Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute wird es esoterisch oder sollte man sagen querdenkerisch? Es geht um die Angst vor Geimpften und den Einkauf beim Metzger:
„Liebes Corona-Tagebuch,
ich glaube, ich habe Leben verhindert. Mehrmals. Zumindest wenn es nach der Theorie einer Bekannten geht.
Ich nenne sie jetzt mal Ulla und sie gehört zu den Menschen, die äußerst subtile Gedanken spinnen können. Auch unaufgefordert. Ulla ist eine sehr zartfühlende Person und sieht hinter allem und vor allem hinter Corona das Große und Ganze, das Weltgefüge und das letzte Gericht. Aber abseits vom letzten Gericht ist sie auch für das neueste Gerücht empfänglich oder kreiert es gleich selbst. Und ja, sie trägt Jute.
Jedenfalls sorgte sie für einen ullaesken Moment (ullaesk wird es dann, wenn sich das Kafkaeske beim Kiffen selbst überholt) als sie mir ausrichten ließ, dass ich mich nicht zum zweiten Mal gegen Corona impfen lassen solle. Denn weil nach Sicht dieser Frau alles mit allem zusammenhängt und wir auf der feinstofflichsten Ebene mit dem ewigen Kosmos und seinen Gesetzen verbunden sind, vor allem aber mit Mutter Natur und den in ihr wirkenden unaustricksbaren Schwingungen und Mächten (feinstofflich, wie gesagt), hat es natürlich für die eigene Aura Folgen, wenn man mit Doppeltgeimpften zusammentrifft. Und sei es nur beim Anstehen für Leberkäse oder die grobe Rote.
Dann nämlich übertrügen sich die schlechten Energien der Geimpften und legten sich lähmend über die Ovarien junger Frauen – dieser armen Dinger. Und dann seien sie unschwängerbar, denn Mutter Natur lasse nicht mit sich spaßen und würde uns schon noch die Rechnung quittieren.
Liebes Corona-Tagebuch, ich glaube, ich habe gestern eines von den jungen Dingern unfruchtbar gemacht. Nicht nur, dass wir beim Metzger um Leberkäs anstanden, wir haben uns dabei sogar in die Augen geblickt. Und jetzt fühle ich mich schuldig. Aber was soll ich sagen, der Leberkäs war echt geil!“