch: Lockenwickler, Strähnchen und Blasendruck

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    Markus Häggberg
    Markus Häggberg Foto: T. Mayer

    Markus Häggberg schreibt für OTverbindet augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um Lockenwickler, Strähnchen und Blasendruck.

    „Ein Mann sollte nicht den Fehler machen, zur falschen Zeit die richtigen Freundinnen zu besuchen. So ungefähr fasste Werner mir gegenüber zusammen, was ihm neulich passierte. Und das kam daher, weil er durch Corona nun beruflich in der Lage ist, mit seinen Arbeitszeiten zu jonglieren.

    Endlich wieder die Steffi besuchen

    Ergebnis: Er konnte endlich mal wieder Steffi besuchen. Zwischen den beiden ist ja nix, nur Freundschaft. Es reicht für gemeinsames Schwelgen in alten Zeiten und eine Übernachtung auf dem Gästesofa. Anderntags aber war es so, dass Steffi noch einen Termin hatte. Gleich morgens, und der schneite ihr in Form ihrer Freundin Elke ins Haus.

    Elke brauchte eine neue Frisur und bestellte sich bei Steffi ein, weil die frisiermäßig so ein paar Beste-Freundinnen-Tricks drauf hat. Jetzt ist es aber so, dass Frauen es hassen, wenn sie dabei von Männern gesehen werden. Sie haben ja dann Lockenwickler im Haar und sonstiges Gestänge. Man könnte es glatt ein Gebinde nennen.

    Jedenfalls verleiht ihnen dieses Aussehen nicht nur wenig Autorität, sondern auch einen Sexappeal im dreistelligen Minusbereich. Man müsste schon mit Blindheit gesegnet sein, das auszuhalten. Na die Mädels hatten jedenfalls ihren Spaß, das konnte Werner anderntags nach dem Aufwachen durch die Tür hindurch hören. Er also im Wohnzimmer, sie auf dem Flur.

    Ausgerechnet auf dem Weg zur Toilette

    Ausgerechnet auf dem Flur, dem Verbindungsweg zur Toilette. Früh morgens nach dem Aufwachen bedeuten einem Toiletten etwas. Aber jetzt verbot sich das Öffnen der Tür, denn dahinter saß gewiss eine lustige Elke mit Lockenwicklern oder Aluminiumstreifen und es wäre uncharmant, sie zu sehen. Nicht etwa, dass er es nicht hinbekommen würde, mit verständnisvollem Ernst an ihr vorüberzugehen, aber spätestens auf dem Klo müsste er schreiend lachen.

    Er hatte am Vorabend Melone gegessen. Eine ganze. Das WC lockte ihn schon sehr. Aber da war auch diese Fröhlichkeit hinter der Tür und die zu achtende Privatsphäre. Nun, die Begriffe Blasendrang und Gentleman schließen sich eben nicht gegenseitig aus. Er war jetzt fast zwei Stunden wach und überlegte, ob er aus Höflichkeit vom Balkon pissen sollte. Oder wenigstens in die Blumenkästen. Aber er setzte sich wieder hin und kniff zusammen.

    Erleichterung aber keine Entleerung

    Dann versuchte er es mit Hinlegen, was etwas Erleichterung brachte. Erleichterung, nicht Entleerung. Dann versuchte er es mit Fernsehen, begann aber zu bedenken, dass er wegen der Lautstärke nicht mitbekäme, wenn Elke wieder weg wäre. Es war alles so heillos.

    Das mit den Blumenkästen zog er jetzt ernstlich in Betracht. Doch da, endlich, es tat sich was auf dem Flur, denn das Lachen und die Fröhlichkeit wurden eine andere, formten sich zu Ernst. Das konnte nur bedeuten, dass das Frisieren ein Ende gefunden hatte.

    Werner hielt den Türgriff schon in der Hand, als er seinen neuerlichen Ernst der Lage begriff. Ab jetzt begann nämlich die Modenschau.“

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