Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um ein Unglück, das aber gar nicht so schwer zu ertragen scheint.
„Liebes Corona-Tagebuch, wenn man so durch die Ortschaften unserer Heimat streift, dann überkommt einen so ein wohliges Gefühl von Geborgenheit. Man geht vorbei an altem Fachwerk, streift durch malerische Gassen (nein, liebes Tagebuch, ich rede nicht unbedingt von Lichtenfels), verfängt sich mit Blicken an den nun ausschlagenden Ginsterbüschen in Vorgärten, und nebenbei bemerkt sieht man jetzt schon viel mehr blauen Himmel.
So lurte ich durch ein Örtchen des östlichen Landkreises, dort, wo sich Fachwerk und Postkartenidyll gute Nacht sagen. Hinter einem Gartenzaun unweit seiner Terrassentür sah ich einen lieben Bekannten sich im Garten auf einer Liege sonnen. Er sah sehr zufrieden aus, und dann und wann blickte er zu seinem Ofen, in welchem mal wieder ein Schinken zum Räuchern hing. Er las die Zeitung und hatte sich ein Beistelltischchen neben seine Liege drapiert. Auf ihm stand neben einem Buch auch ein Martini-Glas, in welchem eine verträumte Olive kullerte.
Mit Martini und warmer Kleidung in der Vorfrühlingssonne
„Ist es nicht ein bisschen zu frisch?“, wollte ich wissen, und mein Bekannter erklärte mir, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung. Außerdem scheint ja die Sonne, und regnen tut es ja auch nicht. Und wenn man sein Gesicht so ganz still in Richtung Sonne hält, dann „wärmt sie schon ungemein – herrlich“.
Ich freute mich für meinen Bekannten, wünschte ihm noch einen schönen Urlaub und wollte schon weiter, da hörte ich ihn antworten und mir die ganze Dramatik seines Lebens erzählen. Er hat gerade Corona, ist symptomfrei, darf dafür aber nicht arbeiten und muss es sich halt so angenehm wie möglich machen. Prost.
Wenn Corona-Quarantäne nahtlos in den Urlaub übergeht
Liebes Corona-Tagebuch, manche Menschen haben es nicht leicht. Nicht nur, dass sie Unglück haben, nein, es kommt dann auch noch Pech hinzu. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird mein Bekannter in dieser Woche Corona-bedingt symptomfrei daheim bleiben, und dann, in der kommenden Woche, schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Dann beginnt sein regulärer vierzehntägiger Urlaub, eingereicht schon im September des vergangenen Jahres.“