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LICHTENFELS: Corona-Tests in Kitas erfordern Vertrauen

LICHTENFELS

Corona-Tests in Kitas erfordern Vertrauen

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    Dreimal in der Woche müssen Kinder für den Besuch der Kindertagesstätte einen negativen Corona-Schnelltest vorlegen.
    Dreimal in der Woche müssen Kinder für den Besuch der Kindertagesstätte einen negativen Corona-Schnelltest vorlegen. Foto: Corinna Tübel

    Aufstehen, Anziehen, Frühstück … ach nein. Erst der Corona-Test. Dann frühstücken und Zähneputzen. Die Morgenroutine vieler Kinder in Lichtenfels hat sich seit dem 10. Januar, seit dem in bayerischen Kindertagesstätten und Kindergärten eine Testpflicht gilt, verändert.

    „Für die Kinder ist das, was wir zurückgemeldet bekommen, aber nicht schlimm“, weiß Silvia Herzig, Leiterin der Maintal-Kita Schönbrunn bei Bad Staffelstein. „Viele sind damit groß geworden, leider, und nehmen die Dinge, wie sie kommen.“ Und zwar folgendermaßen: Die Eltern zeigen die Testkassetten der Kinder mit dem negativen Ergebnis jeweils Montag, Mittwoch und Freitag an der Eingangstür der Einrichtung vor und entsorgen diese anschließend.

    Keine Kontrolle, woher die Testkassette kommt

    Silvia Herzig betont dazu: „Das Verfahren bietet schon eine größere Sicherheit, basiert aber auf Vertrauen. Wir haben zwar verständnisvolle und ehrliche Eltern, aber kontrollieren können wir es letztlich nicht, woher die Testkassette kommt und ob sie aktuell ist. Da steht Vertrauen gegen Vertrauen.“

    Zudem verweist sie auf die Unzuverlässigkeit vieler Schnelltests. Der bürokratische Aufwand bei diesem Verfahren sei glücklicherweise sehr gering – im Gegensatz zur Dokumentation und Aufbewahrung von anderen Corona-bezogenen Maßnahmen: Ergebnisse der Personal-Testungen, Besucherzettel, Nachweise externer Tests, Berechtigungsscheine und vieles mehr. Letztere erhalten die Eltern der Kinder regelmäßig, um sich kostenlose Selbsttests in der Apotheke ihrer Wahl abholen zu können.

    Auch im Caritas-Haus für Kinder Sankt Theresia in Burgkunstadt testen die Eltern ihre Kinder zu Hause und bringen ihre „Eintrittskarte“ mit ihren Kindern verlässlich mit. Leiterin Stefanie Friedrich ist zufrieden. Die Vernetzung Kita und Elternhaus sei sehr gut und auf einer guten, teilweise jahrelangen Vertrauensbasis aufgebaut. „Wir fühlen uns erleichtert und haben das Vertrauen, dass die Eltern sich ihrer Mitverantwortung bewusst sind und ihre Kinder regelmäßig testen.“

    „Es ist eine zusätzliche Sache, weil es Vorgabe ist. Aber eine Erleichterung ist es nicht.“

    Andrea Drexel, Leiterin des BRK-Haus des Kindes „Banzgau“

    Ein anderes Verfahren dagegen wendet das BRK-Haus des Kindes „Banzgau“ an: Die Eltern zeigen an den entsprechenden Tagen ein Formular vor, in dem sie die negative Testung ihrer Kinder dokumentieren. Auch die Marke des Tests und ob dieser nasal oder via Rachenabstrich vorgenommen worden ist, wird abgefragt. Die Mitarbeitenden verzeichnen das Ergebnis und nehmen die Kinder an der Tür der Einrichtung entgegen. „Es ist eine zusätzliche Sache, weil es Vorgabe ist. Aber eine Erleichterung ist es nicht.“

    Leiterin Andrea Drexel ist ehrlich. Zwar bringen die Eltern die Formulare gewissenhaft mit, kaum ein Elternteil habe diese in den vergangenen Tagen vergessen, aber es bleibe eine Vertrauenssache. „Mit PCR-Tests würden wir uns noch besser fühlen. Bei Schnelltests ist das Ergebnis nicht gleich positiv, es vergehen immer ein paar Tage. Das ist mittlerweile nachgewiesen. Bei PCR-Tests sieht das anders aus“, so die Leiterin. Tatsächlich fordern Elterninitiativen – unter anderem in den sozialen Netzwerken – PCR-Tests für die Einrichtungen als Standard, doch das scheitere sowohl am Personalmangel als auch am Modus der Ausführung, vermutet Silvia Herzig. Auch Stefanie Friedrich ist skeptisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass öffentliche Teststellen weitere Kapazitäten ableisten könnten, da ja auch hier weitere Ehrenamtliche oder Personal benötigt wird.“

