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LICHTENFELS/TIEFENROTH: Corona und die Jagd: Corinna Badum aus Tiefenroth erzählt.

LICHTENFELS/TIEFENROTH

Corona und die Jagd: Corinna Badum aus Tiefenroth erzählt.

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    Seit 2011 ist Corinna Badum aus Tiefenroth aktive Jägerin. Sie erläutert, warum die Covid-19-Pandemie auch die Jäger vor Herausforderungen stellt.
    Seit 2011 ist Corinna Badum aus Tiefenroth aktive Jägerin. Sie erläutert, warum die Covid-19-Pandemie auch die Jäger vor Herausforderungen stellt. Foto: privat

    Rehkeule, Wildschweinbraten oder Wildgulasch – insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten stehen diese Delikatessen ganz oben auf den Speisekarten heimischer Gasthöfe. Normalerweise. Doch in dieser Saison ist alles anders. Die Gasthäuser und Restaurants sind infolge des Lockdowns wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Und selbst wenn sie einen Abholservice anbieten, ist der Absatz an Wildgerichten eher gering, die Nachfrage nach Wildfleisch seitens der Gastronomie in der Folge ebenso. Das stellt Corinna Badum aus Tiefenroth wie zahlreiche andere Jägerinnen und Jäger fest.

    Dass die Gasthöfe aufgrund der aktuellen Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen seit Anfang November geschlossen sind, wirke sich gravierend auf den Wildfleischbedarf aus, erläutert Corinna Badum. Im Augenblick beziehe keiner der Gasthöfe, die sie normalerweise mit Wildbret beliefert, Fleisch von ihr. Teilweise könnten die Jäger das erlegte Wild gar nicht mehr verkaufen.

    „Die Zubereitung von Wildbret ist wirklich kein Hexenwerk!“

    Corinna Badum, Jägerin

    Der Vorsitzende des Bayerischen Jagschutz- und Jägervereins Lichtenfels, Michael Ament, bezeichnet die vernünftige Wildbret-Vermarktung als „Herkulesaufgabe“. Blickt er in seine Aufzeichnungen, so stellt er fest, dass er vor 15 Jahren die Jagdpacht fast vollständig aus dem Erlös des Wildbrets begleichen konnte. Stabil geblieben sei aber einzig und allein der Pachtpreis. Habe es für das Fleisch bereits vor der Covid-19-Pandemie einen Preissturz gegeben, so drücke die aktuelle Situation mit der Schließung der Gastronomie die Preise noch mehr nach unten.

    Ament appelliert an alle Revierinhaber, Wildbret direkt an die Endverbraucher abzugeben und nicht mittelbar, das heißt über Großhändler, zu gehen. Anstatt im Supermarkt teures Fleisch aus anderen Ländern zu kaufen, sei es sinnvoll, beim Jäger vor Ort frisches, hochwertiges Wildbret aus der Region zu erstehen, findet Corinna Badum.

    Doch sie weiß aus eigener Erfahrung, dass der Verkauf an privat eine Herausforderung ist: Viele Leute wüssten nicht, von welchem Jäger sie Wildfleisch beziehen können.

    Corinna Badum betreut zusammen mit ihrem Mann ein Jagdrevier im Landkreis Coburg.
    Corinna Badum betreut zusammen mit ihrem Mann ein Jagdrevier im Landkreis Coburg. Foto: privat

    Zum anderen schreckten viele vor der Zubereitung zurück. Oft bekomme sie zu hören: „Oh, an Wild trau ich mich nicht ran!“ Corinna Badum beschwichtigt: „Die Zubereitung von Wildbret ist wirklich kein Hexenwerk!“ Und natürlich hätten die Jäger auch den ein oder anderen Geheimtipp für ihre Kunden. Auch wenn der Absatz von Wildbret aktuell schwierig ist, sei es keine Option, weniger Tiere zu schießen, erklärt die Jägerin, die gemeinsam mit ihrem Mann ein eigenes Revier im Landkreis Coburg betreut.

    Der Abschussplan muss eingehalten werden

    „Für Rehwild gibt es beispielsweise einen Abschussplan, der eingehalten werden muss und den ich als Jägerin zu erfüllen habe. Bei Wildschweinen ist es ebenfalls nicht möglich, denn erstens versucht man, durch Abschuss den Wildschaden zu vermeiden oder zu minimieren, und zweitens ist es mit Blick auf die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest wichtig, die Wildschweine zu bejagen und somit den Bestand niedrig zu halten.“

    Eine Gruppe von Rebhühnern in freier Wildbahn beobachten

    Seit 2011 ist Corinna Badum aktive Jägerin – mit großer Leidenschaft, aber nicht nur um des Jagens willen: „Meistens freue ich mich, was ich bei meinem Revierbesuch sehe oder erlebe. So war ich beispielsweise vergangene Woche in unserem Revier unterwegs, um mich umzusehen, und habe tatsächlich einen Fasanenhahn gesehen oder ein paar Tage zuvor eine Gruppe von Rebhühnern. In solchen Momenten geht mir einfach das Herz auf, da man sowas nur selten sieht.“

    Wie oft sie „ansitzt“ sei unterschiedlich. Dabei komme es nicht nur auf die Umstände im Revier an, sondern auch auf die spezifischen Jagd- und Schonzeiten für die jeweiligen Wildarten.

    Hunde im Wald anleinen, selbst auf den Wegen bleiben

    Ein wenig traurig und nachdenklich macht sie allerdings, was sie gelegentlich mit Menschen in ihrem Revier erleben muss: „Erst kürzlich sprangen mir dort zwei aufgeschreckte Rehe aus einer Hecke entgegen, verfolgt von einem frei laufenden Hund, der nicht von ihnen ablassen wollte. Erst als ich meine Hupe einsetzte und den Hund laut anschrie, ließ der Hund von den Rehen ab. Als ich die Hundeführerin auf den Vorfall ansprach, stritt sie vehement ab, dass ihr Vierbeiner das Wild verfolgt habe, obwohl ich gleichzeitig deutlich erkennen konnte, dass sie selbst Probleme hatte, ihn zu bändigen.“

    Da frei laufende Hunde eine massive Störung für das Wild darstellen, bitten sie und Michael Ament die Hundehalter eindringlich, ihre Vierbeiner im Wald an die Leine zu nehmen. Auch an die Spaziergänger und Sportler appellieren die beiden Jäger, auf den Waldwegen zu bleiben, nicht querfeldein zu laufen und auch nicht zu Unzeiten in der Natur beziehungsweise im Wald unterwegs zu sein: „Das stört in erster Linie das Wild. Es hat dadurch teilweise keine Ruhemöglichkeiten mehr.“

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