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LICHTENFELS: Corona-Tagebuch: Sterbegeld und eine Hofeinfahrt

LICHTENFELS

Corona-Tagebuch: Sterbegeld und eine Hofeinfahrt

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    Markus Häggberg
    Markus Häggberg Foto: T. Mayer

    Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um eine Sterbegeldversicherung und na klar, um eine Hofeinfahrt.

    „Liebes Corona-Tagebuch, Anja steht ihrem Vater von Zeit zu Zeit näher als üblich. Von Zeit zu Zeit hat sie nämlich die Sterbeversicherungsangelegenheiten des alten Nörglers und Misanthropen zu regeln. Sie selbst ist zu nobel, um hier einen Zusammenhang zu vermuten. An dieser Stelle nun komme ich ins Spiel, und einer muss es ihr ja unterstellen. Vor vielen Jahren hatte Anja mal einen Batzen Geld gewonnen, und ihr Vater hatte dazu lediglich bemerkt, dass seine Hofeinfahrt schon längst hätte gepflastert werden müssen.

    Da war er noch ein paar Takte jünger und konnte die Schwarzarbeiter tatkräftig anfeuern. Aber jetzt ist er eben älter geworden und auch resignativer. Jüngst, so Anja, habe ihr Vater ihr erklärt, dass er keinen Wert auf eine Trauerfeier lege und auch nicht auf die falschen Tränen. Erst brauche er keine Musik und ,all den Scheiß'. Außerdem verfügte er, dass er einfach nur hinterm Haus verscharrt werden möchte. Quasi als Mahnmal für Kinder, die seiner nicht wert waren. Nachdem Anja ihm erklärte, dass er dem Grundwasser nicht bekäme, verebbte das Gespräch.

    Es sei nicht leicht, mit ihm im Guten aus der Leitung zu gehen, versicherte sie mir mit einer Spur von Traurigkeit. Diese Spur verflog, als sie sich wieder den Sterbeversicherungsangelegenheiten zuwandte. Weil sie etwas für ihren Vater tun möchte, wie sie sagt. Doch im Hintergrund höre ich eine leise Melodie fiedeln, und sie kündet von der leisen Hoffnung auf ein Erbe. Kein übermäßig großes Erbe, nur eben so viel, um die Kosten für die Hofpflasterung wieder reinzuholen. Aber von mir erfährt sie das nicht.“

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