    FFP2-Masken im Krippenbereich

    Damit der Alltag und eine Betreuung in der Maintal-Kita Schönbrunn bei Bad Staffelstein stattfinden kann, sind dreimal pro Woche negative Ergebnisse aus den Corona-Tests der Kinder vorzuweisen.
    Damit der Alltag und eine Betreuung in der Maintal-Kita Schönbrunn bei Bad Staffelstein stattfinden kann, sind dreimal pro Woche negative Ergebnisse aus den Corona-Tests der Kinder vorzuweisen. Foto: red

    Doch auch die anderen Hygienemaßnahmen sind derzeit in den Kindertageseinrichtungen extrem hoch. Zwar lautet die Anweisung für die Mitarbeitenden, medizinische Masken zu tragen, doch viele benutzen durchgehend FFP2-Masken zum Schutz. Das gilt auch für den Krippenbereich, wo die körperliche Nähe zu den Kindern noch weniger vermieden werden könne als in den anderen Gruppen – beispielsweise beim Wickeln und Trösten auf dem Arm. „Die Masken werden von den Kindern akzeptiert. Auch in der Krippe hat es nie einen Fall gegeben, in dem das Kind geweint oder sich distanziert hat, weil die Erzieherin eine Maske getragen hat“, erklärt Andrea Drexel. Stefanie Friedrich verweist zudem darauf, dass ja alle Menschen auch außerhalb der Kita Maske tragen und dies schon zu einer gewissen Normalität für Kinder geworden sei. Immerhin: Das Hygienebewusstsein der Kinder habe sich zum Positiven verändert, resümiert Silvia Herzig.

    Wo sind die klaren Anweisungen?

    Nach zwei Jahren Pandemie ist jedoch keine Routine aufgekommen. „Im März 2019 zu Beginn der Pandemie gab es klare Anweisungen und Regeln“, blickt Silvia Herzig von der Maintal-Kita Schönbrunn zurück. „Heute kommt jeder zu uns und fragt: Was machen wir jetzt? Aber die Regelungen von den Ministerien kommen oft sehr kurzfristig, spät und am Wochenende. Wir lesen davon schon in der Zeitung, aber haben noch keine offiziellen Regelungen bekommen.“

    Auch bei positiven Testungen seien die Maßnahmen undurchsichtig: Die Erreichbarkeit des Gesundheitsamtes, bei dem die Einrichtung die Fälle melden muss, sei lückenhaft. Gleichzeitig vergingen bis zu drei Tage, ehe die Ergebnisse der PCR-Testungen vorlägen. „Ich muss den Eltern immer wieder kommunizieren: Wir haben Verdachtsfälle, aber wissen selbst noch nichts. Entscheiden Sie selbst, ob sie Ihr Kind in die Einrichtung bringen.“ Schnellere Reaktionen der Behörden sowie weniger Bürokratie sind ihre Forderungen für die Zukunft.

    Auch inhaltliche Aspekte werfen Fragen, Diskrepanz und Unverständnis auf. Während für die Kinder als enge Kontaktperson zu einem Infizierten die häusliche Quarantäne fünf Tage seit dem letzten Kontakt andauere, seien für die Mitarbeitenden der Einrichtung sieben Tage vorgeschrieben.

    Persönliche Daten des Kindes, Marke und Art des Tests müssen die Eltern in eine Liste übertragen und in der Kindertagesstätte vorzeigen.
    Persönliche Daten des Kindes, Marke und Art des Tests müssen die Eltern in eine Liste übertragen und in der Kindertagesstätte vorzeigen. Foto: Corinna Tübel

    „Woher soll ich das Personal nehmen, wenn die Gruppe wieder kommt?“, fragt Andrea Drexel. Sie wünscht sich mehr Rechte und Anweisungen für die lokalen Behörden. Wenn in einer Gruppe mehrere Kinder positiv getestet seien, müsse es vom Gesetzgeber eine schnelle Quarantäneregelung des Gesundheitsamtes geben. „Da braucht es keinen langen Weg über den Träger und andere Stellen. Und da muss man den schwarzen Peter auch nicht den Kindertageseinrichtungen zuschieben, wenn diese dann den Eltern schlechte Nachrichten überbringen.“

    „Wir fühlen uns erleichtert und haben das Vertrauen, dass die Eltern sich ihrer Mitverantwortung bewusst sind und ihre Kinder regelmäßig testen.“

    Stefanie Friedrich, Leiterin Caritas-Haus für Kinder Sankt Theresia

    Klare und einheitliche Regelungen aus der Politik für alle erhofft sich auch Stefanie Friedrich, außerdem eine entsprechende Würdigung der betroffenen Berufsgruppen. Und von den Eltern? „Wir wünschen uns weiterhin so viel entgegengebrachtes Verständnis von den Eltern für Regelungen, die wir verpflichtet sind auszuführen, und einen gewissen Zusammenhalt durch Rücksichtnahme und Gemeinschaftsgefühl.“

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