K loster Banz
Es wird Abend und aus allen Himmelsrichtungen strömen die Menschen auf die Wiese vor Kloster Banz – ausgerüstet mit Picknickdecken und Kissen. Zum Teil überlappen sich die Decken, denn an diesem Abend wird jedes noch so kleine Wiesenstück gebraucht. Kein Wunder, wenn Star-Geiger David Garrett mit einer Hommage an brillante Geiger des Goldenen Zeitalters auf Tournee ist.

Auf der Klosterwiese erfreute er am Sonntag sein Publikum mit gefühlvollem Spiel und Glanzstücken jener legendären Geiger, die ihn schon als Kind begeisterten. Begleitet wurde Garrett von dem Gitarristen Franck van der Heijden und Rogier van Wegberg am Bass.
Musikalische Helden
Als schnellster Geiger der Welt, eingetragen im Guinness-Buch der Rekorde, und umjubelt für sein virtuoses Spiel, will David Garrett sich laut eigener Aussage nun auf das Wesentliche konzentrieren. „Nicht die Virtuosität steht in den Werken im Vordergrund. Sie haben wunderschöne Melodien und bringen dem Hörer näher, was im Leben zählt: Harmonie.“
Mit seiner Tour „Iconic“ erinnert Garrett an das Goldene Zeitalter der Geigenvirtuosen. Künstler wie Zino Francescatti, Arthur Grumiaux, Jascha Heifetz, Fritz Kreisler und Yehudi Menuhin hätten ihn in jungen Jahren bezaubert: „Von meinen großen Idolen habe ich mir die Werke auf Platte oder CD angehört. Das waren für mich so kleine Diamanten, die ich als Kind sehr gerne nachgespielt habe und die mich natürlich auch motiviert und inspiriert haben, das beruflich zu machen“, erinnert sich der Stargeiger. Ihnen will er es künstlerisch gleichtun und so vertiefte er sich in ihre epochalen Aufnahmen und Biographien.
„Leider spielen seit einigen Jahrzehnten Geiger immer seltener einige der kurzen Stücke, die die Großen der 1920er- und 1930er-Jahre in ihren Konzerten aufgeführt haben. Dabei bleiben sie einem sofort im Gedächtnis“, meint Garrett. „Mir bedeutet es deswegen umso mehr, dass ich nun die Gelegenheit habe, all diese schönen Stücke wieder lebendig werden zu lassen.“ In neuer Bearbeitung für Violine und Gitarre erklingt Musik von Dvořák, Gluck und Kreisler über Mozart und Vivaldi bis hin zu Abreu, Dinicu und Fauré. Um den musikalischen Ansprüchen gerecht zu werden, hat Bassist Wegberg dafür sogar ein ganz besonderes Instrument dabei: Die sogenannte „Vimana“ mit vier Basssaiten und zwei zusätzlichen höheren Saiten.
Himmlische Klänge
Das Konzert in Banz begann etwas später, da den Zuhörerinnen und Zuhörern die Möglichkeit gegeben werden sollte, von Anfang an dabei zu sein. Aufgrund des großen Interesses waren Staus entstanden und einige liefen vom Parkplatz im Tal bis zur Klosterwiese. Die Strapazen hatten sich gelohnt, denn im abwechslungsreichen Programm war für jeden etwas dabei. Bekannte Werke, wie Mozarts „Alla turca“ oder Auszüge aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, wechselten sich mit ruhigen Stücken, wie Saint-Saëns‘ „Der Schwan“ oder Schumanns „Träumerei“, ab.

In die jeweiligen Werke führte Garrett jeweils ein: „Spannenderweise ist der Originaltext von Schubert eher romantisch, erst nach Schuberts Tod ist dieser einem sakraleren, lateinischen Text gewichen“, erklärte der Musiker. „Meine Interpretation gilt eher dem Original, denn Romantik und Demut schließen sich für mich nicht aus. Von Franz Schubert spielen wir nun wohl eins der bekanntesten Werke der Klassik: Das Ave Maria.“

Daraufhin lauschte das Publikum ergriffen den beinahe himmlischen Klängen und auf der Wiese konnte man nur die Grillen leise zirpen hören. Das Ave Maria rührte nicht wenige so sehr, dass sogar die ein oder andere Träne vergossen wurde.
Der Geiger war ebenfalls offen für verschiedenste Zuschauerfragen, beispielsweise was er am meisten auf Tour vermisse oder ob sich die Künstler untereinander auch einmal auf die Nerven gingen. Nicht nur bei der Beantwortung dieser und anderer Fragen bewies Garrett viel Humor, sondern auch mit Aussagen wie: „Es riecht so lecker nach Barbecue hier. Ich hab' das Gefühl, wenn ich morgen die Geige auspacke, riecht die nach Würstchen…“
Feuerwerk geigerischen Könnens
Das Programm schloss mit der „Hora Staccato“ von Dinicu, angelehnt an Musik der rumänischen Folklore. „Es ist ein Feuerwerk geigerischen Könnens und aus dem Repertoire eines jeden virtuosen Geigers nicht wegzudenken“, kündigt Garrett an. Das Stück gilt als krönender Abschluss eines jeden klassischen Rezitals; auch an diesem Abend auf der Klosterwiese in Banz. Am Ende erhielt Garrett Standing Ovations und das Publikum verlangte lautstark nach einer Zugabe. Mit „Bella Ciao“, bei dem alle klatschten und wippten, verabschiedete sich der Geiger.

Stellungnahme der Veranstalter Die Veranstalter des David Garrett Konzerts in Kloster Banz wollen in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Staffelstein und den örtlichen Behörden ein verbessertes Park- und Anreisekonzept für das kommende Jahr erarbeiten. „Im gleichen Zuge werden Veranstaltungsbesucher eindringlich gebeten, sich vor dem Konzertbesuch die entsprechenden Informationen zur Anreisesituation einzuholen“, teilte der Veranstaltungsservice Bamberg GmbH in einer Stellungnahme am Montag mit. Das Konzert von Star-Geiger David Garrett hatte am Sonntag aufgrund von Verzögerungen bei der Anreise von Besucherinnen und Besuchern rund 20 Minuten später begonnen als geplant. Offenbar kannten viele die Parksituation vor Ort nicht, parkten im Tal und unterschätzten die Zeit für den Fußweg zum Kloster. Schon in diesem Jahr hatten die Veranstalter in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Staffelstein und den örtlichen Behörden ein verbessertes Park- und Anreisekonzept erarbeitet, das sich laut Veranstaltern an den beiden Vorabenden, bei „Lieder auf Banz“, für geeignet erwiesen hat. „Entgegen der Erfahrung der Vorabende und trotz vorheriger ausführlicher Hinweise seitens der Veranstalter, die auf allen digitalen Plattformen sowie in Presse und Hörfunk kommuniziert wurden, fand die Anreise der meisten Konzertbesucher am Sonntag überraschend spät statt.“ In Kombination mit der besonderen Lage der Veranstaltungsstätte und der Wetterlage hätte dies zur angespannten Verkehrssituation geführt.